Die Weltverbesserer
werden zurückkommen«, sagte er zu Bran. »Aber wahrscheinlich erst, wenn sie Verstärkung geholt haben. Wenn sie auch nur ein wenig militärischen Verstand haben, werden sie ihre Taktik ändern. Wir werden uns einen neuen Standort suchen. Es wäre ein Fehler, immer an derselben Stelle einen Hinterhalt zu legen. Und dann werden wir uns trennen. Ich auf der einen Seite einer Wiese, Sie auf der anderen, fünfzig Meter von mir entfernt. Wir greifen erst an, wenn wir die ganze Truppe zwischen uns haben. Wenn wir immer wieder unsere Position ändern, werden sie glauben, daß wir viel mehr sind.«
Bran nickte grinsend.
Jenseits des rauchenden Dorfes legten sie ihren neuen Hinterhalt. Die Zeit verstrich, ohne daß etwas geschah. Nur ein Insekt kroch über Farraris Bein, und seine Beine hinterließen rote Punktspuren. Verwundert starrte Farrari auf die winzigen Blutflecken, spürte aber nichts. Kurze Zeit später begann das Bein anzuschwellen und schmerzhaft zu pochen.
Die Schmerzen wurden immer schlimmer. Schließlich stand er auf und humpelte quer über die Wiese zu einer Hecke, hinter der sich Bran versteckte. Bran betrachtete das Bein und schnitt eine Grimasse.
»Morgen werden Sie nicht gehen können.«
»Ich kann jetzt schon kaum gehen«, sagte Farrari stöhnend. »Wie lange dauert das?«
»Ein paar Tage. Wenn ich eine Medizintasche hätte … Auf der anderen Plattform hatte ich eine«, sagte er anklagend. »Aber ich weiß nicht, ob ich auf dieser eine habe. Ich werde nachsehen gehen.«
»Seien Sie vorsichtig.«
Bran nickte und kroch aus der Hecke hervor. Farrari sah ihm nach, wie er über die Wiese ging. Nach einer Weile fühlte er sich unbehaglich auf dem offenen Feld und kroch wieder in die Hecke zurück. Bald darauf kam eine Kavallerieschwadron die Wiese herab. Farrari strich sehnsüchtig über seine Speere, warf sie aber nicht. Ein Hinterhalt war so lange sicher, solange man schießen und davonlaufen konnte. Aber er konnte nicht laufen. Die Kavallerie ritt vorbei. Besorgt dachte Farrari an Bran, denn diese Truppe ritt Wandergrils, die keinerlei Lärm verursachten. Es ließ darauf schließen, daß die Rascs ihren eigenen Hinterhalt legen wollten.
Als die Truppe außer Sicht war, ging Farrari Bran nach. Er humpelte über mehrere Felder, und als er zu einer Wiese kam, teilte er vorsichtig die Zrilmhecke und spähte hindurch. Und da sah er Bran auf der Wiese liegen. Mehrere Speere ragten aus seinem Körper. Farrari humpelte zu ihm, beugte sich über ihn, und als er sich wieder aufrichtete, hatte ihn die Kavallerie beinahe umzingelt. Wenn sein Bein gesund gewesen wäre, hätte er leicht die schützende Hecke erreichen können. Aber so konnte er sich nur zur Seite werfen, als ein Speer auf ihn zuflog.
15.
Es war Nacht, und er wurde getragen, die sanfte Brise, die die trockenen Zrilmblätter rascheln ließ, strich eisig über sein fieberglühendes Gesicht. Sterne tanzten verschwommen hinter wirbelnden Rauchschleiern.
Die Luft war rein auf Branoff IV. Die Nächte waren klar. Da gab es keine Schleier. Er blinzelte, und die Schleier blieben.
Aus weiter Ferne, wie durch einen anderen Schleier hindurch, hörte er Gesänge. Er glaubte, einzelne Ol-Worte zu verstehen. Unmöglich, sagte er sich. Die Ols haben keine Kultur. Sie können nicht singen …
Der Gesang hielt an, ein feierlicher, rhythmischer Gesang. Eine getragene Entfesselung der Gefühle, die ihm durch Mark und Bein ging. Ein Ausdruck des Triumphes.
Er konnte sich nur daran erinnern, daß ein Speer auf ihn zugewirbelt war. An sonst nichts … Durch den Schleier starrte er in die Sternennacht, lauschte dem erregenden Ol-Lied und glaubte tot zu sein.
Es war Tag, und er lag im Schatten einer Zrilmhecke. Insekten saßen auf seinen Wunden. Er wollte sie verjagen, aber er konnte die Hand nicht bewegen. Er lebte, und er träumte von verschleierten Sternennächten und Gesängen. Und er wußte nicht, wie er hierhergekommen war.
Es war Nacht. Wieder wurde er getragen, und jetzt hatte der Schleier die Sterne verschluckt. Diesmal klang das Singen lauter, ganz in der Nähe, und jetzt hörte er die schwer zu unterscheidenden Grunzlaute der Ols, die auf dem Feld arbeiteten. Er hatte das Gefühl zu fallen, und dann merkte er, daß sein Kopf tiefer lag als seine Füße. Weiter und weiter wurde er getragen, tiefer hinab, lauter und lauter schwoll das Grunzen der Ols an. Und plötzlich funkelte Licht über ihm.
Er war in einer Höhle, und kleine
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