Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)
Kinder?«
»Ja.«
»Er hat seine eigenen Kinder in die Luft gejagt.«
»Ja, Tom.«
Es ging Tom einfach nicht in den Kopf.
»Als wir dann endlich vorrückten, leistete Major Blackburn keinen Widerstand«, sagte Marsh. »So entrückt er auch war, selbst er begriff, was geschehen war. Und selbst nachdem er seinen eigenen Neuronalprozessor umprogrammiert hatte, dauerte es noch Jahre, bis er auch nur die kleinste Bewegungsfreiheit zugestanden bekam – als so gefährlich hatte er sich erwiesen. Also werden Sie jetzt hoffentlich anerkennen, wie weit ich mich aus dem Fenster lehnen musste, um ihn hierherzuholen. Die Armee hätte ihn nie mehr haben wollen. Ihre Jungs fuhren diesen Wagen auf die Landmine. Deshalb ist James Blackburn jetzt in meiner Abteilung und unterliegt meiner Verantwortung. Wenn er untergeht, gehe ich auch unter, und das weiß er.«
In Toms Kopf hämmerte es. »Dann bin ich also im Eimer.« Die Tragweite lastete bleischwer auf ihm. »Er hat Sie damit in der Hand, also wenn ich bleibe, wird mich Blackburn mit dem Memografen in den Wahnsinn treiben, und Sie können ihn nicht aufhalten. Ich muss also den Dienst quittieren.«
»Es gibt noch eine andere Möglichkeit. Ich kann das nicht entscheiden, aber falls die Senatoren im Verteidigungsausschuss die direkte Anweisung erteilen würden, den Ball flach zu halten, dann müsste er Sie in Frieden lassen. Wenn Sie wollen, dass die zu Ihren Gunsten eingreifen, Tom, dann müssen Sie so wertvoll sein, dass die Sie gar nicht gehen lassen können. Und das müssten Sie so öffentlich demonstrieren, dass es Eindruck hinterlässt.«
Tom setzte sich aufrecht. Er war besorgt und angespannt. Zugleich glomm tief in ihm ein Funken Hoffnung auf. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn.
»Wie denn? General, ich würde alles tun.«
»Sie begleiten mich zum Gipfel im Kapitol. Sie werden es sein, der Elliot vertritt. Sie werden es sein, der Medusa besiegt.«
ACHTUNDZWANZIG
T om rannte durch die Calisthenics Arena und schloss mitten im Getümmel der Schlacht von Gettysburg zu Vik auf. Sein Stubenkamerad hob sein Bajonett, um ihn zu durchbohren, erkannte dann jedoch, dass er es war, und senkte die Waffe wieder.
»Tom! Hey, bist du jetzt fertig mit dem Versteckspiel?«
»Noch nicht. Lauf schneller.«
»Aah«, stimmte ihm Vik zu. Die Konföderierten hatten sie fast erreicht.
Die beiden stürmten über die Wiese. Vor ihnen feuerten die Soldaten der Nordstaaten auf ihre Stellung. Die beiden Armeen nahmen sie in die Zange wie eine zuschnappende Stahlfalle.
»Wo bist du denn gewesen?« Vik schrie die Worte, um sich durch das Donnern der Geschütze Gehör zu verschaffen. »Du solltest mal hören, was für Gerüchte über dich im Umlauf sind, Mann. Ich rede hier von Entführungen durch Außerirdische und geheimen CIA -Experimenten in Sachen Bewusstseinskontrolle.«
»Kellergeschoss.« Viel mehr brachte Tom nicht hervor. Nicht weil es der Geheimhaltung unterlag, sondern weil er außer Atem war. Zwei Tage ohne Schlaf und mit wenig zu essen und trinken, dazu die fortwährende Memografie, hatten ein körperliches Wrack aus ihm gemacht.
Olivia hatte angeboten, ihm eine Entschuldigung für Fitnessübungen zu schreiben, doch Tom wusste nicht, wie viel Zeit ihm im Turm noch blieb, und er wollte so viel wie möglich davon mit seinen Freunden verbringen.
Plötzlich färbte sich der Himmel über ihnen schwarz, und die gefallenen Soldaten der Konföderierten und der Nordstaaten erhoben sich wieder und entpuppten sich als Vampire, die nun unter den Auszubildenden ein Blutbad anrichteten. Tom setzte sein Bajonett ein, um einen von ihnen aufzuspießen, doch zwei Nordstaatenvampire packten ihn und schlitzten ihm mit ihren Reißzähnen die Kehle auf.
Sitzung abgelaufen. Immobilitätssequenz initiiert. Von der Brust abwärts wich jedes Gefühl aus ihm, und er fiel ins Gras.
Vik fiel ebenfalls tot neben ihm ins Gras. »Dann erzähl mal alles«, rief er über das Dröhnen des Geschützfeuers hinweg.
»Du stirbst doch sonst nie bei Fitnessübungen.«
»Ich habe einen auf Beamer gemacht und mich umbringen lassen.«
Einen auf Beamer gemacht. Tom seufzte, und eine düstere Stimmung bemächtigte sich seiner, während die Vampire über seine Leiche hinwegtrampelten, um sich den Rest der Auszubildenden vorzuknöpfen. Er musste Medusa besiegen, sonst wäre er derjenige, der wirklich einen auf Beamer machte. Er wäre raus aus dem Programm, und der Neuronalprozessor würde ihm stufenweise aus dem
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