Die Weltverbesserer
Augen führte. Die Passanten wichen erstaunt zurück, als er an ihnen vorbeischlurfte. Über seinem Kopf öffneten sich Fensterläden, Gesichter starrten herab. Eine Truppe Kavalleristen kam aus einer Seitenstraße, drängte sich durch die Menge und zügelte ihre Grils. Die Soldaten starrten Farrari erschrocken an, und als sie seine Mission begriffen, vertiefte sich ihr Schreck. Als sie sich davon erholt hatten, bildeten sie eine Eskorte für ihn.
Als er den Tempelhof erreichte, wandte sich die Kavallerie nach links, ritt am Tempel vorbei zu dem Platz, wo der Kru normalerweise Geschenke annahm. Farrari aber schlurfte geradewegs auf den Tempel zu. Er war entschlossen, seine Gabe dort zu präsentieren, wo er den Kuchen überreicht hatte, aber diesmal wollte er durch den Vordereingang eintreten. Er stieg eine Treppe hoch, überquerte eine breite Terrasse und stand dann vor einem massiven Tor. Vielleicht informierte jemand die Priester. Vielleicht hielten sie eine Konferenz ab und konsultierten den Kru, bevor sie eine Entscheidung trafen.
In der Zwischenzeit würde Farrari warten. Es gab Situationen, wo eine erlernte Ol-Mentalität von Vorteil war. Geduldig wartete er.
Hinter ihm näherte sich unsicher die Kavallerie-Eskorte. Wachsendes Gemurmel sagte ihm, daß der Hof sich mit Stadtbewohnern füllte. Dann ertönte Hufgeklapper, eine dichtgeschlossene Reihe ritt in den Hof, und die Menge löste sich auf. Farrari wußte, was geschehen war. Die Ol-Agenten hatten sich exakt an den Zeitplan gehalten, und man hatte von der Stadt aus gesehen, wie sich die Ols über das Ödland auf Scorv zu bewegten. Die Stadtbewohner brachten sich in Sicherheit.
Das Tor öffnete sich, und die beiden Hohenpriester standen vor ihm. Er ging an ihnen vorbei, ging durch die leere Halle, und unsicher folgten sie ihm. Er stieg die Stufen empor, die zu dem leeren Thron führten, verbeugte sich und legte das Geschenk nieder. Dann drehte er sich langsam um und fragte auf Rascisch: »Wo ist der Kru?«
Er hatte sich so postiert, daß er vor dem Relief stand, das die Wand hinter dem Thron schmückte. Ungläubig starrten die Priester ihn an. Und plötzlich erkannten sie ihn und wichen zurück. Ihre Augen begegneten sekundenlang den seinen, und dann stürzten sie in wilder Flucht davon. Der wundersame Priester des Kru war zurückgekehrt.
Als Ol!
Nach langer Zeit erschien der Kru, hinter sich eine Schar von Priestern und widerstrebenden Adeligen. Furchtsam blieb er am Fuß der Treppe stehen und starrte zu Farrari empor. Die zitternden Priester schoben ihn vor. Er hatte an Gewicht zugenommen, seit Farrari ihn zum letztenmal gesehen hatte. Ungelenk stieg er die Stufen hinauf.
Mit Hilfe der Hohenpriester setzte er sich auf den Thron. Farrari verbeugte sich nochmals und sah dann reglos zu, wie der Kru mit zitternden Fingern das Geschenk auspackte. Er wollte das Brot einem der Hohenpriester reichen, der es aber nicht nehmen wollte. Ein Priester niedrigeren Ranges wurde gerufen, der das Brot packte und damit entfloh. Von seinen Priestern bedrängt, räusperte der Kru sich endlich und fragte Farrari: »Wie lautet Ihr Rat?«
»Ich kam, um Sie zu bitten, das Leid Ihres Volkes zu erleichtern«, sagte Farrari und blickte dem Kru kühn in die Augen.
Nervös senkte der Kru den Blick.
»Das Leid – meines – Volkes?« stammelte er.
Farrari wiederholte mit erhobener Stimme seine Worte und fügte dann hinzu: »Gehören die Ols nicht zu Ihrem Volk, Exzellenz?«
»Die – Ols – mein – Volk …« murmelte der Kru. Dann hob er den Kopf und rief ungläubig: »Die Ols mein Volk!« Farrari begegnete streng seinem Blick, und wieder senkte der Kru die Augen und murmelte: »Die Ols mein Volk. Worunter leiden sie?«
»Sie leiden darunter, daß Eurer Exzellenz so schlecht gedient wird.«
Der Kru starrte ihn sprachlos an. Farrari beobachtete die Hohenpriester. Offensichtlich glaubten sie an Wunder. Sie würden aufmerksam lauschen, wenn die Wundererscheinung sprach. Und wenn sie glaubten, was Farrari sagte, so hatten sie auch die Macht, dementsprechend zu handeln.
»Schlecht gedient«, wiederholte Farrari. »Von Leuten, die grausam Ihr Volk mißbrauchen.«
Einer der Priester beugte sich vor und fragte: »Wieso grausam mißbrauchen?«
»Ist es vielleicht nicht grausam, die Ols hungern zu lassen, sie zu peitschen und mit Speeren zu töten?« Farrari wies auf die Narben an seinem Körper. Dann wandte er sich wieder dem Kru zu. »Entlassen Sie Ihre Diener, die den
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