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Die Wesen (German Edition)

Die Wesen (German Edition)

Titel: Die Wesen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Lux
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alle Geräte ausgefallen“, sagte Schüssli.
    „Alle hieße, auch der Motor. Er sagt, die Geräte laufen hier rückwärts, weil eine magnetische Umpolung stattfindet.“
    „Das ist ja mal wieder beruhigend“, sagte Figaro Slinkssons. „Wenigstens fallen wir dann dieses Mal nicht so tief.“
    „Sehen sie dort“, sagte Laima. „Der Kailash!“
    Vor ihnen tauchte der imposante Berg mit seiner weißen pyramidalen Spitze auf, die in der Sonne glänzte.
    „Dann sind wir bald da“, sagte von Stein.
    „Mit jedem Meter, den wir hinter uns haben, sind wir ein Stück mehr in Sicherheit“, sagte Sam.
    „Ich dachte gerade, mit jedem Meter wächst die Gefahr eines tödlichen Crashs?“, sagte Slinkssons.
    „Der eine sieht, was er hinter sich hat“, sagte der Professor. „Der andere, was er noch vor sich hat. Und das ist früher oder später der Tod. So ist es, mein Lieber.“
     
    „Dort vor uns, die Seen!“
    „Der Rechte ist wirklich türkis und der Linke ist tiefschwarz“, sagte Sam.
    „Du wirst uns doch nicht abergläubisch werden“, sagte Slinkssons.
    „Ich glaube nur, was ich sehe“, sagte Sam.
    Sie landeten unsanft auf der Pistenstraße, genau zwischen beiden Seen.
    „Hurra! Und vergiss nicht zu klatschen, Roger!“, sagte Sam, als der Flieger ausrollte.
    Schüssli verzog nur abschätzig das Gesicht und stieg als Erster aus.
    Sie schlugen ihr Lager an der schmalsten Stelle zwischen dem Manasarovar und dem Rakshastal auf. Nachdem sie alles ausgeladen hatten, bezahlte von Stein den Piloten, der sich dankend verabschiedete. Mit leichter Wehmut sah Schüssli dem Flugzeug nach.
    „Jetzt geht es nur noch nach vorne, mein Lieber“, sagte Professor Carlsen und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter.
    „Keine Wurzeln schlagen, Roger“, sagte von Stein, „schließlich sind wir zum Arbeiten hier.“
    „Auch zum Feiern, meine Lieben“, sagte Professor Carlsen und hielt eine Flasche Schnaps hoch, die ihm beim Ausladen zufällig in die Hände gefallen war.
    „Sie finden wohl immer einen Grund zum Feiern, Professor?“, sagte von Stein. „Aber erst wird das Lager aufgeschlagen.“
    „Das ist doch ein Wort, mein Lieber. Ein Strenges zwar, aber ich akzeptiere es.“
     
    Es dauerte nicht lange, bis sie alles aufgebaut hatten.
    Sam brutzelte etwas verführerisch Riechendes auf mehreren Gaskochern gleichzeitig. Und Laima hatte sich auf ihrer Matte unter dem hellblauen Himmel ausgestreckt und sah den Sternen dabei zu, wie sie langsam hervortraten, während die Nacht sich herabsenkte.
    Der Professor hatte zwar bereits mit dem Einsiedler getrunken, streichelte aber unentwegt die Schnapsflasche und ließ sie nicht aus den Händen.
    Er wartete auf von Steins Kommando. Als sie schließlich nach dem Essen zwischen den Zelten saßen, nahm er einen erlösenden Schluck, mit dem er fast ein Viertel der Flasche leerte.
    „Thian, du auch“, sagte er und hielt ihm mit unmissverständlicher Geste die Flasche hin.
    Er wollte erst ablehnen, aber der Professor drückte sie ihm regelrecht unter die Nase. Dann nahm Thian einen kleinen Schluck und steckte sich dazu eine Zigarette an.
    „Weißt du was, mein guter Thian?“
    Von Stein übersetzte, da der Professor des Russischen nicht mehr ganz mächtig zu sein schien.
    „Ich will mit dir Freundschaft trinken, mein Lieber.“
    Thian ließ sich, angesichts dieser Geste, zu einem weiteren Schluck verleiten. Er verzog bitterlich sein Gesicht von dem starken Geschmack.
    „Das hätten wir schon viel früher tun müssen!“
    „He, nicht so geizig, ihr beiden“, sagte Sam und bekam mit einem Lächeln des Professors ebenfalls die Falsche gereicht.
    So begann, mit hereinbrechender Dunkelheit, eine vielversprechende Nacht.
     
    „Ich weiß ein schönes Spiel“, sagte Professor Carlsen und holte ein Messer aus der Tasche. „Das ist mein treues Messer.“
    Das Messer hatte eine durchgehende Klinge und war etwas über zwanzig Zentimeter lang.
    „Reich mir doch mal eins deiner Holzbretter, mein lieber Sam.“
    „Aber klar doch, Professorchen. Aber keinen Blödsinn machen.“
    „Aber nicht doch. Keineswegs, mein Lieber. Außerdem wäre das nicht so schlimm. Ich bin ein alter Mann. Wenn ich einen Finger verlieren würde, wäre es ja nicht für lange. Also seht her ...“
    Er legte seine Hand flach auf das Brett und spreizte die Finger.
    „He, vorsichtig!“, sagte von Stein.
    „Ich bin ein groß genuger Junge“, sagte der Professor, wobei er leicht lallte.
    „Also ich bin da

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