Die widerspenstige Braut (German Edition)
aufgemacht hatten, und in dieser Zeit war es Verity gelungen, nicht mehr als ein paar Minuten mit ihm allein zu sein oder mit ihm zu sprechen.
Das Mahl am Abend zuvor war eine Ausnahme gewesen. Audrianna und Summerhays hatten die Konversation bestritten. Verity hatte auf ihr Essen gestarrt, auf die Wände, den Boden und ihre Freunde. Hawkeswell hingegen hatte Verity beobachtet und die Art, wie das Kerzenlicht ihrer schneeweißen Haut und ihren zarten Gesichtszügen schmeichelte.
»Deine schlechte Laune ist verständlich«, bemerkte Summerhays in diesem äußerst ärgerlichen, besänftigenden Tonfall, den er seit Veritys Auftauchen angenommen hatte. »Dennoch will ich hoffen, dass du dich bemühen wirst, deine gekränkten Gefühle hinunterzuschlucken und das Beste aus dieser Zeit zu machen. Wenn du es richtig anstellst, könnte es den entscheidenden Unterschied ausmachen.«
Hawkeswell starrte durch den Regenvorhang, der von seiner Hutkrempe tropfte. »Ich bin gerade nicht wegen einer vermeintlichen Kränkung schlechter Laune, sondern weil ich bis auf die Knochen durchnässt bin.«
»Natürlich.«
»Und was meinst du damit, ich solle das Beste aus dieser Zeit machen? Und dieser andere Unsinn über einen Unterschied?«
»Ich denke nur, wenn du deinen berühmten Charme eingesetzt und kein so finsteres Gesicht gemacht hättest, als du … Nun, vielleicht würde es dann jetzt weniger unangenehm sein.«
»Verdammt noch mal, willst du mir jetzt Ratschläge geben, wie ich mit einer Frau umzugehen habe? Noch dazu mit meiner eigenen?«
Summerhays seufzte. »Ach, Hawkeswell! Soweit ich gehört habe, kennt sie dich doch kaum. Und laut Audrianna hast du niemals richtig um sie geworben. Ich stimme dir zu, dass sie mit ihrer Flucht einen schlimmen Fehler gemacht hat, aber wenn du kein Zuhause voller Wut und Verbitterung willst, solltest du mal darüber nachdenken, ihr ein wenig zu schmeicheln, und aufzuhören, so bedrohlich zu wirken.«
Der Regen hatte nachgelassen. Hawkeswell nahm seinen Hut ab, schüttelte ihn gut durch und setzte ihn wieder auf. »Wirke ich bedrohlich?«
»Die Damen scheinen es alle zu denken. Audrianna fand, dass du während des gestrigen Abendessens geradezu wölfisch ausgesehen hast.«
»Das kam daher, dass ich hungrig war.«
»Mrs Joyes wollte Verity gestern Morgen überhaupt nicht gehen lassen und hatte ihre Pistole gesäubert und neben sich bereitgelegt. Hätte sich Verity auch nur ein wenig gewehrt, hätte es wohl eine schreckliche Szene gegeben. Ich fürchte, dass du keinen besonders guten Eindruck auf Mrs Joyes gemacht hast.«
»Das betrübt mich sehr. Mrs Joyes’ gute Meinung ist mir so überaus wichtig.«
»Du brauchst gar nicht sarkastisch zu werden. Das beweist nur wieder deine schlechte Laune.«
»Summerhays, ich sorge mich nicht allzu sehr um die Ansichten einer Frau, die meine Gattin zwei Jahre lang versteckt gehalten und damit gedroht hat, mich zu erschießen. Ich halte Mrs Joyes ganz allgemein für eine suspekte Person. Doch ich werde versuchen, ab jetzt nicht mehr mürrisch oder bedrohlich zu wirken. Ich werde wie ein Idiot lächeln, während sich unsere Frauen Möglichkeiten aushecken, um mir Zaumzeug anzulegen.«
»Das ist ungerecht. Audrianna heckt sicherlich gar nichts aus.«
»Du bist wirklich bis über beide Ohren verliebt, oder? Ich merke, dass du mir als Verbündeter völlig nutzlos bist. Ich bin also auf mich allein gestellt.«
Das gefiel Summerhays nicht. »Ich spreche als Freund zu dir und nicht als Mitglied eines feindlichen Lagers, selbst wenn du durch die derzeitigen Umstände zu verärgert bist, um das zu begreifen. Du hast in deinen besten Zeiten zahllose Frauen verführt, Hawkeswell. Es wäre vielleicht ganz klug, noch eine weitere zu verführen.«
Seine derzeitigen Umstände benötigten nicht den Rat eines anderen Mannes. Er hatte bereits gestern Abend entschieden, welche Strategie er verfolgen würde, als er bemerkt hatte, wie Verity unter seinem Blick errötete und sein Körper stark darauf reagiert hatte, wie schön sie im Kerzenlicht aussah.
Er brauchte Summerhays nicht, um zu wissen, dass Verführung die leichteste, schnellste, angenehmste und gründlichste Lösung der ganzen Situation war.
»Das ist ein wunderschönes Anwesen, Audrianna.« Verity blickte aus dem Kutschenfenster, als das Herrenhaus von Airymont in Sicht kam. »Ich kann das Meer riechen.«
»Die Küste ist nicht weit entfernt. Wir können gerne einen Ausflug dorthin unternehmen, wenn
Weitere Kostenlose Bücher