Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)
dicht an ihn gedrückt, und er spürte ihre Körperwärme an seinem Arm. »Hä?«, machte Tom, bemüht, sich nicht allzu sehr davon ablenken zu lassen. »Das ist ja komisch. Ich wusste gar nicht, dass die Zugehörigkeit zu einer Division eine so große Rolle spielt.«
»Im Moment sind sie für dich bloß unterschiedliche Schlafsäle. Erst wenn es um potenzielle Sponsoren von Unternehmerseite geht, spielen Divisionen eine Rolle. Alexanders und Hannibals werden dich den Repräsentanten ihrer jeweiligen Firmen vorstellen – das sind die Leute in den Konzernen der Koalition, die darüber entscheiden, welche Kombattanten sie sponsern wollen. Sie übernehmen die Kosten für die Sendezeit für einen Kombattanten, stellen ihnen Schiffe zur Verfügung, mit denen sie kämpfen können, und ermöglichen es dem Militär finanziell, sie bei Schlachten im Weltraum einzusetzen.«
»Die Leute sind also gar nicht in der CamCo, weil sie gut wären.«
»Gut zu sein hilft. Und nein, das hier ist keine reine Leistungsgesellschaft. Es geht auch darum, die richtigen Leute zu kennen.«
»Ich dachte, es ginge hier ausschließlich um Krieg. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass es um Politik geht.«
Sie stieß ihn mit der Hüfte an. »Tom, kennst du nicht den Spruch: ›Politik ist die Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln.‹?«
»Und wie ist es mit den Machiavellis?«, fragte Tom, während sein Blick auf die Abbildung eines Federkiels auf ihren Schultern fiel. »Mit wem habt ihr euch verbündet?«
»Wir meiden dauerhafte Bündnisse. Wir sind frei und ungebunden.«
»Freiheit ist gut. Ich bin total für Freiheit.« Außerdem war er total dafür, Heathers Hände überall auf seinem Körper zu spüren.
Sie zupfte ihn am Arm und drückte sich gegen seine Brust. Ihr Drängen ließ Tom zurückweichen, bis er mit den Beinen gegen das weiche Polster eines Sessels stieß. Er ließ sich auf ihn fallen.
»Tja«, sagte Heather, ließ sich ihrerseits auf einen Sessel fallen und schlug die Beine übereinander. »Freiheit hat ihre Nachteile. Ich bin der einzige Machiavelli in der CamCo, weil die miteinander verbündeten Divisionen ihren Sponsoren immer nur potenzielle Kombattanten aus den Reihen des jeweils Verbündeten vorschlagen. Alexanders und Hannibals stellen einander vor, Napoleons und Dschingisse stellen einander vor … Es dreht sich alles um Einfluss. Wenn du mehr Leute aus deiner eigenen Division in der CamCo hast, dann kannst du noch mehr Leute aus deiner Division in die CamCo schleusen. Deswegen war es schwierig für mich, überhaupt reinzukommen.«
»Schwierig für dich ?«, fragte Tom ungläubig. Jemand, der fliegen konnte wie sie, der aussah wie sie, und da schlugen sich die Unternehmen nicht darum, sie sponsern zu dürfen?
»Ich bin nur in das Programm gekommen, weil ich es tatsächlich verdient hatte. Ich hatte keinen reichen Onkel, der mir Kontakt zu Matchett-Reddy hergestellt hätte wie Lea Styron, und auch keinen Dad, der bei Dominion Agra arbeitet wie Karl Marsters.« Sie trommelte mit den Fingern auf die Armlehne ihres Sessels. »Aus diesem Grund besuche ich das Stockwerk der Rekruten. Die haben den größten Aufenthaltsraum, und wir planen gerade, wie wir einen weiteren Machiavelli in die CamCo schleusen können. General Marsh hat sich bereit erklärt, an den Verteidigungsausschuss heranzutreten, damit er einen aus dem Gehobenen Dienst aus unserer Division nominiert. Also muss ich jetzt zusehen, wie ich ein Unternehmen dazu bringen kann, uns zu unterstützen.«
»Warum nimmst du dafür nicht einfach deinen Sponsor?«
»Habe ich versucht, aber bei Wyndham Harks ist es mir nicht gelungen, sie an Bord zu holen. Deswegen müssen wir uns woanders umschauen und zusehen, dass wir jemand aus einer anderen Division finden, der uns hilft.«
Tom dachte an die beiden anderen von Wyndham Harks gesponserten Mitglieder der Camelot Company: Yosef Saide aus der Dschingis Division und Snowden Gainey von den Napoleons. Das waren beides adrette Typen mit symmetrischen Gesichtszügen und einem aufgesetzten Grinsen. Die beiden und Heather verband, so vermutete Tom, ein ganz bestimmtes gemeinsames Merkmal, das Wyndham Harks bei Kombattanten am Herzen lag: gutes Aussehen.
»Wen schlägst du vor?«, wollte Tom von ihr wissen.
Heather deutete mit dem Kopf auf jemanden, der hinter Tom im Flur stand. »Nigel.«
Tom drehte sich um und sah einen schmächtigen Jungen im Flur stehen. Er war mager und zerbrechlich, hatte volle Lippen, eine
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