Die Werte Der Modernen Welt Unter Beruecksichtigung Diverser Kleintiere
inzwischen vollständig dahin.
Dann fangen sie zu dritt an, den Kehricht zu filzen, hustend in der staubigen Luft. Gemeinsam graben sie eine Pfundmünze aus, zwei Euro, eine Zwanzig-Pence-Münze, ein kleines braunes Klümpchen in Alufolie, eine tote Kakerlake, mehrere Büroklammern, zwei Kugelschreiberkappen, einen kleinen braunen Memory-Stick, der wie eine tote Kakerlake aussieht (hey?), einen falschen Fingernagel, eine Kontaktlinse und etwas Grünliches, das sich als ein Salatblatt von einem Sandwich herausstellt. Kein Knopf.
Er starrt den Memory-Stick an, der aus dem flockigen Staub hervorsieht. Soll er so tun, als wäre es seiner? Doch als er gerade zugreifen will, bückt Maroushka sich kichernd danach und schiebt ihn in ihre Tasche.
Es ist halb elf, als Jojo den Dreck auf dem Boden weggesaugt hat, sie sich gründlich die Hände gewaschen haben, die Monitore ausschalten und mit dem Fahrstuhl nach unten fahren.
»Tut mir leid diese Putzfrau«, sagt Maroushka. »Sie hat keine Fähigkeit ihre Situation zu verbessern. Sie hat proletarische Mentalität.«
Er beugt sich zu ihr und sagt: »Darf ich dich zum Essen ausführen oder so was, Venus? Um den Verlust deines Knopfs zu kompensieren?«
Sie schüttelt den Kopf.
Und ehrlich gesagt, in seine Enttäuschung mischt sich auch ein Hauch von Erleichterung.Liebe lässt sich nicht künstlich beschleunigen. Diese Frau – sie ist es wert, dass man auf sie wartet. Sie ist keine schnelle Nummer auf dem Teppich im Büro. Trotz des Knopfvorfalls ist er voller Optimismus, als er die Treppe zu seinem Penthouse hinaufgeht, zwei Stufen auf einmal nehmend, ihre Küsse noch frisch auf seinen Lippen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis er sie mit hierhernehmen wird, sie werden die Aussicht vom Dach bewundern, eine Flasche Schampus aufmachen und ...
Auf dem Regal stehen Maroushkas Schuhe stramm und warten auf ihre Herrin.
Nicht mehr lange.
Vielleicht werden sie in der Zukunft gemeinsam auf diesen Abend zurückblicken, als sie den Inhalt des Bürostaubsaugers durchsucht haben, und lächeln.
Als er später mit seinem Laptop im Bett sitzt, wie es ihm zur Gewohnheit geworden ist, loggt er sich in das Online-Broker-konto von Kenporter1601 ein, bevor er sich schlafen legt – natürlich nicht um zu handeln, sondern nur um nach dem Rechten zu sehen.
Was er sieht, ist, dass Chicken am Nachmittag Edenthorpe-Engineering-Aktien im Wert von £ 525 000 abgestoßen hat, ungefähr eine halbe Stunde nach Serge. Mein Gott! Ein Zufall? Ein Muster? Nein, es kann kein Zufall sein. Chicken muss von seinem Trade gewusst haben. Aber wie? Der Preis für die Aktie ist inzwischen auf 102 Pence gefallen. Wenn er zu diesem Preis verkauft hätte, hätte er noch ein paar Tausend extra gemacht. Hat Chicken ihn ausspioniert, während Serge die ganze Zeit dachte, er wäre der Spion? Er spürt das Kaninchenscharren in der Brust.
Auf der Suche nach neuer Information sieht er sich Chickens E-Mails an. Da ist eine Nachricht von Juliette, die ihn an den Termin am Freitag erinnert – »du böser Junge, du«. Wie gerne würde er mal bei so einer Sitzung Mäuschen spielen!Aber was ist das für eine abscheuliche kleine Nachricht ganz am Ende?
Morgen. Mx
Kaum zwei Worte, aber genug, um sein Herz in den freien Fall zu stürzen. Die E-Mail-Adresse gibt nichts preis – eine Reihe von Zahlen @yahoo.com. Er schreibt sie sich auf, wagt aber nicht zu antworten. Er liest die Nachricht noch einmal, liest zwischen und hinter den Zeilen. »M«. Sie muss es sein – wer sonst? Und »x« – ein Kuss.
Doro
Der Brief
Doro hievt den Staubsauger die Treppe hoch und verflucht den Regen, der sie schon den ganzen Tag im Haus gefangen hält. Seit sie Ende letzten Jahres ihre Teilzeitstelle am College aufgegeben hat und seit Oolie bei Edenthorpe arbeitet, hat sie jede Menge freie Stunden totzuschlagen, hunderte davon. Würde sie die Stunden aneinanderreihen, könnte sie ein Buch schreiben wie Marcus, oder eine Sprache lernen oder Golf spielen. Stattdessen füllt sie sie mit Hausarbeit aus, die sie hasst, weil sie nie ein Ende hat, und mit Teetrinken, der Tee kommt ihr schon zu den Ohren raus. Putzen muss wohl doch irgendein weiblicher Urinstinkt sein, denn Marcus hat schon vor drei Jahren am Institut aufgehört, ohne seitdem je das geringste Bedürfnis verspürt zu haben, den Staubsauger in die Hand zu nehmen. So viel zum »neuen Mann«.
Sie versteht nicht, wie er plötzlich aufs Heiraten kommt, aber Oolie-Anna scheint die
Weitere Kostenlose Bücher