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Die Wesen (German Edition)

Die Wesen (German Edition)

Titel: Die Wesen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Lux
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nicht so sicher“, murmelte von Stein.
    „Meine Lieben, aufgepasst!“
    Er schlug das Messer mit voller Wucht ins Holz.
    Laima schrie auf.
    „Nix passiert. Nix passiert, kleines Fräulein. Ich kann das.“
    Dann ließ er träge das Messer zwischen seinen gespreizten Fingern ein Mal vor und ein Mal zurücklaufen, wobei er es immer wieder ins Brett stieß.
    „So! Gesehen? Kann ich doch. Jetzt Zeit stoppen, bitte. Machen sie das, lieber Sam?“
    „Klar doch.“
    „Los gehts!“, sagte Professor Carlsen und versuchte dieses Mal besonders schnell die Messerspitze ins Holz, zwischen seine Finger zu bringen.
    „Jahh! Geschafft. Welche Zeit habe ich?“
    „Sieben Komma drei Sekunden genau“, sagte Sam.
    „Diese Genauigkeit ehrt sie, mein lieber Sam. Wer mich schlägt, muss keinen Schnaps trinken!“
    „Ob das eine Strafe ist?“, sagte von Stein.
    „Versuchen sie es, mein Lieber?“, sagte Professor Carlsen und reichte Gerold von Stein das Messer.
    „Nein, nein“, sagte er. „Ich hänge zu oft an meinen Fingern. Die werde ich noch brauchen. Nichts für mich also. Und wer verliert, muss trinken?“
    „Genau! Slinkssons? Mal gegen den Chef gewinnen?“
    „Danke. Zu viel der Ehre, aber ich passe.“
    Thian streckte die Hand aus.
    „Sieben Komma drei. Das schaffst du locker, mein Lieber.“
    Thian hatte deutlich weniger getrunken als der Professor. Was keine Kunst war. Allerdings beschlich Laima das Gefühl, dass der Professor eine gewisse Übung in diesem Spiel hatte.
    „Schiedsrichter! Sam, der Gerechte, bitte!“
    „Auf die Plätze!“
    Thian machte sich bereit.
    „Eins muss ich noch sagen“, warf der Professor ein und hob die Hand. „Wer sich verletzt, trinkt die Flasche auf Ex!“
    Von Stein übersetzte. Thian hatte das Messer bereits in der Hand und nickte, zum Zeichen, das er die Regeln akzeptierte.
    „Auf die Plätze, fertig, ... los?“
    Sams Arm schnellte herunter, als hielte er eine unsichtbare Fahne wie bei einem Wettrennen in der Hand. Alle Muskeln in Thians Körper spannten sich an. Hölzern und verkrampft schaffte er die Strecke hin und hätte beinah den letzten, den kleinen Finger, erwischt. Dann wieder zurück. Die Sekunden rasten dahin.
    „Stopp!“, schrien alle aus einer Kehle, als Thian das Messer zum letzten Mal ins Holzbrett rammte. Sam kippte vor Anspannung mit dem ganzen Oberkörper nach vorn, während er die Stoppuhr drückte.
    „Sechs Komma ...“
    Alle schrien jubelnd auf.
    Thian hatte gewonnen. Sie gratulierten und klopften ihm auf die Schulter.
    „Sechs Komma vier Sekunden ist die neue Bestmarke!“, rief Sam in den Freudentaumel hinein.
    „Trinken, trinken ...“, riefen alle im Chor.
    Der Professor ließ sich nicht zwei Mal bitten und nahm einen tiefen Schluck.
    „Das werde ich aber nicht auf mir sitzen lassen!“, sagte er, wischte sich den Rest des Schnapses mit dem Ärmel vom Mund und stellte mit kriegerischer Geste die Flasche auf den Boden. Er krempelte die Ärmel auf und riss das Messer aus dem Brett.
    „Sieger, Sieger“, rief der Professor, um sich zu motivieren. Er stieß dazu das Messer in den schwarzen Nachthimmel. Dann legte er seine Hand auf das Brett und ließ der scharfen Klinge ihren Lauf.
    Sam drückte gerade noch die Stoppuhr. Tak, tak, tak ...
    Die Messerspitze berührte das Holz nur kurz, um in einem minimal ausgeführten Bogen über die Finger zu huschen. Nicht mal ein Zucken der Hand. Sie lag wie angeschraubt da.
    ... tak, tak.
    „Jaahhh!“, schrie der Professor und riss die Arme in die Luft.
    „Fünf Komma neun!“
    „Sieger, Sieger“, schrie Professor Carlsen außer sich. „Trinken, trinken, trinken. Los, mein lieber Thian! Pivo! Pivo!“
    Thian setzte die Flasche an und nahm einen ordentlichen Schluck. Dann riss er dem Professor das Messer aus der Hand.
    „Thian, Thian“, feuerten ihn alle an.
    Er wollte gewinnen.
    Man konnte deutlich sehen, dass Thians Bewegungen bereits stark vom Alkohol gezeichnet waren. Er zog das Brett zu sich heran, um besser seine Hand draufzulegen. Dann wartete er kaum ab, bis Sam die Stoppuhr zurückgestellt hatte. Er konnte Thian gerade noch zunicken, als dieser bereits das Messer in das Brett schlug. Seine Bewegungen waren weitaus unorganischer, ja klobig und vom Schnaps ungenau. Die Klinge glitt zwischen zwei Fingern durch die Haut, er merkte es gar nicht, dann traf die Spitze den kleinen Finger, den sie vorher nur knapp verfehlt hatte.
    Jetzt erst schrie er auf und sah das Blut.
    „Scheiße“, lallte

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