Die widerspenstige Braut (German Edition)
Schock und ihre Wut zu überwinden, und sie hatte einen einfachen Plan geschmiedet: Sie würde als Beweis ihres Todes einige Fetzen aus ihrem Schleier und Kleid reißen und sie in den Fluss werfen. Das würde alle davon abhalten, genauer nach ihr zu suchen.
Schnell hatte sie es erledigt und starrte in den Fluss, als ein Gig, eine einspännige offene Kutsche, vorbeifuhr. Eine wunderschöne Frau, die vielleicht Mitte zwanzig und so blass wie Mondlicht war, lenkte sie. Aus irgendeinem Grund hielt der Gig an.
Vielleicht hatte Daphne die Entmutigung gespürt, die sie überkommen hatte, als ihr Schleier im Wasser versank. Wie einfach wäre es doch gewesen, aller Schuld und Pflicht und Demütigung zu entkommen, wenn sie hinterhergesprungen wäre.
Nach dem Tod ihres Vaters hatte sie so wenig Glück und Liebe gekannt. Wäre sie anders aufgewachsen, hätte sie es vielleicht besser ertragen, aber ihre Kindheit war so glücklich gewesen, dass der Kontrast die letzten paar Jahre nur umso schwerer für sie gemacht hatte.
Bertrams Verrat war die letzte Demütigung einer Reihe von Affronts gewesen. Sie erinnerte sich nicht daran, dass er in ihrer Jugend auch schon so grausam gewesen war, und ihr Vater hätte ihn nicht zu ihrem Vormund bestimmt, wenn er sich so verhalten hätte. Vielleicht hatte Nancy ihn verändert oder seine schlechten Eigenschaften ermutigt, die er vielleicht besser hätte unterdrücken können, wenn er eine andere Frau geheiratet hätte.
Nancy hatte gesellschaftliche Ambitionen, und Bertram nun ebenfalls. Und sie, Verity, war das perfekte Mittel zum Zweck gewesen. Ködere London mit der Erbin eines großen Vermögens, und irgendwann wird schon ein verarmter Lord anbeißen. Damit muss er gleichzeitig zwar auch seinen Stolz hinunterschlucken, aber wenn der Köder in Schönheit oder Reichtum schmackhaft genug ist, wird er ihn schon verdauen, wenn er muss.
Es war von ihr erwartet worden, glücklich zu sein, dass es Hawkeswell gewesen war, der angebissen hatte. Sie hatten angenommen, dass sie zu geblendet sein würde, um zu bemerken, wie diese Heirat ihren eigenen Lebensplänen entgegenstand. Dem, was Verity sich eigentlich für ihre Zukunft ausgemalt hatte.
Wie oft hatte Nancy sie deswegen gescholten. Er könnte alt und fett sein und nach Tod riechen, hatte sie oft gezetert. Nur eine Närrin würde einen Mann abweisen, der so blendend aussieht. Eine Frau kann kaum denken, wenn sie in diese Augen blickt. Du bist dumm und undankbar, wenn du nicht zu schätzen weißt, wie gut du es getroffen hast.
Mit den zehn Jahren, die er ihr voraushatte, war er tatsächlich nicht alt. Er hatte wunderschöne Augen, aber sein Blick galt nicht ihr allein. Verity sah ihm an, dass ihm jede Frau recht war. Sie war nur die ganz passable Bürgerliche mit dem durch Gewerbe und Handel zusammengetragenen Vermögen, das seine finanziellen Probleme lösen würde.
»Zumindest ist er gut aussehend. Das ist wohl ein gewisser Trost«, sagte Celia, als ob sie ihre Gedanken lesen könnte. »Er gefällt der Damenwelt, also ist er im Bett wahrscheinlich nicht unbegabt, wenn es dir hilft, das zu wissen.«
»Ich bezweifle, dass er momentan besonders gewillt ist, diese Begabung bei mir einzusetzen. Bedauerlicherweise ist er auch nicht wütend genug, um mich loswerden zu wollen.« Sie beugte sich vor, um an einer Freesie zu riechen. Von diesem Duft konnte sie einfach nicht genug bekommen. »Ich hatte es irgendwie gehofft. Albern von mir, oder?«
Celia schien selten von etwas überrascht zu sein, aber nun war sie es. »Hast du erwartet, dass er sich von dir scheiden lassen will? Hat er Anlass dazu?«
»Ich war nicht mutig genug, ihm einen Anlass zu geben. Jetzt wünsche ich mir irgendwie, dass ich es gewesen wäre. Nein, ich hatte gehofft, dass er sich meinem Vorschlag, eine Annullierung zu beantragen, entgegenkommender zeigen würde, als ich ihm sagte, dass ich ihn nicht aus freien Stücken geheiratet habe. Ich bin nun volljährig, weißt du? Wenn ich mich also von ihm befreien könnte, müsste ich nicht mehr in die Obhut meines Cousins zurück. Ich wäre unabhängig.«
»Ich nehme an, dass er sich aus dem Grund geweigert hat, weil es öffentlich und sehr peinlich geworden wäre. Genauso schlimm wie eine Scheidung. Für ihn wohl noch schlimmer.«
»Ich denke, er war mehr um das Geld besorgt. In dieser Hinsicht habe ich mich geirrt. Ich dachte, dass Hawkeswell das Geld aus meinem Treuhandvermögen erhalten würde, das sich in der Zeit bis zu
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