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Die Welt ohne uns

Die Welt ohne uns

Titel: Die Welt ohne uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Weisman
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Elch, sind von allein gekommen. Andere, wie der Biber, sind ausgesetzt worden und haben sich rasch vermehrt. In einer Welt ohne Menschen, die den Bibern Einhalt gebieten, könnte Neuengland wieder das Aussehen annehmen, das Nordamerika einst von Kanada bis Nordmexiko hatte: Jeder Bach wird in regelmäßigen Abständen von Biberdämmen unterbrochen, wodurch große Feuchtgebiete entstehen, die sich wie dicke Perlen aneinanderreihen und mit Enten, Bisamratten, Watvögeln und Salamandern dicht besiedelt sind. Ein neues Element des Ökosystems wäre der Kojote, der gegenwärtig bemüht ist, die verwaiste Wolfsnische zu besetzen – obwohl möglicherweise schon eine neue Unterart auf diesen Platz Anspruch erhebt.
    »Die Exemplare, die wir beobachten, sind erheblich größer als die westlichen Kojoten. Ihre Schädel und Kieferknochen sind umfangreicher«, sagt Foster und seine Hände beschreiben einen eindrucksvollen Schädel dieser Hundeartigen. »Sie reißen größere Beutetiere als die Kojoten im Westen, beispielsweise Hirsche. Wahrscheinlich ist das kein plötzlicher Anpassungsprozess. Es gibt genetische Indizien dafür, dass westliche Kojoten durch Minnesota gewandert sind, dann quer durch Kanada, wo sie sich mit Wölfen gekreuzt haben, bis sie endlich hier aufgetaucht sind.«
    Es sei ein Glücksfall, fügt er hinzu, dass Neuenglands Farmer das Land verlassen hätten, bevor Amerika von nichteinheimischen Pflanzen überschwemmt wurde. Bevor sich exotische Bäume ausbreiten konnten, hatte die einheimische Vegetation schon wieder festen Fuß auf dem einstigen Ackerland gefasst. Keine Chemikalien waren in den Boden gelangt. Kein Unkraut, keine Insekten und keine Pilze waren vergiftet worden, um das Wachstum anderer Pflanzen zu fördern. Es ist fast ein Musterfall für die Art und Weise, wie die Natur landwirtschaftlich genutzte Fläche wieder in Besitz nehmen kann – ein Musterfall, an dem wir beispielsweise das alte England messen können.
     
    Der Bauernhof
     
    Wie die meisten britischen Fernverkehrsstraßen wurde die Trasse der Autobahn M1, die von London aus nach Norden führt, ursprünglich von den Römern erbaut. In Hertfordshire ist es von Hempstead nur ein Katzensprung bis St. Alban's und von dort wiederum nur ein kleines Stück bis zum Dorf Harpenden. Von römischer Zeit bis ins 20. Jahrhundert, als die Orte Schlafstädte des 50 Kilometer entfernten London wurden, war St. Alban's ein Zentrum für landwirtschaftlichen Handel, während Harpenden inmitten von flachen Kornfeldern lag, deren Gleichförmigkeit allenfalls durch Hecken unterbrochen wurde.
    Lange bevor die Römer im 1. Jahrhundert n.Chr. eintrafen, lichteten sich die dichten Wälder der Britischen Inseln bereits. Die ersten Menschen kamen vor 700000 Jahren, während der Eiszeiten, als der Ärmelkanal eine Landbrücke war; vermutlich folgten sie Herden von Auerochsen, den heute ausgestorbenen wilden eurasischen Rindern, doch sie schlugen nur zeitweilige Lager auf. Wie der namhafte britische Forstbotaniker Oliver Rackham meint, herrschten nach der letzten Eiszeit im Südosten Englands große Linden- und Eichenbestände vor, dazu eine Fülle von Haselnusssträuchern, die den Steinzeitsammlern als Nahrung dienten.
    Um 4500 v.Chr. veränderte sich die Landschaft, weil jeder, der über das Wasser kam, das fortan England vom Kontinent trennte, Saatgut und Nutztiere mitbrachte. Diese Einwanderer, so klagt Rackham, »schickten sich an, Großbritannien und Irland in einen Abklatsch jener trockenen, offenen Steppen des Nahen Ostens zu verwandeln, in denen die Landwirtschaft begonnen hatte«.
    Heute ist weniger als ein Hundertstel der Fläche Großbritanniens noch ursprüngliches Waldgebiet, in Irland ist es praktisch ganz verschwunden. Die meisten Waldbestände sind abgegrenzte Flächen, die erkennen lassen, dass hier seit Jahrhunderten konsequente Niederwaldwirtschaft betrieben wurde, bei der die Regeneration durch Stockausschläge erfolgte und das Holz zum Bauen und Heizen verwendet wurde. Die Praxis wurde nach der römischen Herrschaft von den angelsächsischen Kleinbauern und Leibeigenen und später auch im Mittelalter beibehalten.
    In Harpenden, unweit eines niedrigen Steinkreises und einer angrenzenden Palisadenwand – den Überresten eines römischen Heiligtums –, wurde Anfang des 13. Jahrhunderts ein Landsitz errichtet. Rothamsted Manor, erbaut aus Ziegeln und Holz und umgeben von einem Graben und 120 Hektar Land, wechselte fünfmal den Besitzer in

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