Die widerspenstige Braut (German Edition)
sich, dass Daphne und Celia jetzt hier wären. Daphne würde ihr Mut zusprechen, und Celia würde nur ein paarmal über ihr Haar und Kleid gehen und sie dadurch hundertmal besser aussehen lassen.
Sie blickte in den Spiegel. Dann zwang sie sich zu einem Lächeln, damit ihre Reflexion nicht so traurig aussah.
Eine Bewegung hinter ihr zog das Licht auf sich. Zwanzig kleine Kugeln funkelten auf, dann folgten noch viel mehr, während ihre Zofe das Schmuckstück präsentierte. Sie hielt die Perlenkette vor ihr Gesicht und legte sie dann auf ihre nackte Haut, während ihre Finger sie in Veritys Nacken schlossen.
Das Kleid hatte die gleiche Farbe wie die Perlen. Die Kette sah einfach atemberaubend darüber aus. Sie ließ ihre Fingerspitzen über die perfekte, glatte Oberfläche der kleinen Kugeln gleiten.
Nach jener Nacht in Surrey hatte sie diese Kette nicht mehr getragen. Die Perlen waren schuld , hatte er gesagt, also hatte sie den Schmuck bisher nie in ihr Herz geschlossen. Sie konnte ihn immer noch nicht betrachten, ohne einen Stich von Empörung zu spüren und auch ein klein wenig Zorn darüber, dass er ihre Schwäche so ausgenutzt hatte.
Die Perlen standen für so viel. Für diese Ehe und dieses Zuhause und selbst diese Welt. Nun würde sie die Kette zum Essen des Herzogs tragen und damit ihren Platz als Gräfin eines uralten Titels akzeptieren, während sie mit der allerfeinsten Gesellschaft verkehrte. Sie war nicht so dumm, das abzulehnen oder die vielen Vorteile des Lebens zu ignorieren, das sie jetzt führte. Sie wünschte sich nur, dass sie gleichzeitig auch noch ein wenig das Mädchen aus Oldbury sein durfte.
Wenn du morgen Nachmittag abreist, wird Oldbury nicht länger deine Heimat sein, hatte Katy gesagt. Sie hatte damit recht gehabt, aber das Herz akzeptierte eine unwillkommene Wahrheit immer als Letztes. Ihr Herz wollte immer noch am Kanal spielen, Katys Brot essen und mit Michael lachen. Sie wollte immer noch die Macht haben, um Bertram davon abzuhalten, zu diesen guten Leuten zu grausam zu sein.
»Sie sind wunderschön, Madam«, sagte ihre Zofe. »Die Rosetten auf dem Kleid sind perfekt.«
Auch um diese kleinen Röschen hatte Verity sich Gedanken gemacht, wie um alles andere an diesem Abend. Jetzt ging sie die Gesprächsthemen durch, die sie sich gedanklich zurechtgelegt hatte.
»Ich werde nun nach unten gehen.«
Als Hawkeswell Verity in diesem perlfarbenen Kleid erblickte, war er davon überzeugt, dass sie die schönste Frau bei der Veranstaltung sein würde. Bei ihrer Ankunft in Castlefords Haus sah er, dass er recht behalten hatte.
Ihre leicht steifen Umgangsformen wirkten heute Abend eher stolz als zaghaft. Da sie von äußerst stolzen Leuten umgeben war, sprachen ihre Manieren für sie. Castleford hatte nicht gelogen, als er behauptet hatte, die allerbeste Gesellschaft würde kommen. Verity hatte sich gut geschlagen, als sie zwei weiteren Herzögen, darunter ein königlicher, und niemand anderem als dem Prinzregenten persönlich vorgestellt worden war.
Castleford schien nüchtern zu sein. Das konnte man von ein paar der Gäste nicht behaupten. Einer von ihnen, der Earl of Rawsley, entschied, dass ihm sein angetrunkener Zustand erlaubte, während des Abendessens ein wenig Spaß zu haben.
»Sie sehen wirklich wunderschön aus, Lady Hawkeswell«, sagte Rawsley und beugte sich über den Tisch zu Verity, die zwei Plätze entfernt saß. »Ihr Ehemann hat also gleich zwei Sachen richtig gemacht.«
Die Gespräche gingen zwar weiter, doch Hawkeswell bemerkte, dass die meisten Gäste in der Nähe mit mindestens einem Ohr dieser neuen Unterhaltung lauschten.
»Vielen Dank, Lord Rawsley! Wenn mein Ehemann auch nur denkt, dass er eine Sache richtig gemacht hat, fühle ich mich geschmeichelt.«
»Ein schönes Vermögen schmeichelt jeder Frau, die eines hat«, gluckste Rawsley. Dann wandte er seinen benebelten Blick zu den anderen Gästen am Tisch, um sicherzugehen, dass sie seinen Witz zu schätzen wussten. »Es waren Spinnereien, nicht wahr? Baumwolle und so etwas?«
»Eisen«, antwortete Verity ungerührt. »Mein Vater war ein Erfinder und Industrieller, aber vor allen Dingen war er ein Hüttenmann.«
Die anderen feinen Leute lächelten nachsichtig, vielleicht sogar entschuldigend. Doch nicht, weil es für sie akzeptabel war, dass ihr Vater Eisen hergestellt hatte, sondern weil sich einer von ihnen so danebenbenahm.
»Eisen, sagen Sie. Schmieden und Hochöfen und dergleichen?« Rawsley warf
Weitere Kostenlose Bücher