Die widerspenstige Braut (German Edition)
du möchtest.« Audrianna verknotete ihre Haube und bereitete sich auf die Ankunft vor. Von draußen drang das rhythmische Geklapper der Kutschpferde und der beiden Reiter, die ihnen folgten.
Verity bildete sich ein, genau erkennen zu können, welcher Satz Hufe zu Hawkeswells Reittier gehörte. Es war vermutlich der, der so hart klang und sich nicht an den Untergrund anzupassen schien. Der Reiter hatte ebenfalls nicht viel Kompromissbereitschaft gezeigt, seit sie Middlesex verlassen hatten.
Er war während des gestrigen Abendessens sehr still gewesen und hatte sie unverwandt nachdenklich betrachtet. Dies hatte die Atmosphäre mit einer Stimmung aufgeladen, die sie nervös gemacht hatte. Seine Aufmerksamkeit war ihr unangenehm gewesen und hätte ihr Anlass zur Besorgnis geben können, wenn sie nicht angenommen hätte, dass er sein Versprechen einhalten würde.
»Dieses Anwesen gehört dem Bruder meines Gatten«, erklärte Audrianna, als die Kutsche näher heranfuhr und die wahre Größe des Hauses sichtbar wurde. »Vielleicht wird er nach seiner Rückkehr aus Böhmen ja wieder das Landleben genießen, wenn dieser Arzt seine Lähmung erfolgreich behandelt hat. Doch wenn er weiter als Invalide leben muss, ist er in der Stadt besser aufgehoben, weil er dort zumindest regelmäßig Besucher empfangen kann.«
Verity hielt es für unwahrscheinlich, dass der Marquess of Wittonbury jemals nach England zurückkehren würde. Ganz zu schweigen davon, wieder hier zu leben. Sie wusste, dass auch Audrianna ihre Zweifel hatte. Seine Abreise war von einem Skandal begleitet worden, der noch viel größere Wellen geschlagen hätte, wenn er im Krieg nicht so viel geopfert hätte. Doch Audrianna hoffte immer auf das Beste und so auch auf die Rückkehr ihres Schwagers, zu dem sie eine besondere Freundschaft hegte.
Die Kutsche kam in einem großen Hof zum Stehen, der von zwei großen Hausflügeln eingerahmt wurde. Ein Diener half Audrianna aus der Kutsche. Verity folgte ihr, gerade als sich ihre Ehemänner von den Pferden schwangen.
Der Tag war heiß und schwül geworden, nachdem der Regen nachgelassen hatte, und alle waren sichtlich erleichtert, die Eingangshalle von Airymont betreten zu können. Der eingelegte Marmorboden und die spärliche Möblierung ließen sie wie einen kühlen Altarraum wirken. Während die Diener das Gepäck hochtrugen, wurden Erfrischungen gebracht.
»Drüben in Southend-on-Sea liegt eine Jacht«, sagte Lord Sebastian. »Wenn das Wetter gut ist, können wir morgen segeln gehen.«
Bei dem Gedanken besserte sich Hawkeswells Laune beträchtlich. Die beiden Männer unterhielten sich über die Jacht, die Küste und was man sonst noch unternehmen konnte. Verity nippte an ihrem Punsch und versuchte, sich unauffällig im Hintergrund zu halten.
Das hatte sie gelernt, nachdem Bertram zu ihrem Vormund geworden und zu ihr in das Haus gezogen war, das sie einst mit ihrem Vater geteilt hatte. Sie hatte entdeckt, dass sie sich so sehr in sich selbst zurückziehen konnte, dass die anderen aus ihrem Bewusstsein verschwanden und sie gleichermaßen aus dem der anderen.
Dies war während der letzten zwei Jahre in Daphnes Haus ebenfalls nützlich gewesen. Da sie keine gesellschaftlichen Verpflichtungen oder Termine wahrnehmen musste, hatte sie sich, wenn notwendig, rarmachen können. Zum Beispiel wenn Lord Sebastian zu Besuch gekommen war.
Doch indem sie ihn mied, war sie gleichzeitig auch Audrianna in ihrem neuen Leben als seine Frau ausgewichen. Verity war nicht auf ihrer Hochzeit gewesen und hatte niemals Audriannas neues Zuhause in London besucht. Die volle Bedeutung des Reichtums ihrer Freundin war ihr dadurch bis jetzt nicht bewusst gewesen. Doch nun saß sie auf einem dick gepolsterten Sessel in einer Empfangshalle, die größer war als die meisten Landhäuser, und blickte zur zehn Meter hohen Decke hinauf, während ihre schlichten Schuhe auf einem Boden ruhten, der aus vier verschiedenfarbigen Marmorsorten zusammengesetzt war.
Audrianna schien diese Umgebung hingegen nicht einzuschüchtern. Lord Sebastian und Lord Hawkeswell hatten es sich gemütlich gemacht, als würden sie nichts anderes von ihrem Aufenthaltsort erwarten. Doch Verity hatte noch nie zuvor einen solch bequemen und mühelosen Luxus erlebt, auch wenn sie die Erbin des beträchtlichen Vermögens ihres Vaters war.
Ein unsichtbares, lautloses Signal zog Audriannas Aufmerksamkeit auf sich, und diese erhob sich. »Die Hausdame wird euch jetzt zu euren
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