Die Wesen (German Edition)
Tisch in Sams Gesicht.
„Ziegenhirn!“, rief Schüssli. „Mir wird schlecht“, sagte er und lief hinaus.
„Soll froh sein, dass es nicht die Eier waren“, sagte Sam ‚The Rock’ und wischte sich das Essen aus dem Gesicht.
Es dämmerte bereits, als sie in die Höhle gebracht wurden, in der sie übernachten sollten. Ihre Lager aus Fellen, Decken und Heumatratzen sah einladen aus. Ein kleines Feuer erwärmte den Raum. Die Dropa waren sehr gastfreundlich.
„Was machen wir ohne unsere Ausrüstung?“, fragte Laima von Stein.
„Wir werden morgen unsere Untersuchungen machen. Ich habe bereits mit dem Dropaolat gesprochen. Er ist bereit, uns zu den Höhlen zu führen.“
„Aber sie haben doch ihre Geräte nicht mehr?“
„Ich habe einen meiner Prototypen immer dabei“, sagte er und tätschelte eine Beule unter dem Hemd an seiner Hüfte. „Außerdem habe ich von der Landestelle einen Blick in die Schlucht geworfen. Dort liegt unsere Ausrüstung. Die Schlucht ist zwar eng und der Fluss in der Monsunzeit ziemlich reißend, aber die Pakete liegen dort sicher. Mit etwas Glück sollten wir alles wiederfinden. Es wird also nicht das Ende der Expedition bedeuten.“
„Ich habe mit angehört, was Kapitän Ranjid ihnen gesagt hat.“
Von Stein verzog das Gesicht.
„Keine Angst, ich werde niemandem etwas davon sagen. Aber was glauben sie, was so wichtig sein könnte, dass jemand die Expedition sabotieren will?“
„Ich denke, dass wir es noch herausfinden werden. Ansonsten kann ich mir keinen Reim darauf machen! Ich dachte, wir hätten mit den zwei Bombenattentätern die Gefahr abgeschüttelt. Aber offenbar verbirgt sich etwas vor uns, das wir nicht finden sollen und von dem wir nur ahnen können, was es ist. Aber ich habe ehrlich gesagt keine Idee, was es genau sein könnte. Schlafen sie jetzt! Gewöhnen sie ihren Körper an die Höhenluft. Wir werden morgen alle Kräfte brauchen, die uns zur Verfügung stehen.“
Laima lag auf ihrem Lager. Das Feuer knisterte und immer wieder tauchte die Warnung vor ihrem inneren Auge auf.
TRAUEN SIE NIEMANDEM. SCHON GAR NICHT SICH SELBST.
Gab es noch jemanden, der mehr wusste, als er sagte? Oder hatte sich die Botschaft mit dem Tod der beiden Attentäter erledigt? War dieser Jemand für ihren Tod verantwortlich? Traute sie von Stein? Oder hatte vielleicht er am Ende den Flieger sabotiert? Aber wozu hätte er sie dann retten sollen? Um den Verdacht von sich abzulenken, als er sah, dass es nicht funktionierte? Was hätte Professor Bersinsch jetzt getan? Auf jeden Fall hätte er weitergemacht. Aber jeder Schritt konnte tödlich sein. Durfte man dies den andren verheimlichen? Brachte man sie damit nicht in Todesgefahr?
Ein Schatten an der Wand schreckte sie aus ihren Gedanken auf. Sie wagte es nicht, sich umzudrehen. Leise schlich die Gestalt an ihr vorüber aus der Höhle. Es war Figaro Slinkssons. Sie erkannte seine Umrisse.
Es dauerte eine Weile, bis er zurückkam. Ob Minuten oder eine Viertelstunde konnte Laima nur schätzen. Er schlich ebenso leise wieder zurück. Sie war hellwach und nervös. Hatte er mit der Sabotage zu tun? Lange konnte sie nicht einschlafen. Dann dachte sie an ihre Mutter. Schließlich machte der flackernde Schein des Feuers an den Höhlenwänden sie schläfrig und sie nickte ein.
10
Am folgenden Morgen war es die Kälte, die Laima weckte. Das Feuer der Nacht war erloschen. Das Licht fiel matt und silbrig durch die Öffnungen im Stein. Alle anderen schliefen noch oder wälzten sich im Halbschlaf.
Ihre Gedanken wanderten zurück zum gestrigen Abend. Figaro Slinkssons, der heimlich die Höhle verlassen hatte. War er es, der ihnen nach dem Leben trachtete? Aber warum? Was sollte im Verborgenen bleiben? Und wenn, war er ein Handlanger? Für wen? Für eine größere Macht, die ihre Interessen schützen wollte? Eine Regierung, den Vatikan? Vielleicht etwas ganz anderes?
Wie sollte sie ihm jetzt entgegentreten? Außerdem konnte jeder in der Gruppe ebenso verdächtig sein. Laima versuchte sich in Erinnerung zu rufen, was Professor Bersinsch ihr gesagt hatte. Aber es fiel ihr nichts Greifbares ein. Nichts, was ihr in dieser Lage weitergeholfen hätte. Warum hatte er ihr nur nicht mehr erzählt? Sicher wusste er doch, wer ihn verfolgte, wer für seine Erkrankung verantwortlich war.
Sie fühlte sich unwohl und einsam. Längst war dies alles mehr als nur eine Expedition. Sie jagten Funden hinterher und waren dabei selbst
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