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Die Wesen (German Edition)

Die Wesen (German Edition)

Titel: Die Wesen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Lux
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Laima. „Ich schließe aus der gehockten Seitenlage, dass er erst im Laufe der Zeit umgekippt ist. Die Stricke könnten darauf hinweisen, dass der Sterbende in dieser Stellung auf den Eintritt des Todes gewartet hat.“
    „Sie wollen mir weismachen, der Tote hat, verschnürt wie ein Paket, darauf gewartet zu sterben?“
    „Oder es willentlich herbeigeführt!“
    „Man kann sich doch nicht selbst durchs Denken töten“, sagte Slinkssons.
    „Es gibt in manchen Kulturen Techniken der Meditation, die das Verlassen des Körpers ermöglichen. Das ist allerdings sehr riskant und kann im Zweifelsfall dazu führen, dass derjenige nicht mehr zurück in seinen Körper gelangt“, sagte Laima.
    Von Stein wandte sich an den Dropaolat, der die Fragen, die Thian ihm stellte, mit einem sanften Nicken beantwortete.
    „Er sagt, dass es tatsächlich diesen Brauch bei den Dropa gibt. Auch er beherrscht diese Technik, die nicht nur zum Sterben eingesetzt wird. Aber die Dropa glauben, wie die Tibeter überhaupt, an die Wiedergeburt. Er sagt, der Körper sei nur eine oberflächliche Erscheinung. Wenn er abgebraucht sei, könne man ihn einfach wechseln wie einen Mantel und der Geist würde in einem neuen, frischen Körper weiterleben.“
    Dann unterbrach ihn der Dropaolat.
    „Es sei möglich, sich in die Sphäre der Unendlichkeit zu begeben, in der weder Raum noch Zeit existieren, wie wir sie kennen. Dort könne man überall hin. An jeden Ort. Ob in der Zukunft oder der Vergangenheit. Alles sei dort eins.“
    „Hört sich nach dem neusten Stand der Physik an“, sagte Slinkssons, wobei nicht klar war, ob er dies nun ironisch oder ernsthaft meinte.
    „Vielleicht kann er mir die Karten legen“, sagte Sam.
    Schüssli kicherte.
    „Wirklich, genau das werde ich machen, Sam. Das ist eine vorzügliche Idee. Ich werde ihn bitten, uns zum kommenden Verlauf der Expedition ein paar Fragen zu beantworten“, sagte von Stein.
    „Der Körper erscheint mir allerdings viel zu groß“, sagte Laima. „Hatte der Dropaolat nicht gesagt, es sei einer ihrer Vorfahren? Er wirkt auf mich, wenn er jetzt nicht hocken würde, fast so groß wie wir?“
    „Sie haben recht, meine Liebe“, sagte Professor Carlsen.
    Von Stein fragte nach.
    „Der Dropaolat sagt, dies seien ihre Vorfahren. Dann vor, lassen sie mich kurz rechnen, er rechnet in Mondkalendern, vor ungefähr zwölftausend Jahren, seien ihre anderen Vorfahren gekommen. Götter aus dem Himmel. Von den Sternen.“
    „Sie müssen ja wesentlich kleiner gewesen sein, als diese Mumie hier“, sagte Professor Carlsen.
    „Und wie sollen die hierher gekommen sein?“, fragte Sam. „In einem Raumschiff?“
    Von Stein richtete sich an den Dropaolat.
    „Sie seien in riesigen leuchtenden Kugeln aus dem Himmel gekommen. Zuerst hätten sich die Menschen in den Höhlen versteckt. Als die Kugeln erneut kamen, haben sie sich gewehrt und sie bekämpft. Mit Speeren und Pfeilen. Es sei zwölf Mal so gegangen, bis sie die friedliche Absicht der Himmelsmenschen erkannten, die stets einfach wieder verschwanden, wie sie erschienen waren. Schließlich blieben sie hier bei den Dropa.“
    Der Dropaolat redete und gestikulierte. Thian übersetzte.
    „Er will uns nun etwas zeigen, das aus dieser Zeit übrig geblieben ist.“
    Der Dropaolat wies auf die Decke der Höhle und führte sie erneut zu einer Leiter.
    Mattes Licht fiel durch eine schmale Fensteröffnung in den kleinen Raum, in den sie hinaufstiegen.
    „Hier liegen ja überall Knochen“, sagte Schüssli.
    „Es sieht so aus, als habe ein Geier hier sein Nest gehabt“, sagte Professor Carlsen.
    „Alles vollgeschissen hier“, sagte Sam.
    Der Dropaolat ging zu einem Stein, der voller Vogelkot war.
    „Die Steinscheibe“, sagte Laima verblüfft. „Wie die, die Professor Bersinsch gefunden hat.“
    Sie dachte sofort an den Fund. Diese Scheibe war von verblüffender Ähnlichkeit. Ein Blick zu Professor Carlsen verriet ihr, dass er dasselbe dachte.
    „Einen Moment“, sagte von Stein und trat neben den Dropaolat.
    „Was wollen sie denn mit ihrem komischen Föhn da?“, sagte Figaro Slinkssons.
    „Das ist der Bione-Scanner. Einen Moment.“
    Von Stein fummelte an seiner Erfindung herum.
    „Aha, jetzt lädt er sich auf. Offenbar geht von der Scheibe eine besondere Strahlung aus. Was ist denn jetzt?“
    Von Stein schlug mit der flachen Hand gegen seinen Prototyp. Dann gab es einen lauten Knall.
    „Aua!“, schrie Figaro Slinkssons. „Haben sie sie nicht mehr

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