Die Weltenzerstörer - 18
selbst aufnimmst. Wir müssen also ganz ehrlich zueinander sein. Bin ich zu stürmisch, so laß es mich wissen.”
David nahm ihn zärtlich in die Arme. „Nein, du brauchst keine Angst zu haben. Wir Menschen sind schnell begehrlich, aber so wie ich jetzt bin - das ist alles. So wird es auch sein, wenn du bereit bist.”
Keral beruhigte sich. „Ich war dumm, als ich Angst hatte”, gab er zu. „Und ich schäme mich, weil ich dir nicht entgegenkommen kann.”
„Dazu besteht kein Grund, Keral. Ich kann warten.” Er kam sich vor wie in einem fremden Land ohne Landkarte. Wußte er denn, ob sich der große Wechsel in Keral schon vollzogen hatte? Aber zum Teufel mit allen Theorien und anatomischen Einzelheiten! Bei diesem wundervollen Wesen will ich absolut sicher sein. Er überlegte genau, wie sich bei Missy die anatomische Veränderung vollzogen hatte.
Und dann ließ Keral ihn wissen, daß er - oder sie? - nun bereit sei. Voll unendlicher Zartheit vollzog David den körperlichen Kontakt, und plötzlich fanden sie, daß sie zueinander paßten, als seien sie füreinander geschaffen worden. Hunger und lange aufgestautes Begehren wurden zu einem im anderen verströmenden Glück, zu einer Offenbarung des Zusammengehörens und Ineinanderverschmelzens.
David küßte Keral die Tränen von den Wangen. „Warum weinst du?” fragte er. „Weil ich so glücklich bin”, erwiderte Keral.
Im Spätwinter rief Regis Hastur alle vom Projekt A in seine Burg. Inzwischen waren neue Telepathengruppen zusammengestellt worden, und David erzählte Jason, daß alle grauen Augen und eine ganz typische Gehirnwellenkurve hätten, die nicht ganz so ausgeprägt sei wie bei den Chieri, doch annähernd dieselben Werte auf wiesen.
„Hast du schon je einmal so viele Rotschnöpfe auf einem Fleck gesehen?” fragte Jason lachend.
„Nein, noch nie”, entgegnete David. „Ich hätte nie geglaubt, daß es auf Darkover so viele und in allen Schattierungen gäbe. Auf der Erde sagte man uns Rothaarigen nach, wir seien boshaft. Ich wußte nur immer, daß niemand wußte, was ich dachte, aber ich las die Gedanken der anderen wie ein aufgeschlagenes Buch. Aber wie kommst eigentlich du in die Geschichte, Jason? Du bist ja nicht rothaarig.”
„Meine Mutter war rothaarig und Darkovanerin. Sie starb, als ich noch sehr klein war. Und daß ich selbst auch ein Telepath bin, wußte ich erst, seit ich bei euch ständig schmarotze. Wo ist eigentlich Keral?”
„Er macht einen Spaziergang in die Felder, weil er die Menschenmassen nicht erträgt. Conner begleitet ihn.”
„Du nennst ihn noch immer ,er’; ich auch. Keral sieht nicht annähernd so mädchenhaft aus wie Missy.”
„Das wird wohl davon abhängen, daß Missy glaubte, die Menschen nachahmen zu müssen. Und mir macht es nichts aus, wenn ich mir Keral noch immer als ,er’ vorstelle.” „Einmal liebte ich eine Freie Amazone. Da hatte ich auch manchmal das Gefühl, einen Mann zu lieben.”
„Ich dachte, Freie Amazonen lieben nur Frauen.”
..Es ist nicht ganz so. Sie tun nur das, was ihnen gefällt. Kyla blieb drei Jahre bei mir, und das ist sehr lange für eine Frau, die kein Kind hat. Sie wurde Stadtmüde, aber ich mußte bleiben. Ob es richtig war oder nicht, möchte ich heute mcht mehr entscheiden.”
*
Zweihundertdreißig erwachsene Telepathen, Männer und Frauen, waren nach Thendara gekommen. Mehr als hundert weitere konnten aus den verschiedensten Gründen nicht reisen. Für eine Bevölkerung von etlichen Millionen - die genaue Zahl kannte niemand - war das zwar nicht allzuviel, aber wer reisen konnte, hatte sich dem Ruf nicht entzogen. Regis kam sofort auf das Thema zu sprechen und setzte ihnen auseinander, daß und warum sie ihre Gaben erforschen lassen müßten und weshalb die latenten Telepathien ein gründliches Training brauchten.
David hatte bisher in Regis einen imponierenden, noch ziemlich jungen Mann gesehen, nie aber eine ausgesprochene Führernatur. Seine Erscheinung und Haltung aber hätten überall große Beachtung gefunden.
Er sprach davon, daß Darkover in den Händen von Weltenzerstörern sei; um zu retten, was zu retten ist und dem Volk die notwendige Lebensgrundlage zu erhalten, sei es notwendig, einen neuen Rat zu bilden, da es den alten Rat der Comyn nicht mehr gebe. Alle mit den verpflichtenden Gaben müßten nun zusammenhalten - Comyn und das Volk, Bauern, Freie Amazonen und Fremde, Leute aus den Bergen und aus den Tälern. „Die Erde bittet, eure Kräfte für große,
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