Die Weltverbesserer
wieso die Ols überleben konnten, nachdem sie jahrhundertelang so übel behandelt wurden, wie die Filme des IBB es zeigen. Aber während meines Ol-Daseins habe ich nie erlebt, daß die Ols gepeitscht oder ermordet wurden, und so frage ich mich, ob die Berichte und Filme des IBB überhaupt den Tatsachen entsprechen.«
»Haben Sie eine Antwort auf diese Frage gefunden?«
»Nicht direkt. Aber ich kann mir vorstellen, daß ein Film über einen Durrl, der ein Ol mißhandelt, interessanter ist als ein Film über Ols, die friedlich auf den Feldern arbeiten. Die Agenten filmen nicht das Alltägliche, sondern das Außergewöhnliche, und in jeder Gesellschaft gibt es genug sadistische Leute, die Ihre Freude daran finden, andere zu quälen.«
»Tiere? Oder Menschen?«
»Beides, Sir. Sogar ein tierliebes Volk kann es für notwendig erachten, seine Tiere von Zeit zu Zeit zu reduzieren.«
»Sie behaupten also, junger Mann, daß die IBB-Berichte ein verzerrtes Bild von jeder Welt geben, die erforscht wird?«
»Ich behaupte nur, daß dies wahrscheinlich ist.«
»Im Hauptquartier wird man davon nicht begeistert sein, aber ich sehe ein, daß man diesem Problem auf den Grund gehen müßte. Sonst noch etwas?«
Zwei Super-Spezialisten stürmten herein, und einer rief: »Farrari! Ist Farrari hier?«
Farrari drehte sich um.
»Essen die Ols Fleisch?« fragte einer der Spezialisten.
»Nein«, sagte Farrari.
»Na also«, sagte der andere Spezialist triumphierend. »Ein klarer Fall von gehemmter Entwicklung. Die Jagd und die fleischliche Ernährung entwickeln das Gehirn, und weil die Ols nie jagten, ist ihr Gehirn …«
»Ich glaube, daß die Ols ganz einfach essen, was die Rascs ihnen geben«, unterbrach ihn der andere Spezialist. »Bevor die Rascs kamen, haben sie wahrscheinlich nichts anderes als Fleisch gegessen.«
»Nicht mit diesen Zähnen!«
»Es besteht keine Inkompatibilität zwischen dem typischen Ol-Gebiß und der Nahrung eines Allesfressers!« rief der andere Spezialist. »Schauen Sie sich doch Ihre eigenen Zähne an!«
»Sicher, aber …«
»Bitte, meine Herren«, sagte der Sektionsleiter mild. Die beiden verschwanden, und ihr Streit verebbte auf dem Korridor.
»Sie haben noch andere Fragen erwähnt«, sagte der Sektionsleiter zu Farrari.
»Es gibt zu viele Fragen, die die Beziehungen zwischen den Rascs und den Ols betreffen. Die Historische Abteilung arbeitet daran. Es gibt da merkwürdige Unvereinbarkeiten. Zum Beispiel, als ich den Ol-Aufstand anführte, schenkten die Rascs den Ols überhaupt keine Aufmerksamkeit. Als Bran im Gewand eines Ols mehrere Durrls umbrachte, vernichtete die Armee mehrere Ol-Dörfer. Dr. Garnt glaubt, eine Erklärung dafür zu haben. Manchmal laufen Arbeitstiere Amok, erheben sich gegen ihre Herren. Das ist wie ein Virus. Und die Rascs glauben, man könne dieses Virus nur ausschalten, wenn man es bereits im Keim erstickt. Darum verbrannten sie ganze Dörfer in der Gegend, wo die ermordeten Durrls gefunden wurden, um einer weiteren Ausbreitung des Wahnsinns vorzubeugen.«
»Es scheint fast so«, sagte Ware langsam, »als hätten wir es hier mit menschenähnlichen Tieren zu tun, die die Rascs züchteten, um billige Arbeitskräfte zu haben. Jedenfalls haben wir noch viele ungelöste Probleme. Gehen Sie wieder an die Arbeit.«
Der Koordinator folgte Farrari zur Tür.
»Gehen Sie wieder in Ihr Arbeitszimmer?«
Farrari nickte.
»Ich komme mit Ihnen. In meinem Büro kann ich ohnehin nicht arbeiten.«
Sie gingen den Korridor entlang. Vor ihnen gingen ein Superspezialist und ein Spezialist des Stützpunkts, die ein langwieriges Streitgespräch führten.
»Warum gebrauchen Sie den Ausdruck Sklaven? Sind nicht alle Haustiere Sklaven?«
»Hören Sie, ich streite nicht darüber, ob die Ols Tiere oder Menschen sind. Ich sage nur, daß die Rascs sie für Menschen halten. Warum werden sie sonst aus den Städten verbannt? Keine anderen Tiere werden aus den Städten verbannt. Warum sind sie ein Monopol des Kru? Alle anderen Tiere kann jedermann besitzen. Warum tragen die Ols Kleider? Alle anderen Tiere sind unbekleidet. Und haben Sie schon jemals gehört, daß ein Rasc ein Ol ißt?«
Noch immer streitend, verschwanden sie um eine Ecke. Als Paul und Farrari in Farraris Arbeitszimmer kamen, flog eine Ausgabe des IBB-Handbuchs durch Heber Cloughs Tür – sein Arbeitszimmer war schon längst von Spezialisten besetzt –, und eine wütende Stimme schrie: »Nichts paßt zusammen!«
»Natürlich
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