Die widerspenstige Braut (German Edition)
über die Geschehnisse in der Gesellschaft informiert zu sein. Sie werden mir wohl zustimmen, dass Sie kaum ein Recht haben, über meine Tugend zu spekulieren, wenn wir sie mit der Ihren vergleichen.«
Wie, verdammt noch mal, war er plötzlich zum Schurken dieser Geschichte geworden? »Ich habe Sie für tot gehalten. Sie wussten, dass ich es nicht bin.«
Sie senkte ihren Blick. »Kein Gericht hat mich für tot erklärt, also wurde ich nur vermisst. Ich wollte damit nur sagen, dass ich alles über Ihre Affären weiß. Es macht mir nichts aus, aber ich hoffe, dass Sie kein solcher Heuchler sind, um mein Wort in dieser Sache zu hinterfragen oder ihr weiter nachgehen zu wollen.«
Er bemühte sich, die tiefe Verärgerung darüber zu bezwingen, dass sie ihn nun bereits zum zweiten Mal in einem verbalen Scharmützel geschlagen hatte, in dem sie nicht einmal über eine Waffe verfügen sollte.
Doch sein Ärger gewann die Oberhand. Er verschränkte seine Arme und durchbohrte sie mit seinem Blick, den er bis in seinen eigenen Hinterkopf spürte. »Werden Sie mir jetzt endlich sagen, warum Sie es getan haben? Ich denke, dass ich wohl ein Recht habe, es zu erfahren.«
Ihre kühle Fassade schien zu bröckeln. Ihre blauen Augen funkelten unter ihren vollen Wimpern. Sie wirkte weder zerknirscht noch verängstigt. Doch sie erhob sich, als hätte sie entschieden, dass seine Haltung es erforderlich machte, aus Augenhöhe heraus zu antworten.
»Ich ging, weil ich für den großen Plan, den Sie und mein Cousin ausgeheckt hatten, nicht mehr benötigt wurde. Alle haben in diesen zwei Jahren bekommen, was sie wollten. Dafür hat die Hochzeitszeremonie gesorgt. Sie haben das Geld gekriegt, das Sie wollten, Bertram kontrolliert weiterhin das Unternehmen meines Vaters, und Nancy hat endlich die gesellschaftlichen Verbindungen, nach denen sie so gegiert hat. Meine Mitgift war alles, was Ihnen allen wichtig war. Es spielte keine Rolle, ob ich während dieser Zeit am Leben war oder nicht.«
Ihre selbstgefällige Befriedigung brachte ihn fast dazu, seine Beherrschung zu verlieren. »Ich versichere Ihnen, dass es nicht ganz nach Ihrem brillanten Plan funktioniert hat. Das Gesetz ist in solchen Situationen ein wenig komplexer, als Sie annehmen.«
Das überraschte sie ausreichend, um ihre verdammte Ruhe aus dem Gleichgewicht zu bringen. Gut .
»Was meinen Sie damit?«
»Die Mitgift wurde nicht ausgezahlt. Sie befindet sich sozusagen im Limbo.« Genau wie ich, verdammt noch mal!
»Wollen Sie damit andeuten, dass Sie gar nichts erhalten haben? Keinen Zugang zu den Mitteln, die von der Treuhand verwaltet wurden? Nicht einmal das Einkommen dieser letzten zwei Jahre?«
»Ich habe keinen verdammten Penny gesehen.«
Ihr Gesicht wurde nun von Sorge überschattet. »Dann ist es noch bedauerlicher, dass Sie mich jetzt gefunden haben. Wenn man Ihnen die ganze Zeit über auch nur den geringsten Anteil an meiner Mitgift verweigert hat, werden Sie niemals zustimmen, vernünftig zu sein.«
»Ich bin überaus vernünftig. Und zudem äußerst geduldig. Die meisten Ehemänner würden ganz anders reagieren.«
Auch wenn er das nicht beabsichtigt hatte, versteifte sie sich, als ob es sich um eine Drohung gehandelt hätte. Sie sah so aus, als würde sie sich auf körperliche Gewalt vorbereiten. Das kränkte ihn und machte ihn umso wütender.
»Damit wollte ich sagen, dass Sie sich nun wahrscheinlich nicht mehr auf meinen sehr vernünftigen Plan einlassen werden, was als Nächstes zu tun ist«, sagte sie vorsichtig.
»Die einzige Möglichkeit besteht für uns jetzt darin, nach London zurückzukehren, die Welt sehen zu lassen, dass Sie am Leben sind, und zu versuchen, Ihr kindisches Abenteuer hinter uns zu lassen, während wir diese Ehe endlich beginnen.«
»Ich war keineswegs kindisch. Darüber hinaus täuschen Sie sich. Das ist nicht die einzige Möglichkeit.«
»Ich kann mir keine andere vorstellen.«
Nun war sie es, die wie ein gefangenes Tier auf und ab lief. Mit vor Sorge gekräuselter Stirn bewegte sie sich vor ihm hin und her.
»Sie könnten einen Antrag auf Annullierung der Ehe stellen. Es ist möglich, eine bewilligt zu bekommen. Wir hatten niemals eine Hochzeitsnacht, und ich habe gehört, dass …«
»Warum sollte ich eine Annullierung wollen?«
Sie erstarrte mitten in der Bewegung vor ihm. Nun spielte sie ihm nicht länger die sanfte, stille Ehefrau vor, sondern gab sich als Gegnerin zu erkennen. Ihr Ausdruck und ihre Haltung versteiften
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