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Die Werte Der Modernen Welt Unter Beruecksichtigung Diverser Kleintiere

Die Werte Der Modernen Welt Unter Beruecksichtigung Diverser Kleintiere

Titel: Die Werte Der Modernen Welt Unter Beruecksichtigung Diverser Kleintiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Lewycka
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Wärme.
    Sie windet sich ein bisschen, dann entspannt sie sich. »Nein, nicht sehr.«
    »Nicht sehr?«
    »Warum hast du es mir nicht gesagt?« Sie ist froh, dass es dunkel ist und er nicht sieht, wie sie die Lippen zusammenpresst.
    »Erst war ich mir nicht sicher. Und dann, je länger ich gewartet habe, desto schwieriger wurde es.«
    »Ich wünschte, du hättest es mir gesagt.«
    »Das wünschte ich auch. Aber es hätte nichts verändert, oder?«
    Sie denkt darüber nach, wie anders ihr Leben ohne Oolie hätte verlaufen können. Vielleicht wäre sie zurück nach London gezogen. Vielleicht hätte sie Karriere gemacht und wäre an ihrem College Rektorin geworden. Vielleicht wäre sie nach Italien gegangen und hätte Bruno geheiratet. Vielleicht hätte sie einen Bestseller geschrieben. Vielleicht wäre sie Guru geworden. Vielleicht ...
    »Nein, wahrscheinlich nicht«, sagt sie.

Clara
    Die ALM
    Clara bringt die Klasse mit einem uralten Trick zur Ruhe, nämlich indem sie den Schülern die Aufgabe stellt, etwas über ihre Familie zu schreiben. Sie wünschte, sie könnte sich wie einst Mrs. Wiseman zum Rauchen rausschleichen, doch stattdessen starrt sie aus dem Fenster und denkt darüber nach, ob die kaputte Schüssel gestern, die noch den Rest von Oolies Frühstücks-Porridge enthielt, ein Unfall war oder ob Jason Oolie absichtlich geschubst hat. Die Art, wie er gegrinst hat, als Clara mit ihm schimpfte, war irgendwie verräterisch. Seltsam, dass er heute nicht in der Schule ist, aber auf seine Anwesenheit ist auch in den besten Zeiten kein Verlass.
    Sie entdeckt schon wieder einen kleinen Haufen schwarzer Brösel unter ihrem Stuhl, den irgendjemand da hinterlassen hat. Sie muss es den Putzleuten zeigen, bevor sie nach Hause fährt.
    Doch nach dem Unterricht kommt Robbie Lewis zu ihr ans Pult.
    »Ich hab grad eine SMS von Jason gekriegt, Miss. Der Gerichtsvollzieher kommt zu ihm. Er fragt, ob Sie vorbeikommen können? Das wird lustig.«
    Falls Jackie und Jason wirklich vor die Tür gesetzt werden, kann sie wahrscheinlich nichts dagegen tun, aber sie beschließt, trotzdem vorbeizufahren.Es ist nach vier, und der Verkehr wird dichter, als sie sich durch die Siedlung schlängelt. Die Taylors wohnen in der Hawthorn Avenue, bekannt unter dem Spitznamen »die Alm«. Als sie in die kleine Straße mit den schmuddeligen Backsteindoppelhäusern einbiegt, entdeckt sie ein Stück weiter einen schnittigen schwarz glänzenden Geländewagen mit der Aufschrift »First Class Finance«, der auf dem Bürgersteig parkt. Sie klingelt, und Jason macht auf. Er trägt ein Erwachsenen-T-Shirt, das ihn fast verschluckt, und grinst sie frech an.
    »Mam, meine Freundin ist da!«, ruft er ins Haus.
    Drinnen ist es unglaublich heiß, und es riecht nach frittiertem Essen, Katzenpisse und Raumspray. Irgendwo läuft ein Fernseher, dröhnende Stimmen, die von sperrfeuerartigen Lachsalven unterbrochen werden. Der Fußboden ist zugemüllt mit Kleidungsstücken, Schuhen, Verpackungen, unidentifizierbaren Plastikteilen, es sieht aus wie auf einem Schlachtfeld. An einer Wand stehen vollgestopfte Pappkartons. Während sie im Flur wartet und überlegt, ob sie ihren Wagen abgeschlossen hat, taucht Mrs. Taylor auf, zerbrechlich und mädchenhaft in engen Jeans und einer weißen Bluse.
    »Man hat mir gesagt, dass ...«
    »Kommen Sie rein, Miss. Jason, setz Wasser auf.«
    »Ich habe den Wagen von Mr. First Class Finance draußen gesehen ...«
    »Trev Fertle. Tricky Trev nennen wir ihn. Der macht viele Geschäfte auf der Alm.«
    »Warum eigentlich Alm?«
    »ALM. Allee der ledigen Mütter. Wir sitzen hier alle auf irgendwelchen Hypotheken. Und jetzt verlangt er, dass ich mich konsolidiere.«
    »Was heißt das?«
    »Ich glaube, es heißt, ich soll noch einen Kredit aufnehmen. Aber wissen Sie, ich habe meine Stelle verloren ...« Sie seufzt.
    »Das tut mir leid. Jason sagt, der Gerichtsvollzieher kommt. Und dass Sie einen neuen Herd brauchen.«
    »Gerichtsvollzieher? Herd? Dieser Bengel! Jason? Was erzählst du den Leuten?«
    Bevor er antworten kann, klingelt es.
    Mrs. Taylor macht die Tür einen Spalt auf. »Du kannst jetzt nicht reinkommen, Trev. Ich habe Besuch.«
    Aber der Mann hat schon den Fuß in die Tür geschoben; er stemmt sie auf und drängt sich an Mrs. Taylor vorbei in den Flur. Clara steht im Wohnzimmer und fragt sich, ob sie sich einmischen soll.
    »Du hast mich ja ziemlich hängen lassen, Jackie!« Mr. First Class Finance ist gegelter und aufgedrehter als

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