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Die Weltenzerstörer - 18

Die Weltenzerstörer - 18

Titel: Die Weltenzerstörer - 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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durch die großen Türen hinaus in den nebelverhangenen Garten. David hatte das Gefühl, unter Wasser zu schwimmen und von einer unsichtbaren Strömung geleitet zu werden, die ihn in eine Traumwelt trug. Sie war von unbeschreiblicher, ungeahnter Schönheit, und Kerals Silberhaar war wie gesponnenes Mondlicht. Regis tanzte mit geschlossenen Augen und glich einem fliegenden Pfeil.
Dann wurde David in den Mittelpunkt der wirbelnden Ekstase gerissen. Jeder der Monde am Himmel war ein geheimnisvolles Lebewesen; jeder Stern schien nach seinem Gehirn zu greifen, um es mit neuer Kraft zu füllen. Jeder der Tänzer war eine personifizierte Kraft, ein in sich gerundetes Gefühl. Mit Fühlern, die zart und ungreifbar waren wie Spinnenfäden, griff er nach jedem einzelnen Geist, um eins zu sein mit dessen Ekstase.
In der Hellsichtigkeit dieses Zustands sah er die fernen Hügel und Wälder, die Nichtmenschen der Bergländer, die voll Hunger und Angst waren; aber die Angst fiel von ihnen ab, als die Knospen aufsprangen und der Frühling aufbrach zu einer himmelstürmenden Erneuerung. Und ganz tief in den Wäldern sah er SIE: das alte Volk, groß und schlank, alt, weise und sehr schön. Er sah die alterslose Sicherheit ihrer Herzen, die den Frühling der Wiedergeburt spürten, und auch sie tanzten, um die Erneuerung ihrer Welt zu feiern.
Auch Andrea sah die Ekstase des Tanzes, denn sie war in einem sicheren Versteck, von dem aus sie den Garten übersehen konnte. Gelähmt vor Angst stand sie da, als sie das uralte Pochen in ihrem Blut spürte. In einer Agonie der Erinnerung klammerte sie sich an irgendwo, und sie wußte nicht wo. Ein ungeheurer Kummer brannte in ihrem Herzen.
    *
    Sie waren gefangen in der Ekstase des Tanzes, der die Wiedergeburt ihrer Welt verkündete. Es war dann Regis, den die Flut des Begehrens zuerst erfaßte, und ohne darüber nachzudenken, noch geblendet von dem heiligen Wahnsinn des Tanzes, zog er das Mädchen an seiner Seite in seine Arme und sank mit ihr ins weiche Gras.
Ein Paar nach dem anderen löste sich aus dem kosmischen Wirbel. David ließ sich von der Woge, die sich über seinem Kopf brach, forttragen, fühlte eine Fülle seidigen Haares, einen weichen Körper, hörte leises Flüstern und ließ sich in ihre Arme sinken. Um ihn herum war überall Liebe - waren Küsse, Flüstern und Zärtlichkeit, Hunger, Leidenschaft und Sattheit. Und er fühlte die Zärtlichkeit, den Hunger und die selige Sattheit der anderen, blendete sich in sie ein, ertastete ihre Körper, fand Kerals fast unerträgliche Süßigkeit und Linneas weiche Lippen auf seinem Gesicht. Dann kehrte er zurück zu Kerals blumenhafter Schönheit, war mit Jason in Rapport. Dann folgte der Rapport mit Regis mit dem Eindruck sich kreuzender Schwerter und dem intensiv sinnlichen Kontakt ringender Körper. Und dann kehrte David wieder in seinen Körper zurück, zu dem weichen, verlangenden Mädchen neben ihm. Nun war nichts mehr für den Augenblick einer Ewigkeit, als nur Hitze und Explosion und langsam verebbende Wellen; Sterne, die von innen nach außen wirbelten, und eine Welt, die langsam in dunkles Schweigen versank.
Drei Sekunden oder drei Stunden später - niemand vermochte es zu sagen - tauchte David langsam aus der Versunkenheit einer urweltlichen Tiefe auf. Der weiche Leib des Mädchens kuschelte sich noch in seinen Arm, und ihre Haarfülle kitzelte sein Gesicht. Er küßte das Mädchen noch einmal und stützte sich dann auf einen Ellbogen auf.
Es war ein Augenblick unendlichen Schocks, als er in Desiderias Gesicht sah. Aber dann lachte David. Was machte das schon aus? In einem Moment kosmischer Ekstase spielten Alter und Geschlecht keine Rolle. Er sah, wie Zweifel und Bedauern sich in Desiderias Gesicht spiegelten, und er küßte sie lachend, so daß die Angst schwand. „Ich habe gehört”, sagte er, „daß es der Wille der Götter ist, was im Licht der vier Monde geschieht, aber bisher wußte ich nicht, was das bedeutet.”
Rings um sie war es noch still. David griff nach seinen Kleidern und zog sich an, denn es war kühl. Und ganz plötzlich war ihm, als vernehme er unhörbare Töne, als nage eine geheime Angst an jedem seiner Nerven. Er schaute sich um und griff nach Conner:
    David? Ich weiß nicht, was es ist… Feuerwerk? Ich bin glücklich, weil ich nie mehr allein zu sein brauche, aber hier… hier…? Sogar hier…’!
    Keral tat einen lauten Schrei der Angst und Freude, als ein schwaches Licht sich im Garten bewegte. Acht

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