Die Wesen (German Edition)
alles in seinem Kopf durchgegangen. Nacht für Nacht hatte es ihn gequält und ihm dann Genugtuung verschafft. Tausendmal hatte er es durchgespielt. Jetzt war es an der Zeit zu handeln.
Sein Interesse für Technik, das der Bau der Fallen einst geweckt hatte, machte es ihm leicht.
Der Pfarrer war mittlerweile zum Bischof einer nahegelegenen Diözese ordiniert worden. Er hackte sich in seinen E-Mail-Account ein. Wie bei den meisten Menschen war es überaus einfach. Es verlangte keine besonderen Fähigkeiten, da die Passwörter sich aus Teilen des Namens und der Geburtsdaten des Besitzers zusammensetzen ließen, die im Netz schnell zu finden waren.
Was er sah, überraschte ihn kaum. Es gab Links zu diversen Tauschbörsen pädophiler Bilder- und Filmdatenbanken. Adressen anderer ebenfalls ordinierter Kollegen, mit denen er die Vermittlung von Kindern zur Ausübung und Befriedigung seiner Leidenschaften organisierte.
Er fand Bilder des ehemaligen Pfarrers selbst, bei denen er mit verschiedenen nackten, gefesselten Jungen zu sehen war, die er wie Trophäen mit Kommentaren zu ihren Eigenschaften versehen hatte.
Über längere Zeit beobachtete er die Aktivitäten, bis ihm schließlich die richtige Gelegenheit in den Schoß fiel.
Die Pläne des Hotels waren leicht zu bekommen. Die Sicherheitsvorkehrungen waren weit weniger intensiv, als beim dort abgehaltenen G8-Gipfel. Es gab lediglich einen privaten Wachdienst, der die Sicherheitszone im Hotel abriegelte. Innerhalb dieses Bereichs konnte man sich frei bewegen.
Die Arbeitskleidung der Küchenhelfer entsprach dem, was man im Berufsbedarf kaufen konnte und hatte im Gegensatz zu den Köchen des Mehrsternehotels keine aufwendige Stickerei. So konnte er über einen Hintereingang neben den Mülltonnen, der vom Küchenpersonal zum Rauchen genutzt wurde, leicht und unbemerkt in den Angestelltenbereich gelangen.
Dort brach er zwei Spinde im Umkleideraum auf, bis er die passende Livree gefunden hatte. Jetzt musste er nur noch einen der zur Bewirtung abgestellten Pagen finden. Die Namensliste, die der Sicherheitsfirma kommuniziert worden war, hatte er sich immer wieder in sein Gedächtnis eingeprägt. Er stieß ungeschickt mit einem von ihnen zusammen. Dann tätigte er vom Haustelefon neben dem Weinkeller einen Anruf und fuhr kurze Zeit später mit einer angeblichen Bestellung für die Mutter-Gottes-Suite, wie sie für die Zeit der Bischofskonferenz umbenannt worden war, mit dem Lift nach oben.
Die zwei Wachleute vor dem Fahrstuhl glichen den Namen auf dem Schild an seinem Revers mit ihrer Liste ab und winkten ihn durch, den Flur hinunter.
Seine Hände schwitzten. Er befand sich wie in Trance. Es war, als träumte er alles, denn er spürte seinen Körper nicht. Seine Knöchel klopften gegen die Tür.
Ein dicker, haariger Mann in einer Latexunterhose öffnete ihm und ließ ihn herein. Die Suite war abgedunkelt. Es befanden sich gut zwei Dutzend Jungen im Raum. Jeder im Arm eines Mannes. Von einem niedrigen Glastisch konsumierte ein in Ledergeschirr gewandeter Mann weißes Pulver. Viele der Kinder wirkten, als hätte man ihnen Medikamente oder Alkohol verabreicht.
Dann sah er ihn. Er verschwand gerade mit einem Jungen in einem Nebenraum. Er war älter geworden, aber er hätte den Pfarrer unter Hunderten wiedererkannte.
Niemand störte sich an dem Hotelangestellten, der die Flasche entkorkte. Dann folgte er dem Pfarrer.
Als er eintrat, war er gerade dabei, den Jungen auf das Bett zu fesseln. Etwas Ethylchlorid ließ den Körper des Pfarrers sofort zusammensacken. Dann schickte er den Jungen raus und schloss hinter ihm ab.
Als der Pfarrer wenige Augenblicke später aufwachte, war er mit weißen Seidenstolas ans Bett gefesselt. Ein Schlauchknebel steckte in seinem Mund. Das birnenförmige Stück Latex sorgte dafür, dass seine Zunge sich nicht bewegen konnte. Seine Nasenlöcher waren verschlossen. Nur der dünne Schlauch im Knebel ließ ihm Luft zum Atmen.
Als er das Gesicht über sich wiedererkannte, weiteten sich seine Augen. Er ahnte, was ihm bevorstand. Zornig und verzweifelt versuchte er, sich loszumachen. Sein Peiniger knickte den Schlauch um und schnitt ihm so die Luft ab. Er zwang ihn, ihm ins Gesicht zu sehen.
Er bemerkte die Erektion des Pfarrers, ließ ihn Atem holen. Dann wiederholte er die Prozedur, bis das Gesicht seines Opfers eine dunkle Farbe annahm. Er ließ ihn wieder zu Bewusstsein kommen. Schließlich kam jetzt der Moment, den er so lange
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