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Die Wesen (German Edition)

Die Wesen (German Edition)

Titel: Die Wesen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Lux
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Wolkenschleier gegen die Scheiben. Laima war geblendet vom Licht, das schlagartig und unregelmäßig hervorbrach. Aber es war nichts um sie herum oder unter ihnen zu erkennen. Sie spürten, wie Kapitän Ranjid immer wieder einen vorsichtigen Vorstoß in die unbekannte Tiefe wagte, dann hielt er für einen Augenblick die Höhe, wie um sicher zu gehen, das nichts passierte. Dann setzte er den tastenden Blindflug fort.
    Mit einem Schlag rissen die Wolken auf. Berggipfel vor ihnen. Aber nicht nahe genug, um eine Gefahr zu sein. Sie jubelten erleichtert auf. Nur Slinkssons verzog keine Miene.
    „Das haben sie wirklich gut gemacht“, sagte von Stein zu Kapitän Ranjid.
    „Gefuhl is die alles. Deshalb haben die Inders mit die Frauen auch die beste Sex. Und die Fliegen is imma bisschen wie Sex.“
    „Für den Piloten vielleicht. Bei den Passagieren bin ich mir da nicht so sicher“, sagte Figaro Slinkssons.
    Nachdem sie auf niedriger Höhe einen Pass überflogen, tauchte die Maschine steil in eine Schlucht hinab.
    „Dort is die Landeplatz.“
    „Wo?“, fragte von Stein.
    „Ich kann nichts erkennen“, sagte Sam.
    „Dort auf der Wolke“, sagte Figaro Slinkssons und lachte. „Wir sind schon im Himmel, hat das noch keiner gemerkt?“
    „Das ist doch keine Landebahn!“, rief Professor Carlsen entsetzt und schob seine Brille auf der Nase nervös vor und zurück, um sicherzugehen, dass er auch richtig sah.
    „Das ist eine Briefmarke“, sagte Slinkssons und lachte laut auf. „Auf dieser Klippe können sie gerade mit einem Fallschirm landen.“
    „Sehen sie andre Ort vielleicht?“
    Unter ihnen befand sich eine tiefe, schmale Schlucht, auf deren Grund sich ein Fluss wie ein helles Band schlängelte.
    „Ich landen hia schon die zweite Mal.“
    „Super!“, sagte Sam.
    In schaukelnden Bewegungen schraubte sich die Maschine in die Tiefe.
    „Lukla war dagegen ein Highway“, spottete Sam.
    „Nix Größe is wichtig ...“
    „Sondern, was man damit macht. Ja, ja, den gibt es bei uns auch“, sagte Sam. „Sie scheinen wirklich auf alles eine passende Antwort zu haben. Jetzt weiß ich, warum so viele Inder bei uns in Amerika in den Servicehotlines sitzen.“
    „Bitte schnallen oder halten“, sagte Kapitän Ranjid. „Wir sind in Landung.“
    Mit rasender Geschwindigkeit näherten sie sich dem winzigen Vorsprung.
    „Wenigstens bleibt uns der Abgrund, wenn wir über die Piste hinausschießen“, sagte von Stein.
    „Festhalten“, stieß Sam zwischen seinen zusammengepressten Zähnen hervor, als sie mit einem harten Schlag auf den Fels aufsetzten. Ein metallisches Quietschen. Sie rollten auf das Ende des Vorsprungs zu. Der Motor ging aus. Die Kante des Vorsprungs kam immer näher. Das Quietschen schrillte immer lauter. Dann sank die Maschine weg.
     
    „Bremse nix gut repariete.“
    „Wir fallen! Tun sie was“, rief von Stein.
    „Warum haben sie den Motor schon ausgemacht?“, rief Professor Carlsen.
    „Nix ausgemachen. Kaputt.“
    Sie glitten lautlos auf die gegenüberliegende Felswand zu.
    „Ziehen sie die Maschine hoch, verdammt.“
    Der Bug des Flugzeugs wurde nach oben gerissen.
    Sie hingen nur noch an den Schlaufen. Roger Schüsslis Körper kippte bedrohlich zur Seite. Keiner von ihnen hatte mehr die Füße am Boden. Sie hingen oder krallten sich in die Seitenverkleidung.
    Der Flieger wurde langsamer und langsamer.
    Dann sprang der Motor stotternd wieder an.
    „Bringen sie den Flieger wieder auf Kurs“, rief von Stein.
    „Geht nix. Ruda blockiert.“
    Dann öffnete sich unter ihnen die Ladeklappe am Heck.
    Mehrere hundert Meter tief unter ihnen lag der Fluss am Boden der Schlucht.
    „Was machen sie denn, Mann?“, rief von Stein außer sich. „Sind sie verrückt geworden? Wollen sie uns alle umbringen?“
    „Is nix meina Schuld. Alles farruckt.“
    „Ich kann mich nicht mehr halten“, sagte Laima. Dann riss die Halteschlaufe und sie fiel.
    Sie landete auf einer der angegurteten Expeditionskisten.
    „Bewegen sie sich nicht, Laima“, rief von Stein in das Tosen der offenen Ladeklappe unter ihnen. Der Flieger stand immer noch senkrecht in der Luft und schraubte sich weiter in die Höhe.
    Gerold von Stein versuchte Laimas Hand zu ergreifen, ohne selbst die dünne Schlaufe loszulassen, die sein einziger Halt war. Er suchte eine andere Möglichkeit. Er verkeilte seine Beine im schmalen Durchgang zwischen den Bänken. Die andren hatten sich notdürftig in einigen Löchern in der Verkleidung des

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