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Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)

Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)

Titel: Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. J. Kincaid
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das nächste Softwarepaket zu empfangen. Er kam dabei dicht am Fallgitter vorbei und konnte seinen Blick kaum von diesem lösen, während er den Raum betrat. Dort klinkte er sich ein, um noch mehr Programme in seinem Gehirn zu empfangen.
    Als Tom die nächsten Male Medusa begegnete, tat er dies in den Freistunden und ging dafür in eine VR -Halle in der Pentagon City Mall. Er konnte sich nicht dazu aufraffen, sich erneut in Blackburns Büro oder die Offizierslounge zu schleichen, weil ihn eine Stimme im Hinterkopf warnte: Errege keine Aufmerksamkeit . Errege nicht Blackburns Aufmerksamkeit. Verstoße nicht gegen Vorschriften.
    Das war ihm fremd, und wenn er diese Stimme hörte, fühlte er sich manchmal irgendwie krank, aber er konnte sie nicht ignorieren, ohne das Gefühl zu bekommen, sein Kopf würde zerquetscht. Und sobald er dann an etwas anderes dachte, konnte er sich nicht einmal mehr daran erinnern, dass es die Stimme gegeben hatte.
    Daher klinkte er sich nicht ein. Er loggte sich lediglich von einer VR -Halle aus ein und stellte sich ihr in regulären Videogames gegenüber. Zwar entging ihm so die intensivere Kampferfahrung. Aber das interessierte ihn nicht mehr, wenn sie beide in einer Simulation nach der anderen gegeneinander antraten. Sie besiegte ihn jedes Mal. Es war jedes Mal knapp, aber da war immer diese eine Bewegung, die sie machte und er nicht, dieser eine Moment, in dem sie schneller war als er.
    Medusa war nicht die große Rednerin, und Tom kämpfte lieber, als dass er redete. Daher nutzten sie zu Anfang ihre computerisierten Stimmen kaum. Doch irgendwann setzten die Sticheleien ein. Da Tom die eigentlichen Spiele nie gewann, rieb er ihr seine kleinen Erfolge unter die Nase. – »Puh, jetzt sieh dir das an, da hast du wohl geglaubt, du würdest mich abknallen. Aber hey, immerhin hast du dafür diesen verschreckten Dörfler ins Jenseits befördert.« – Sie dagegen fing damit an, ihm ihre großen Erfolge unter die Nase zu reiben. – »Oje, wo ist denn dein Kopf plötzlich hin? Na, vielleicht war er es satt, nicht mehr benutzt zu werden?« – Manchmal verweilten sie nach ihren Schlachten noch und sprachen darüber, was geschehen war. – »Wenn ich mich einfach nur geduckt hätte, dann hätte ich dich gehabt. Ich hatte nämlich eine Drachentöteraxt.« »Nee, ich habe ja gerade darauf gewartet, dass du dich duckst, und ich hatte einen Dolch in der Hand.« – Manchmal schweifte das Gespräch auch zu den Kämpfen ab, die Medusa im richtigen Leben austrug.
    Einmal, als Tom ausschweifend damit begann, über Medusas Erfolg auf Titan zu schwärmen, fragte Medusa ihn, ob er sie stalkte.
    »Tue ich«, gab Tom zu. Er gestand sogar ein, ihre Schlachten 394-mal angeschaut zu haben.
    Seltsamerweise führte sein ehrliches Eingeständnis, dass er krankhaft von ihr besessen war, dazu, dass sie ihn noch mehr mochte und weniger vorsichtig wurde. Sie sprach nun mit ihrer richtigen Stimme, sodass er ihr ebenfalls mit seiner richtigen Stimme antwortete.
    Und Medusa? Ja, sie war definitiv ein Mädchen.
    »Wie spät ist es bei euch?«, fragte er sie eines Samstagmorgens, nur damit er wieder ihre Stimme hören konnte.
    »Fünf Uhr morgens, offenkundig.«
    Tom wusste, dass es eine dumme Frage gewesen war. Sie kannten die Zeitzone, in der der jeweils andere lebte. Es war ihm egal. »Wann schläfst du eigentlich?«
    »Wenn ich dich und dein Land gerade mal nicht niedermache.«
    Tom lachte. Auf einmal war sie für ihn der absolute Hammer. »Ich war sechs Jahre lang unbesiegt, bis ich dir begegnet bin.« Er richtete das Mikrofon so aus, dass sie ihn über das Stimmengewirr in der öffentlichen VR -Halle hinweg hören konnte. Sein Avatar war ein Muskelmonster mit einem Samuraischwert, das auch als Phaserpistole diente.
    Medusas Avatar war eine ägyptische Göttin mit fledermausartigen Flügeln und Augen, die Feuer versprühten. »Ich war acht Jahre lang unbesiegt, bis ich dir begegnet bin. Und ich bin immer noch unbesiegt!«
    Ihre Figuren waren während der Anfangsphase ihres Rollenspiels noch untätig. Sie hatte ihn damit genervt, sich ein Rufzeichen auszudenken. Denn ihr gefiel weder der Name seines Avatars, Murgatroid, noch der Spitzname, den er vorschlug, nämlich »der Dingsbums.«
    »Ich habe eins«, beschied Tom ihr. »Merlin.«
    Den mochte Medusa nicht. Ihre ägyptische Königin verwandelte sich in eine große Fledermaus, die durch den Raum flatterte, als wolle sie fort. Toms Ungeheuer sprang auf, um sich vor das

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