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Die Weltgeschichte der Pflanzen

Die Weltgeschichte der Pflanzen

Titel: Die Weltgeschichte der Pflanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Seidel
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Frucht eine Beere, wie die Johannisbeere. Bei den Wildbananen sind die Samenkerne groß und hart, ähnlich wie Granatapfelkerne. Den Obst- oder Dessertbananen fehlen diese: Ergebnis einer langen Züchtung durch den Menschen.
    Nicht durch Züchtung, sondern ganz natürlich wird die Banane krumm: Hundert bis zweihundert Früchte wachsen dicht nebeneinander aus einem ursprünglich senkrecht stehenden Fruchtstand der Staude, wodurch dieser immer schwerer wird und sich zu Boden neigt. Die Früchte aber krümmen sich entgegengesetzt nach oben, weil sie, wie alle Pflanzen, der Sonne entgegenstreben.
    Die Obstbanane ist die bei uns bekannte Art. Sie wird noch grün geerntet, kommt per Schiff aus Mittelamerika nach Europa und reift erst hier nach, weil sie sonst sehr schnell ihren Geschmack verlöre. Damit wir Bananen so essen können wie wir es gewohnt sind, bedarf es einer ausgeklügelten Infrastruktur aus rascher Kühlung (bei ziemlich genau 13 Grad), Kühlschiffen und riesigen Kühllagerhäusern in den Importländern, wo die vom Handel abgerufenen Mengen kurz vor der Auslieferung zum Nachreifen begast werden (was harmlos und unschädlich ist).
    In Südindien gibt es zum Erstaunen der Besucher aus westlichen Ländern, die nur die Supermarkt-Banane kennen, viele hundert Sorten von Bananen mit je eigenem Geschmack und manche mit orange-rötlicher Farbe.
    Pro Kopf verbrauchen allein die Deutschen im Durchschnitt jährlich 14 Kilogramm Bananen. Nur Äpfel (und Apfelprodukte wie Apfelsaft) werden von uns häufiger verzehrt. Diese Bananen, die wir anscheinend in Unmengen essen, machen allerdings nur gut zehn Prozent des weltweiten Anbaus aus. Denn die größtenAnbauländer produzieren kaum für den Export, sondern für ihren Eigenbedarf: Indien (23 Millionen Tonnen), die Philippinen und China (je acht Millionen Tonnen), Brasilien (sieben Millionen Tonnen). Erst darauf folgt eine der für den europäischen und amerikanischen Markt so wichtigen Bananenrepubliken, Ecuador, mit sechs Millionen Tonnen.
    In vielen dieser Ursprungsländer werden Bananen so gekocht oder gebraten wie bei uns die Kartoffeln, vor allem in Afrika. Dort ist die Koch- oder Mehlbanane mit ihrem sehr festen Fruchtfleisch ein Grundnahrungsmittel, das gerne kräftig gewürzt wird. Pombe oder Dolo heißt das afrikanische Bananenbier.
    Aber Bananen werden nicht nur gegessen. In Südostasien verarbeitet man die Blätter einer Abacá genannten Bananenart zu Gewebefasern und Garn. Das ist der Manilahanf – so genannt, weil Hanf die traditionelle Gewebepflanze für Seile ist.
    Weltgrößter Produzent der Obstbananen ist heute die berüchtigte amerikanische United Fruit Company mit ihrer wichtigsten Marke Chiquita. (Wegen seiner erfolgreichsten Marke hat sich der ganze Konzern mittlerweile in »Chiquita Brands International« umbenannt.) United Fruit besteht seit 1899 und zählt zu den großen Grundbesitzern in den mittelamerikanischen Staaten. Die Firma übte und übt in den kleinen, sehr vom Agrarexport abhängigen Staaten wie Honduras, Guatemala, Costa Rica, Panama, auch in Kolumbien, erheblichen politischen Einfluss aus. Sogar Teile der Infrastruktur befanden sich im Besitz der United Fruit: Eisenbahnlinien, Häfen, Elektrizitätswerke. Bis in die Fünfzigerjahre hinein erfolgten viele politische Interventionen der US-amerikanischen Regierung ganz im Sinne von United Fruit. Dies ist, unter anderem, der Hintergrund, wenn von den sprichwörtlichen Bananenrepubliken die Rede ist. Heute sehen sich United Fruit sowie die beiden anderen Bananenkonzerne Dole und Del Monte fortwährend mit Vorwürfen von übermäßiger Rodung, dem Einsatz von Pflanzengiften und der Ausbeutung des Bodens konfrontiert.

Von der Hand in den Mund
Erdbeere
    Bei Mensch und Tier, selbst bei Vögeln, waren die kleinen roten Früchte schon immer eine beliebte Beinahrung wegen des hohen Zuckergehalts und einiger Vitamine. Walderdbeeren sind ausnahmsweise einmal einheimische Pflanzen. Sie wachsen wild in den gemäßigten Zonen der Nordhalbkugel, vor allem in Europa und Nordamerika. Was wir so gerne essen und als »Beere« bezeichnen, ist botanisch korrekt ein verdickter Blütenboden. Die eigentlichen Früchte, die Samen, sind die gelben Nüsschen auf der Oberfläche. Es sind tatsächlich Nüsse im botanischen Sinn; die Erdbeere wird als Sammelnussfrucht bezeichnet. Sie zählt zu den Rosengewächsen.
    Da diese »Früchte« zu den wenigen zählten, die nördlich der Alpen seit jeher von Natur aus

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