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Die Wesen (German Edition)

Die Wesen (German Edition)

Titel: Die Wesen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Lux
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sie?“
    „Ja!“
    Sie gingen an der Herde von Tieren vorüber und bewegten sich auf den Hang am Rande des engen Tals zu.
    „Wir werden jetzt bald ganz in die Nähe der Stelle kommen, wo wir mit dem Aufstieg beginnen werden“, sagte Lhatsen.
    „Und wissen sie zufällig etwas über eine Stadt der Götter?“, fragte Gerold von Stein.
    „Sie meinen Shambhala?“
    „Vielleicht.“
    „Was ist Shambhala?“, fragte Sam.
    „Es ist ‚Das Reine Land’“, sagte Lhatsen. „Der Legende nach umgeben von tausend Bergen. Von dort wird der letzte König kommen, um die Erde am Ende des jetzigen Zeitalters von ihren Gegenkönigen zu erlösen, wenn diese es am wenigsten erwarten. Es wird ohne Blutvergießen geschehen. Er wird auf einem weißen Pferd reiten und uns vom Samsara der Illusion befreien.
    Es wird der Beginn eines neuen Zeitalters sein. Ein Zeitalter ewig währenden Friedens. Deswegen war Tibet zu allen Zeiten so wichtig. Jeder wollte die Kontrolle über Shambhala haben. Erst die Russen, dann die Nazis und jetzt die Chinesen.“
    „Dann war es nicht Shambhala, wo wir waren“, sagte Roger Schüssli.
    „Ich glaube nicht“, sagte Lhatsen und schmunzelte. „Dort findet man nur Einlass, wenn man in seiner persönlichen Entwicklung weit fortgeschritten ist. Vorher zeigt es sich einem nicht.“
    „Waren sie schon einmal dort?“, fragte von Stein.
    „Ja.“
    „Ja?“
    „In einer Vision.“
    „Und ich war im Traum schon mal Papst!“, sagte Sam ‚The Rock’ Jackson.
    „Träume unterscheiden sich grundlegend von Visionen“, sagte Lhatsen. „Vergessen sie das nie!“
    Als plötzlich die Erde begann, sich unter ihren Füßen zu bewegen.
     
     
     

24
     
    Es war wie ein unhörbares Summen, das sie spürten. Ein Wackeln der Luft. Eine Unschärfe, die die Landschaft verschwimmen ließ.
    „Ich sehe schlecht. Was ist los?“, fragte Laima.
    „Mir geht es genauso“, sagte Schüssli.
    „Wenn ich meine Brille aufsetze, hilft es nichts“, sagte der Professor. „Hier stimmt etwas nicht.“
    „Dieses Vibrieren. Spürt ihr das auch?“
    „Ich habe das Gefühl, mein ganzer Körper zittert. Was ist das?“
    „Ich habe etwas Ähnliches mal bei einem Erdbeben erlebt“, sagte von Stein.
    „Gibt es hier Erdbeben?“
    „Das hier ist was anderes“, sagte er.
    „Mir wird ganz schlecht“, sagte Laima und übergab sich.
    „O mein Gott, was ist das?“
    „Seht, die Tiere versuchen auf den Hügel zu fliehen.“
    „Was ist hier los?“
    „Sie spielen verrückt.“
    „Der Hügel! Er bewegt sich.“
    „Lauft! Lauft los! Dort hinauf in die andere Richtung“, sagte von Stein.
    „Es sieht aus, als versinke er. Der Boden verwandelt sich in Treibsand. Er schmilzt einfach weg. Die Tiere sacken ein.“
    Sie hörten, wie sie in Panik wieherten und blökten. Verzweifelt, in ihrem aussichtslosen Kampf, sich aus dem weichen Boden zu befreien.
    „Du heilige Scheiße. Da ist nur noch ein riesiges Loch, wo eben der Hügel war.“
    „Und es breitet sich aus!“
    „Schneller! Schneller, Leute! Sonst erwischt es uns!“
    „Was ist das, verdammt?“
    „Es kommt auf uns zu.“
    „Schnell! Lauft! Lauft schneller!“
    Dröhnender Donner über ihnen auf dem Berg ließ sie abrupt stehenbleiben.
    „Die Felsen. Steinschlag. Bringt euch in Sicherheit!“
    „Hinter den Felsen dort, sonst werden wir zu Brei zerquetscht.“
    „Holt die reflektierenden Rettungsdecken raus, sobald wir am Felsen sind. Schnell!“
    „Was?“
    „Holt die Decken raus und legt euch drunter, verdammt noch mal!“
    „Wozu soll das gut sein?“
    „Tut einfach, was ich sage! Legt euch unter die Decken!“
    Laima sah unter der dünnen Folie, wie die letzten Schafe und Pferde versuchten, am Rande des riesigen Lochs im Sand zu schwimmen. Sie sah ihre in Todesangst geweiteten Augen, während sie im Boden verschwanden.
    Über ihnen schlugen riesige Gesteinsbrocken auf den Felsen, unter den sie sich verkrochen hatten. Sie sprangen über sie hinweg. Einige schlugen nur wenige Meter von ihnen auf. Dann rollten sie in das sich nähernde Loch, in dem sich die Landschaft auflöste, und versanken.
    Die vibrierende Unschärfe hörte abrupt auf. Alles stand still. Nichts rührte sich.
    „Ist es vorbei? Spürt ihr es auch?“
    „Es scheint so. Aber bleibt unter euren Decken. Sie schützen uns vor den Strahlen. Und sie können uns so nicht orten.“
    „Wer soll uns orten?“
    „Strahlen?“
    „Meine Güte. Es ist nichts übrig“, sagte Professor Carlsen unter

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