Die widerspenstige Braut (German Edition)
Passagiere auf? Das wusste ich nicht.«
»Für bare Münze tun es manche.«
Verity warf einen Blick auf die Boote. Sie hatte versprochen, keine Kutsche zu mieten, um zu fliehen. Von einem Boot war nicht die Rede gewesen.
Es würde bedeuten, dass sie ihre Furcht vor dem Wasser überwinden musste. Sie blickte auf das endlose Meer hinaus, dann dorthin, wo sich die Wellen brachen. Vielleicht wenn sich das Boot an der Küste hielt …
Die junge Frau wollte sich nicht unterhalten. Offensichtlich wollte sie in Ruhe gelassen werden. Verity wollte gerne glauben, dass es in Ordnung wäre, sie allein zu lassen, um stattdessen mit einigen Fischern zu sprechen.
Sie betrachtete den Rücken der Frau. Das hier ging sie nichts an. Und doch schien es falsch, sie hier ohne Schutz allein zu lassen. Ihr Instinkt sagte ihr, dass sich die Frau tatsächlich verirrt hatte, auf die schlimmste Art, und dass sie Hilfe brauchte.
Wieder warf sie einen Blick auf die Boote und seufzte. Vielleicht würde sie dazu noch später Zeit haben. Wenn nicht, würde vielleicht an einem anderen Tag die Möglichkeit bestehen, wenn sie sie dann noch bräuchte.
Dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder der verlorenen Frau zu. Was hatte Daphne an jenem Tag getan, um Hilfe und Freundschaft anzubieten? Sie hatte auf jeden Fall keine Erklärung dafür verlangt, warum Verity allein in einem hübschen Kleid am Fluss gestanden hatte. Sie hatte weder gescholten noch gewarnt. Stattdessen hatte sie die eine Sache erraten, die die Aufmerksamkeit einer Person auf sich ziehen würde, die auf sich allein gestellt war. Nahrung. Sie hatte nicht mehr getan, als eine Fremde zum Essen einzuladen.
»Ich suche mir jetzt hier etwas zu essen, aber nicht in der Nähe der Jachten und Gästehäuser. Würden Sie mich begleiten? Ich habe genug Geld, um zwei Mahlzeiten zu bezahlen.«
Die Frau drehte ihren Kopf herum. Endlich sah sie Verity mit ihren dunklen Augen an. Was sie auch immer für Möglichkeiten erwogen hatte, der Hunger schob sie beiseite. »Das ist sehr freundlich von Ihnen. Ich habe seit einem Tag nichts mehr gegessen.«
»Dann lassen Sie uns jemanden finden, der uns zumindest einen Laib Brot verkauft.«
Die Frau stand auf und klopfte ihren Rock ab. Ihr Schuh löste einen Stein. Er stürzte die Klippe hinunter und schreckte sie auf. Schnell verschwand er in der wogenden See.
»Mein Name ist Verity«, sagte sie, während sie zurück zum Dorf gingen. »Wie darf ich Sie nennen?«
Es entstand eine Pause. Es war ein vertrautes Zögern, das Verity mehr als alle Worte sagte.
»Sie können mich Katherine nennen.«
Die Fische konnten es kaum abwarten, an Summerhays’ Haken anzubeißen. Sie sprangen praktisch auf seinen Befehl hin in die Jacht. Das große, für den Fang vorgesehene Fass begann sich bereits zu füllen, und schon bald würden sie genug haben, um den gesamten Haushalt in Airymont zu versorgen.
Hawkeswell hatte gar nichts gefangen. Das war zweifellos symbolisch. Er sah darin eine riesige Metapher für etwas Ungutes. Diese erzwungene Untätigkeit verschaffte ihm jede Menge Zeit, um über Veritys großartiges Angebot und über all das Geld nachzudenken.
Sie war sehr gerissen gewesen. Innerhalb eines Tages hatte sie alle Gründe angeführt, warum sie in dieser Ehe nicht glücklich sein würden: seine Wertlosigkeit und ihre Abneigung gegenüber der Art und Weise, wie die Ehe zustande gekommen war.
Nachdem es ihr nicht gelungen war, ihn mit diesem sanften Zureden zu überzeugen, musste sie nun auf Bestechung zurückgreifen. Und um was für eine verlockende Bestechung es sich handelte!
Es war ihm irgendwie unanständig vorgekommen, sie anzuhören. Wie eine Beleidigung, als ob sie annahm, dass er sich kaufen lassen würde. Doch nun gab er zu, dass er vielleicht etwas zu übertrieben empfindsam gewesen war. Schließlich hatte er wegen des Geldes geheiratet, oder? Das hieß, er war käuflich – und das hatte er bereits auf eine Art bewiesen. Sie bot ihm lediglich an, ihn für seine Enttäuschung im finanziellen Bereich zu entschädigen, sollten sie eine Annullierung beantragen und erhalten.
Wenn man es so sah, war es weniger eine beleidigende Bestechung als ein Trostpflaster.
Was immer es war, er würde nicht lügen, um es zu erhalten. Doch wenn Veritys Geschichte stimmte und sie tatsächlich zu dieser Ehe gezwungen worden war, wäre das in der Tat ein guter Grund für eine Annullierung.
Er betrachtete Audrianna, die unter ihrer Markise saß und ein Buch las.
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