Die Weltenwanderer
Begebenheiten fielen ihm plötzlich ein, die ihm seltsam erschienen waren. Nur hätte er sie nie mit Magie in Verbindung gebracht, weil es die nicht gab ... Zumindest war er bisher davon ausgegangen.
Die Frage, die ihm auf der Zunge lag, sprach er aus: »Warum hat sie mir nichts davon erzählt? Ich meine, das ist ja keine schlimme Krankheit ... das ist der schiere Wahnsinn. Sie hat immer nur gesagt, dass sie keinen vernünftigen Schulabschluss hätte. Sie müsste ihr Geld daher anders verdienen.«
Van Rhyn zuckte die Achseln und antwortete sofort: »Darüber habe ich auch gerade erfolglos nachgedacht. Das wirst du sie selbst fragen müssen, wenn du sie das nächste Mal triffst. Was weißt du eigentlich über eure Eltern?«
»Über meine Eltern?« Erik runzelte die Stirn. »Sie sind gestorben, als ich noch ganz klein war. Ich erinnere mich nicht an sie. Leona hat mir auch nichts über sie erzählt. Sie sagte immer nur, ohne sie wären wir besser dran.« Er zuckte verlegen die Schultern. »Vielleicht waren sie drogenabhängig, oder so. Hinterlassen haben sie uns jedenfalls nichts. Deswegen musste Leona immer für uns arbeiten ...« Er stutzte und sah den Ringlord fragend an. »Sie meinen, sie kamen aus Waldsee?«
»Nein«, widersprach Aeneas. »Rhan leben weit verstreut. Dieser Ort ist nur so etwas wie ihr Zentrum. Bin selbst auch noch nicht lange hier. Wenn es dir recht ist, werde ich ein paar Erkundigungen einziehen, deine Familie betreffend.«
»Ja klar!« Eriks Wangen waren gerötet, seine Augen funkelten, und ein immer breiteres Lächeln stahl sich in sein Gesicht. »Sie glauben ernsthaft, ich könnte so ein Rhan sein, der zaubern kann?«
Van Rhyn nickte und erwiderte das Lächeln.
Eriks Gedanken schienen kreuzweise Purzelbäume zu schlagen. In seinem Kopf schwirrte es. »Ich könnte diese Luftnummer vielleicht auch einmal, oder Illusionen erschaffen? Das ist ... Wahnsinn! Was können Sie denn noch so alles zaubern, und kann ich das später auch?«
Aeneas lachte auf, bevor er erwiderte: »Ich kann eine Menge »zaubern«. Über welche Talente du verfügst, muss sich noch herausstellen. Genau wie musische oder sportliche Begabung, ist die magische sehr unterschiedlich ausgeprägt, wie ich bereits erwähnte.«
Erik gefiel die Sache immer mehr. Die aberwitzigsten Vorstellungen, wie er seine Freunde beeindrucken konnte, ließen ihn grinsen. Mit so einer Illusionsnummer würde er auf der Kirmes ein Vermögen verdienen, hätte kaum Unkosten und müsste nicht einmal tagelang auf- und abbauen. Oder er könnte als Zirkusartist auftreten ... allerdings nur in einem der richtig Guten. Er war so in Gedanken versunken, dass er zusammenfuhr, als er seinen Namen hörte. »Ja?!«
Van Rhyn schien ausgesprochen belustigt zu sein, denn seine Augen blitzten. »Es ist spät geworden, und ich hab noch einiges zu erledigen. Hast du noch drängende Fragen?«
Erik kam abrupt in die Wirklichkeit zurück. »Kann ich hier wohnen bleiben, bis Leona mich abholt? Ich hab Geld, aber für Miete und so wird das nicht lang reichen. Ich wusste ...«
»Betrachte dich als unseren Gast. Unter Rhan ist jede Hilfeleistung stets kostenlos und selbstverständlich«, unterbrach Aeneas. »Sonst noch etwas?«
Er schüttelte den Kopf. »Eigentlich hätte ich eine Unmenge Fragen, allerdings verfüge ich auch über eine Menge Antworten, über die ich zuvor nachdenken möchte. Danke, dass ich hier wohnen darf.« Er erhob sich bereits aus dem Sessel. »Und Sie denken wirklich, dass ich mal zaubern kann?«
Der Ringlord zwinkerte ihm zu. »Du hältst mich jetzt vielleicht für naiv, aber das glaube ich tastsächlich.«
Erik stotterte: »Es tut mir leid. Ich ... ich ...«
Ein Lachen unterbrach ihn. »Du musst dich nicht entschuldigen. Das sollte ein Scherz sein. Wäre ich kein Rhan, hätte ich vermutlich genauso wie du gedacht. Jetzt weißt du, dass du zu uns gehörst, und musst umdenken. Gewöhne dich an den Gedanken, dass ein Magier in dir steckt! Wie groß er einmal sein wird, entscheiden angeborenes Talent und Übung. Insofern unterscheidet sich die magische Veranlagung nicht von musischen oder sportlichen. Ohne jede Begabung wird dich selbst jahrelanges Training nicht wirklich weit bringen. Begabung allein nützt auch nichts, wenn du nicht gewillt bist, hart zu arbeiten.«
Sein Handy klingelte, und er zog entschuldigend die Schultern hoch. »Ich wünsch dir eine gute Nacht. Morgen führ ich dich rum und erkläre dir mehr. Okay?«
»Okay! Gute
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