Die widerspenstige Braut (German Edition)
den beiden hinteren Hausflügeln eingerahmt wurde. Zusammen mit den beiden vorderen verwandelte es das Haus in ein gigantisches H .
Je weiter man sich vom Haus entfernte, umso mehr fiel der Boden ab. Der Garten erstreckte sich weit über den Hof hinaus, und es war ein Meer von Spätsommerblumen zu sehen. Am anderen Ende, etwa fünfhundert Meter entfernt, wurde ein Gebüsch von einem Wäldchen abgelöst, das den Übergang zu wilderer Bepflanzung markierte und zu dem kleinen See, den Audrianna erwähnt hatte.
»Findet der Garten Ihr Wohlgefallen?«, fragte Hawkeswell.
»Er ist strukturierter, als ich es mag, aber ein herausragendes Beispiel seiner Art.«
»Dann hat Ihnen der Garten von Wittonburys Stadthaus sicher mehr zugesagt.« Er hielt kurz inne und lächelte dann trocken. »Aber den haben Sie ja nie gesehen, oder? Sie hätten nicht riskiert, Audrianna zu besuchen und möglicherweise von ihrem Ehemann erkannt zu werden.«
»Nein, ich habe sie dort niemals besucht.« Sie blieb an einer Gladiole stehen und zupfte eine verwelkte Blüte von einem ihrer hohen Stiele.
»Es war sehr geschickt, wie Sie Ihr Geheimnis bewahrt haben, das gebe ich zu. Es ist ein Wunder, dass die anderen Damen Sie immer noch verteidigen, anstatt sich hintergangen zu fühlen.«
»Sie verstehen die Akzeptanz nicht, die wir einander geben, und die Regeln, nach denen wir leben. Keine von uns hängt der Vergangenheit nach, also funktioniert es ziemlich gut.«
»Dieses Haus ist ein ziemlich seltsamer Ort. Sie sagen, dass es Regeln gibt. Wie in einem Kloster oder einer Schule?«
»Ganz ähnlich. Das wurde bewusst so gewählt. Zum Beispiel müssen wir uns als unabhängige Erwachsene nicht gegenseitig erklären, was wir tun und wohin wir gehen. Außerdem mischen wir uns nicht in die persönlichen Angelegenheiten der anderen ein. Und wir tragen alle, so gut es geht, zur Finanzierung des Hauses bei. Audrianna gab Musikunterricht, und Celia hat ein kleines Einkommen. Ich arbeite im Gewächshaus und im Garten.«
»Das wird ja immer sonderbarer. Ich nehme an, es ist notwendig, dass alle Geheimnisse haben. Sie akzeptieren die Unbestimmtheit der anderen, damit sie die Ihre akzeptieren.«
»Es sind nicht die Geheimnisse, die dieses Arrangement funktionieren lassen, sondern gegenseitige Sympathie und das Gute, das daraus folgt. Außerdem glaube ich gar nicht, dass außer mir jemand von uns viele Geheimnisse hat.«
»Sie könnten sich irren. Ist Ihnen beispielsweise noch nie der Gedanke gekommen, dass Mrs Joyes vielleicht nur deswegen noch nie eine Bilanz Ihres bisherigen Lebens verlangt hat, weil sie selbst keine abgeben möchte?«
Sie blieb stehen und sah ihn an. »Was meinen Sie damit?«
Er zuckte mit den Schultern. »Nur dass sie für die Witwe eines Captains der Armee ein ziemlich hübsches Anwesen hat. Das ist zumindest die Geschichte, die mir Summerhays erzählt hat. Indem sie keine Erklärung über Ihre Beweggründe und Vergangenheit verlangt, schützt sie also gleichzeitig ihre eigene Privatsphäre.«
»Sie unterstellen etwas Skandalöses, vermute ich.«
»Ich denke nur laut nach, mehr nicht. Geben Sie nicht vor, schockiert zu sein. Sie mögen vielleicht nicht danach gefragt haben, aber Sie haben doch sicher schon mal darüber nachgedacht.«
»Sie denken nicht laut nach oder fragen sich, Sie unterstellen. Das kann ich nicht gestatten. Daphne ist wie eine Schwester für mich und die reine Güte. Sie wollen einfach schlecht von ihr denken, weil sie mich aufgenommen hat.«
»Das ist gut möglich, und das ist nicht gerecht. Ich entschuldige mich.«
Er gab viel zu schnell nach. Sie bezweifelte, dass er sich wirklich im Unrecht wähnte. Er wollte sie lediglich beschwichtigen, damit sie ihn mehr mochte.
Sie hatten den hinteren Teil des Blumengartens erreicht. Vor ihnen lagen nur noch Büsche, Bäume und Wildnis. »Wenn Sie mich entschuldigen würden, werde ich nun in meine Gemächer zurückkehren, um mich auszuruhen, bevor wir uns zum Abendessen treffen.«
»Und um Ihren Brief zu schreiben?«
»Vielleicht.«
»Mit wem wollen Sie denn so dringend korrespondieren? Da Sie verlangt haben, dass ich Ihre Wiederauferstehung geheim halte, überrascht es mich, dass Sie selbst vorhaben, jemanden so schnell darüber zu informieren.«
»Ich will an Katy Bowman schreiben. Sie ist die Mutter der Familie, die Bertram bedroht hat. Sie war viele Jahre lang die Haushälterin meines Vaters und für mich wie eine Mutter.«
»Dann war sie wohl die Person,
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