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Die Weltenwanderer

Die Weltenwanderer

Titel: Die Weltenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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Augen und der blitzende Stachel dazwischen zogen seinen Blick magnetisch an. Maya Dalin, schoss es ihm durch den Kopf.
    Der Spinnenkörper schwang hin und her, Beine zuckten in alle Richtungen.
    Er wollte schreien, biss sich aber auf die Lippe. Was war, wenn das Ding sich dann auf ihn stürzte? Er schluckte trocken. Speichel hatte er keinen mehr. Der Weg zum Flur führte direkt an der Spinne vorbei. Der Weg ins Bad war versperrt. Erneut tastete er mit fahrigen Fingern auf dem Schreibtisch herum. Ein Teller: unbrauchbar! Ein Glas, eine Clementine: viel zu klein! Die einzigen Teile, die groß genug waren, um vielleicht Schaden anzurichten, waren Schreibtischstuhl und Laptop. Den Stuhl zog er möglichst geräuschlos zu sich heran.
    Das Ding hatte das Bett mittlerweile komplett abgeklopft und kam langsam näher. Eriks Gedanken rasten. Nur eine Illusion? Und wenn nicht? Klar! Das Fenster war die Rettung. Er wollte sich rückwärts schieben, konnte aber seine Füße nicht anheben. So wild er auch zerrte, sie klebten im Schleim fest. Sondert zur Beutejagd ein klebriges Sekret ab, fiel ihm wieder ein. Schweiß brach ihm aus allen Poren.
    Sie war bedrohlich nahegekommen. Er stellte das Atmen ein. Ein Bein zuckte auf ihn zu, erwischte ihn am Arm. Er packte den Stuhl, warf mit aller Kraft und traf. Die Spinne wurde in ihre Ecke zurückgeworfen und landete mit angewinkelten, zuckenden Beinen auf dem Rücken. Jetzt oder nie! Er ergriff den Laptop, wollte gerade schreien, als die Tür aufgestoßen wurde.
    Licht flammte auf. Im Schlafanzug, mit blankem Schwert in der Hand stand ein fremder Junge im Zimmer.
    Erik brüllte hysterisch: »Da in der Ecke, pass auf, da ...« Seine Worte erstarben ihm auf den Lippen.
    In der Ecke lag der Schreibtischstuhl und davor saß eine winzige Spinne.
    »Ich hab sie gesehen«, schrie der Fremde. »Bleib, wo du bist! Ich schaff das Biest allein.« Er schwang sein Schwert, wirbelte es elegant herum und stach zu. Die Schwertspitze blieb direkt über der Spinne in der Luft hängen. »Eine böse Tat zu viel! Du weißt, ich muss es beenden«, höhnte er und zerteilte sie mit einem »En garde!«
    Breit grinsend sah er Erik an. »Ich hätte ihr gern meine Initialen in den Leib geritzt, aber die Angriffsfläche reichte nur für einen Punkt.«
    Erik nickte rein mechanisch. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er seine Beine wieder anheben konnte. Auch der Schleim war verschwunden.
    »Hier traut sich bestimmt so schnell keine Spinne mehr rein.« Sein Besucher sah stolz auf das Werk der Vernichtung. »Hast du mal ein Tempo? Dann wisch ich die Spuren des Gemetzels weg. Oder sollen wir sie zur Warnung für andere Übeltäter vielleicht auf ’ne Stecknadel spießen?«
    Erik stolperte zum Bett und setzte sich erst einmal. »Sie war eben noch riesengroß, und überall war grüner, ekliger Schleim. Ich klebte darin fest«, würgte er hervor.
    »In Schleim? Bäh! Das geht entschieden zu weit. Da wäre ich auch stinksauer.«
    Der Junge musterte Erik. »Fass dich mal wieder! Hat wohl jemand mitgekriegt, dass ein Neuer angekommen ist. Besser, du sprichst nicht weiter drüber. Diese lustigen Willkommensgrüße sind nämlich verboten. Mach dir nicht gleich Feinde und bleib locker!« Er trat ans Bett, klopfte Erik aufmunternd auf die Schultern und hielt ihm die Hand hin.
    »Ich bin Adrian.«
    »Lustige Willkommensgrüße? Ich soll locker bleiben?«, stieß der hervor und ignorierte die Hand.
    Er spürte, wie sich sein Magen hob. Bittere Säure sammelte sich in seinem Mund. So schnell ihn seine butterweichen Beine trugen, rannte er ins Badezimmer und übergab sich. Endlich hatte sein Magen nichts mehr herzugeben. Ermattet sackte er auf den Toilettendeckel und versuchte, ruhiger zu atmen. Nachdem er einige Minuten tatsächlich nur geatmet und dann sein Gesicht unter den Wasserhahn gehalten hatte, hörte das Zittern allmählich auf. Seine Angst wich wildem Zorn. Konnte ihm jemand wirklich einen so üblen Streich gespielt haben?

    Genauso wütend wie erschöpft stapfte er aus dem Bad und warf die Tür mit lautem Knall zu. Entgegen seiner Erwartung war Adrian noch da und lag jetzt mehr oder weniger auf dem Schreibtischstuhl, die Beine lässig von sich gestreckt.
    »Geht’s wieder?«
    Wäre das belustigte Grinsen nicht gewesen, hätte Erik eher geglaubt, dass Sorge in den Worten mitschwang. Er musterte immer noch zornig den schlaksigen Fremden. Dessen Augen blitzten vergnügt, und braune Haare standen vom Schlaf zerzaust in alle

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