Die widerspenstige Braut (German Edition)
andere Emotion zu erkennen.
»Du glaubst nicht, dass es funktionieren wird, oder? Du denkst, dass diese Ehe Bestand hat«, sagte Verity.
»Ich denke, dass er ein Earl ist und dass sie je nach seinen Vorlieben Bestand haben wird. Celia und Daphne haben dir das ebenfalls schon gesagt, und sie sind viel erfahrener als ich.«
Celia und Daphne hatten in der Tat viel zu sagen gehabt, und es hatte Verity eher entmutigt. Sie hatte zwei Jahre mit der Planung verbracht, wie sie wiederauferstehen und um ihre Freiheit bitten würde. Es wäre schwierig geworden und wahrscheinlich auch nicht erfolgreich, aber sie hätte gerne die Chance dazu gehabt.
Nun befürchtete sie, nicht einmal mehr eine Anhörung zu bekommen, weil Hawkeswell sie sofort aufhalten konnte, wenn er sie kontrollieren würde. Außer es gelang ihr, ihn von der Richtigkeit einer Trennung zu überzeugen.
Und um das zu erreichen, hatte sie nur diese wenigen Tage in Essex. Höchstens eine Woche, ohne die Gefahr der Ehevollziehung. Die Briefe in der Schublade besagten, dass eine Annullierung mit einer klaren Beweislage selbst nach einer solchen Vollziehung möglich war, doch ohne sie würde es einfacher sein. Außerdem war Kinderlosigkeit äußerst entscheidend.
Celia hatte angedeutet, dass Hawkeswells Entscheidung vom Geld abhängig war. Verity hatte darüber nun zwei Tage lang nachgedacht.
»Ungeachtet dessen, was mit Hawkeswell passiert, kann ich nun zumindest herausfinden, wie Bertram seine Drohung trotz seines Versprechens wahr gemacht hat und was er dieser Familie angetan hat. Jetzt wo ich volljährig bin, kann Bertram nicht mehr über mich bestimmen, ob ich nun mit Hawkeswell verheiratet bin oder nicht.«
»Und wenn du die Wahrheit erfährst? Was dann?«
»Dann werde ich meine Freunde, soweit es in meiner Macht steht, entschädigen und versuchen, jede Ungerechtigkeit wiedergutzumachen, die ihnen wegen mir angetan wurde.«
Natürlich würde sie viel mehr als das tun müssen. Wenn Michael Bowman wirklich Schlimmes zugestoßen war, würde sie die Pläne, die sie für ihr Leben geschmiedet hatte, nach der Annullierung ändern müssen.
Sie fragte sich, ob Hawkeswell Verständnis für sie haben würde, wenn sie ihm die Angelegenheit genauer erklärte. Natürlich nicht den Teil mit Michael, aber den ganzen Rest. Er würde doch sicher verstehen, dass das Leben, das sie leben musste, quasi unmöglich war, wenn sie als Lady Hawkeswell hier im Süden blieb.
Vielleicht würde er erkennen, wie unähnlich sie sich waren, wenn sie ihm ihre Träume und ihr Herz offenbaren würde. Vielleicht würde er dann erkennen, dass es doch eine gute Idee war, sie loszuwerden.
Audrianna rutschte vom Bett. »Ich lasse dich jetzt ausruhen und sehe dich dann beim Abendessen. Wenn du Angst hast, dich zu verlaufen, werden dich die Diener zum See begleiten.«
»Ich kann ihn von meinem Fenster aus sehen, also werde ich schon den Weg dorthin finden.«
Sobald sich die Tür hinter Audrianna geschlossen hatte, ging Verity an den Sekretär, der in einer Ecke des Salons stand, der an ihr Schlafgemach grenzte. Sie setzte sich in den in Grüntönen gehaltenen Raum und begann den ersten Brief, den sie seit zwei Jahren an das Zuhause ihrer Kindheit geschrieben hatte.
Hawkeswell betrachtete seine Gemächer, während sich der Kammerdiener um das Gepäck kümmerte. Es handelte sich um ein paar äußerst komfortable Räume, aber er hatte von einem von Wittonburys Anwesen auch nichts anderes erwartet. Er nahm an, dass der Teppich aus Brüssel stammte und die Seidenvorhänge am Fenster aus Indien. Die Möbel hatten zwar eine hübsche Patina angenommen, waren aber zugleich neu genug, um darauf hinzudeuten, dass dieses Haus vor nicht allzu langer Zeit renoviert worden war.
Unwillkürlich verglich er es mit seinem eigenen Anwesen oder vielmehr dem, was davon noch übrig war. Seit mehr als einer Generation war auf seinem Landsitz nichts mehr verändert worden, mit Ausnahme eines Tizians, der nach einer der Spielkatastrophen seines Vaters auf geheimnisvolle Weise verschwunden war.
Glücklicherweise hatte sein Großvater beim Kauf der Einrichtung ein gutes Auge gehabt, das Hawkeswells eigenem Hang zu Extravaganzen ähnelte. Abgesehen von ein paar zerschlissenen Polstern und Vorhängen sah das Haus nicht allzu schlimm aus, da Qualität dem Zahn der Zeit widerstand. Dennoch bettelte es um Instandhaltung, die ihm schon zu häufig versagt worden war, und um eine gründliche Renovierung, die seine
Weitere Kostenlose Bücher