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Die Weltenwanderer

Die Weltenwanderer

Titel: Die Weltenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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Nacht!«

3
    Wie im Traum wanderte Erik durch die Flure. Vor seinem Zimmer fand er ein Tablett mit Malzbier, einer mit Salat und Hühnerfleisch gefüllten Teigtasche und Obst. Das kam jetzt genau richtig.
    Er brachte das Tablett zum Schreibtisch und stürzte sich hungrig aufs Essen. Er sah die Malzbierflasche an. Gutgelaunt befahl er: »Öffne dich!«
    Nicht überrascht darüber, dass nichts geschah, griff er zum Flaschenöffner. Dann fiel sein Blick auf den Laptop. Kauend stellte er ihn an. Vielleicht hatte Leona Zeit gefunden, ihm eine E-Mail zu schicken.
    Ein Fenster mit einer Sonne und drei Monden erschien, und eine monotone Stimme erklang. »Ich grüße dich, Rhan!«
    Eriks Hand mit der leckeren Teigtasche verharrte in der Luft. Mit Sprachmodulen kannte er sich nicht aus.
    Es ging auch schon weiter. »Welches Programm möchtest du aufrufen? Passwort bitte!«
    »Passwort? Keine Ahnung«, stotterte er.
    Der Bildschirm wurde schwarz.
    »Das war’s wohl nicht«, seufzte er, als drei Buchstaben aufflammten: GEH!
    »Nur weil ich das Passwort nicht kenne, muss man ja nicht gleich unhöflich werden«, entfuhr es ihm.
    Das Bild einer schwarzgrünen Spinne erschien.
    Er stutzte, schob den Rest der Teigtasche in den Mund und las den Begleittext: Maya Dalin, auch Hadesspinne genannt, lebt vorwiegend in den Salzmooren Rhanmarús. Sie sondert zur Beutejagd ein grünes, klebriges Sekret ab und tötet ihre Opfer mit Gift, welches bei Berührung aus einem Stachel zwischen den Augen spritzt.
    »Auch unerwünschte User sollen zumindest noch etwas lernen. Ganz toll«, murmelte er kopfschüttelnd.
    Das Bild verschwand.
    Eine Weile starrte er versonnen vor sich hin, wünschte sich, ein Magier zu sein, zweifelte jedoch immer noch daran. Endlich ging er sich die Zähne putzen. Wenig später lag er im Bett. Er war müde, obwohl er den ganzen Tag verschlafen hatte. Nur einschlafen konnte er nicht. Herr van Rhyn hielt ihn für einen Zauberer. Warum sollte er ihm einen Bären aufbinden? Die Frage war, wie groß sein Talent war. Vielleicht waren seine Eltern nur Kleinmagier gewesen. Vielleicht war er daher nur noch ein Winzigmagier.
    Das mit der Flasche musste er gar nicht hinkriegen. Das war vielleicht schwierig, machte jedoch nicht viel her. Er wäre schon zufrieden, einen simplen Wirbelsturm entfachen zu können. Unwillkürlich lachte er auf. Was war das für ein verrückter Abend gewesen?! Hoffentlich stellte sich morgen nicht doch alles als Irrtum heraus.

    Über seinen Überlegungen, was ein Rhan wohl so alles konnte, musste er eingeschlafen sein. Denn mitten in der Nacht erwachte er mit dem Gefühl unerklärlicher Angst. Er spürte noch schlaftrunken, dass er am ganzen Körper eine Gänsehaut hatte, und versuchte, in der Dunkelheit etwas auszumachen. Fremde Zimmer, dachte er. Er wollte sich gerade wieder in die Decke kuscheln, als er zwei, fast tellergroße, rote Leuchtpunkte in der rechten Zimmerecke aufblitzen sah. Er blinzelte und rieb sich die müden Augen. Die Leuchtpunkte bewegten sich synchron ein wenig nach oben.
    Erik ertastete die Nachttischlampe und drückte auf den Kippschalter. Es blieb dunkel. Ein schabendes Geräusch kam aus der Ecke. Die Haare an seinen Armen stellten sich auf.
    Langsam schob er sich seitwärts aus dem Bett, die Augen auf das Glühen geheftet. Der Boden unter seinen nackten Füßen fühlte sich schmierig an.
    Vorsichtig tastete er sich an Nachttisch und Wand entlang bis hin zum Schreibtisch. Er fuhr mit der linken Hand suchend darüber. Die roten Flecken behielt er dabei fest im Blick. Endlich ertastete er die Schreibtischlampe. Auch sie funktionierte plötzlich nicht mehr. Mit jetzt schon kalten Fingern ergriff er hinter sich den Vorhang und zog ihn in Zeitlupentempo zurück.
    Mondlicht erhellte Zentimeter für Zentimeter den Raum. Der Boden schimmerte grünlich, tauchte das Zimmer in ein unwirkliches, schwarz-grünes Licht. Fast gegen seinen Willen zog er den Vorhang weiter auf. Der Lichtschein erfasste die roten Leuchtpunkte.
    Erik schluckte heftig, ein Kälteschauer ließ ihn zittern. Das konnte nur ein Traum sein. Er kniff sich in den Arm und spürte Schmerz: kein Albtraum!
    Die roten Glühpunkte waren die Augen einer Riesenspinne, groß wie ein Pferd. Sie ertastete gerade mit zwei ekelhaft behaarten Beinen das Fußende des Bettes. Der Körper hatte mindestens die Größe eines Weinfasses. Überall hing ekliger, grüner Schleim, tropfte in Fetzen auf den Boden. Doch vor allem die glühenden

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