Die Weltenzerstörer - 18
Gefallen tun konnte, damit man ihn sich verpflichtete. Die Nase rümpfen würden nur wieder die eigenen Leute. Verdammt, sollen sie!
Und da war auch noch das Problem Missy, das ebenso dringend war. Wohin konnte sie verschwunden sein? Der Raumhafen der Stadt war sehr groß, und es gab viele Verstecke für sie.
Er mußte mit Jason sprechen; als er das Büro von Projekt A betrat, fand er dort David und Keral vor. Der Chieri verbrachte viel Zeit mit den beiden und lernte erstaunlich schnell alles, was er wissen wollte.
„Regis, fein, dich zu sehen”, begrüßte ihn Jason herzlich. „Und Dr. Shield sagte mir, es sei ein Prachtjunge von sechs Pfund und bei bester Gesundheit. Meinen herzlichsten Glückwunsch!”
„Melora hat mir keine Nachricht zukommen lassen. Sie muß sehr böse auf mich sein, aber ich werde sie jetzt besuchen, wenn sie mich empfangen will.”
„Es geht ihr ausgezeichnet, und Marian Shield ist eine ausgezeichnete Ärztin. Du brauchst dich nicht um sie zu sorgen.”
„Ich bin euch allen auch sehr dankbar”, antwortete Regis. „Aber daß sie es mich nicht wissen ließ … Habt ihr etwas von Missy gehört?” wechselte er das Thema.
„Kein Sterbenswörtchen”, erwiderte Jason. „Natürlich kann sie den Planeten nicht verlassen, aber sie scheint daran gewöhnt zu sein, immer wieder davonzurennen und sich zu verstecken.”
Einer aus meinem Volk und ein Flüchtling…
Kerals Gedanke war fast körperlich greifbar. David streckte eine tröstende Hand aus, und Regis hatte den Eindruck, daß dieser Trost mehr war, als er je von einem Menschen erwarten konnte.
Aber Linnea würde ja kommen. Linnea… Wenn Melora davon erfuhr, wurde sie wahrscheinlich noch zorniger, und er konnte doch der Frau, die sein Kind geboren hatte, nicht die subtilen Zusammenhänge erklären, die er im Augenblick selbst noch nicht in vollem Umfang kannte.
„Ich habe noch nie ein neugeborenes menschliches Kind gesehen”, sagte Keral in seine Gedanken hinein. „Darf ich mitkommen und deinen Sohn anschauen, Regis?” „Natürlich, denn ich freue mich immer, meine Kinder vorführen zu können”, erwiderte Regis lächelnd. Auch David wollte mitkommen, und so gingen sie zu dritt durch die langen Hospitalgänge.
Melora war eine schöne Frau mit honigbraunen Haaren, grauen Augen und sehr jung, fast noch ein Kind. Regis warf einen raschen Blick in die Wiege neben dem Bett und beugte sich dann hinunter, um Meloras Wange zu küssen. „Es ist ein schöner Sohn, Melora. Ich danke dir. Hätte ich es gewußt, wäre ich gerne bei dir gewesen”, sagte Regis.
„Du hättest nichts tun können, und es war sehr gut für mich gesorgt”, erwiderte Melora kühl und wandte ihr Gesicht ab. Regis verstand, daß es sie gekränkt hatte, ihr Kind in einer fremden Umgebung zur Welt bringen zu müssen, aber das war nicht anders gegangen und zu ihrem eigenen Besten. Doch sie begriff es nicht.
Dann ging Keral zur Wiege. Melora tat einen entsetzten Schrei, als der Chieri sich über ihr Kind beugte, doch als sie Kerals wundervolle Augen auf sich ruhen fühlte, verschwand ihre Angst. Sie lächelte ihn sogar an. „Ja, nimm ihn heraus, wenn du willst, Edler. Sei ihm gnädig.”
Keral nahm das Kind aus der Wiege, und er hielt es mit einer selbstverständlichen Grazie und Sicherheit, als habe er sein Leben lang nichts anderes getan. „Seine Gedanken sind so formlos und seltsam, aber es fühlt sich ganz anders an als ein kleines Tier”, sagte Keral fasziniert. Dann legte er das Kind in die Wiege zurück und verließ zusammen mit David und Jason das Zimmer, um die Eltern allein zu lassen.
Der Abend verlief lustlos. David hatte Keral ein Zimmer im Krankenhaus verschafft, und es war nur ein paar Türen von dem seinen entfernt. Das Abendessen nahmen sie fast immer gemeinsam in der Cafeteria ein. An jenem Abend war Keral ungewöhnlich schweigsam; dann kam auch noch Conner dazu, und der sprach auch keine zehn Worte. Wenn der Mann nicht über den Schock von Missys Verschwinden wegkäme, wäre eine neue Selbstmordphase zu erwarten; das wußte David, und darüber machte er sich Sorgen. Verdammte Missy!
David konnte dann lange nicht einschlafen. Er glaubte, ganz am Rande des Wachseins, Stimmen zu vernehmen, Schluchzen, das von weither kam, und Schreie. Die Stimmen hörten dann auf, aber wie unter einem Zwang wartete er darauf, daß sie wiederkämen. Schließlich schlief er ein, und seine Träume verwoben sich wirr in die Conners. Aber plötzlich hieb etwas das Gespinst
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