Die widerspenstige Braut (German Edition)
die fälschlicherweise um Sie trauern musste. Ich verstehe, dass Sie diesen schmerzlichen Fehler korrigieren wollen.«
Er zielte auf ihr Schuldgefühl ab. Davon trug sie inzwischen eine Menge in sich. Da Katy nicht lesen konnte, würde jemand ihr den Brief vorlesen müssen. Der Vikar würde das tun. Vielleicht würde er sich von Katy auch eine Antwort diktieren lassen.
Das hoffte Verity sehr. Es wäre wunderbar, einen Brief zu erhalten, in dem stand, dass alles nur eine Lüge gewesen war. Dass Nancy gelogen und Bertram Katys Sohn Michael nicht geschadet hatte und dass Michael immer noch in der Schmiede arbeitete, so wie ihr Vater es ihn gelehrt hatte. Sie wagte es nicht zu hoffen, aber sie konnte zumindest dafür beten.
»Ich werde mich jetzt verabschieden, Lord Hawkeswell, und sehe Sie dann heute Abend wieder.«
Sie wollte gerade durch den Garten zurückgehen, als er ihre Hand ergriff und sie aufhielt.
»Noch nicht, Verity. Zuerst will ich den Kuss. Genauer gesagt mehrere.«
»Mehrere! Abgemacht waren drei Küsse zu verschiedenen Gelegenheiten, nicht drei auf einmal.«
»Sie haben diese Klausel nicht in unseren Vertrag aufgenommen. Wie nachlässig von Ihnen.« Sanft zog er sie auf eine Ansammlung großer Rhododendren zu.
Sie wollte wirklich nicht hinter diese Büsche gehen. Also versuchte sie, mit ihren Absätzen abzubremsen, doch seine sanfte Kraft erwies sich als stärker als ihr bester Widerstand.
»Sie spielen nicht fair«, warf sie ein.
»Seien Sie froh, dass ich nur drei Küsse pro Tag verlange und nicht viel mehr. Zufällig fordere ich gar keinen der heutigen Küsse und schon gar nicht alle auf einmal. Ich fordere die ein, die Sie mir noch von gestern schulden.«
»Wir haben nicht vereinbart, dass Sie sie aufsparen und am Dienstag einfordern können, wenn Sie sie am Montag vergessen haben.«
»Wir haben auch nicht gesagt, dass ich es nicht kann.«
»Also sage ich es jetzt. Wenn das die Regel wäre, könnten Sie ja eine halbe Woche überspringen und ich müsste dann zwölf oder fünfzehn Küsse an einem Tag erdulden.«
»Was für ein angenehmer Gedanke! Doch es wird für Sie leicht sein, einem solchen Schicksal zu entgehen. Sorgen Sie einfach dafür, dass ich dreimal geküsst werde, bevor der Tag vorbei ist, und Sie sind sicher.«
Er hatte einen teuflischen Glanz in den Augen, während er sie neckte. Nur dass ebenjener teuflische Glanz darauf hindeutete, dass er keineswegs scherzte.
Wie hatte sie die vollkommen vernünftige Vereinbarung über drei kleine Küsse in eine solche Zwickmühle bringen können? Eine, in der es ratsam war, dass sie ihn küsste statt umgekehrt?
»Drei also«, stimmte sie zu. »Damit wir aufholen.« Sie trat schnell auf ihn zu, stellte sich auf ihre Zehenspitzen und hauchte einen flüchtigen Kuss auf seine Lippen. Dann versuchte sie es erneut, doch er lehnte sich zurück und brachte sich somit außer Reichweite.
»Das war einer«, sagte er. »Zwei bleiben noch.«
Er schien sich hervorragend auf ihre Kosten zu amüsieren. Sie bemühte sich, ihre Würde zu bewahren, und bereitete sich auf die beiden anderen vor.
Zu ihrem Schrecken nahm er ihr Gesicht zwischen seine Hände. Die Geste war sanft, doch sehr intim. Die Berührung seiner warmen Handflächen an ihren Wangen erschreckte sie. »Wir haben nicht vereinbart, dass Sie mich auf diese Weise berühren dürfen. Sie dürfen lediglich …«
»Pst«, murmelte er, während seine Lippen nahe ihren verharrten, sie aber nicht berührten. »Wenn ich eine Frau küsse, mache ich es anständig.«
Anständig bedeutete, dass er sie beobachtete, während sein Daumen ihre Lippen auf eine Weise liebkoste, die sie ganz empfindlich machten und prickeln ließen. Es bedeutete, dass er an ihrer Lippe knabberte und damit ruckartig süße Empfindungen in ihrem Körper auslöste, die von oben nach unten wanderten. Es bedeutete eine atemberaubende Nähe, die sie beunruhigte und ihr seine Präsenz allzu bewusst machte. Als seine Lippen schließlich die ihren berührten, stockte ihr der Atem.
Sie trat nicht sofort zurück. Sie wusste nicht einmal, ob sie das aufgrund der Art, wie er sie hielt, überhaupt konnte. Doch der Kuss weckte etwas in ihr, das sie vorübergehend vergessen ließ, dass sie fort von ihm wollte.
Während er ihr Gesicht immer noch in seinen Händen hielt, betrachtete er sie mit seinen blauen Augen und schien über das, was er sah, auf finstere Weise erfreut zu sein. »Das war der zweite.«
»Das reicht jetzt!«
Er
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