Die widerspenstige Braut (German Edition)
herzukommen! Verity sollte nicht direkt ihre Familie empfangen müssen.«
»Ich werde ihnen sofort schreiben und darauf bestehen. Es wäre wirklich zu viel, jetzt gleich Gäste zu empfangen, egal wie aufgeregt sie sein mögen.« Sie umarmte Verity erneut. »Doch ich hoffe, dass Sie mir gestatten werden, Sie zu besuchen. Ich könnte Ihnen vielleicht dabei helfen, Ihre Pflichten in Greenlay Park zu übernehmen.«
Sie wirkte aufrichtig, und Verity konnte Rat bei der Führung von Hawkeswells Haushalt gut gebrauchen. Sie hatte Colleen nur als Hawkeswells Cousine gekannt und als die Person, die ihn Bertram vorgestellt hatte. Sie vermutete, dass Colleens Güte, sich mit Bertram und Nancy zu befreunden, von den beiden schon mehr ausgenutzt worden war, als dieser hübschen Dame klar war.
»Bitte besuchen Sie mich! Ich wäre für Ihren Rat sehr dankbar.«
»Aber nicht für den deiner Mutter«, sagte Hawkeswell, während ihm der Butler seinen Hut und seine Handschuhe reichte. »Wir werden zu ihr gehen, wenn wir so weit sind. Ich möchte ihre Einmischung so lange wie möglich vermeiden.«
Colleen unterdrückte schnell ein Schmunzeln. Sie schien genau zu verstehen, warum jemand ihre Mutter meiden wollen würde.
Hawkeswell half Verity in die Kutsche. Zum ersten Mal während dieser Reise stieg er nach ihr ein. Verity konnte sehen, warum. Die anderen Leute bei der Anhörung hatten sich entschlossen, ebenfalls genau in diesem Moment aufzubrechen, damit sie die wiederauferstandene Gräfin und ihren Gatten noch ein wenig länger beobachten konnten.
»Werden sie Reiter aussenden, um die Neuigkeiten zu verbreiten?«, fragte sie.
»Auf ihre eigene Weise, ja.« Er warf einen Blick auf seine Taschenuhr. »Ihre Briefe werden London wahrscheinlich morgen Abend erreichen. Wir werden hier ein paar Tage ausharren, bevor wir uns dem Spießrutenlauf in der Stadt stellen. Ein Großteil der Gesellschaft wird natürlich sowieso nicht in London sein, also werden Sie den meisten Klatsch gar nicht zu hören bekommen.«
»Aber es wird noch genug Fragen geben. Was werden Sie antworten?«
»Wenn ich das nur wüsste!«
Also nicht die Wahrheit. Sie sah ihm an, wie sehr ihn dieses kleine Drama beschämte. Das Amüsement des Coroners und Mr Thornapples Vermutungen waren noch seine geringsten Probleme. Diese neugierigen Blicke der Leute, die ungeduldig auf Einzelheiten warteten, hatten bereits angekündigt, was noch kommen würde.
Er würde wohl kaum zugeben, dass seine Braut ihn nicht aus freien Stücken geheiratet hatte, aus diesem Grunde fortgelaufen war und sich zwei Jahre lang versteckt hatte, bis sie volljährig war und dann vor Gericht einen gewissen Stand erreicht hatte. Andererseits konnte er auch nicht lügen und behaupten, dass sie ihr Gedächtnis verloren hätte, selbst wenn sie diesem Betrug zustimmen würde. Vielleicht würde er einfach gar nichts sagen.
Im Vorbeifahren betrachtete sie die Landschaft von Surrey. Auf dem Hinweg zum Haus des Coroners hatte sie deren Schönheit nicht bemerkt. Sie hatte in den letzten zwei Tagen, die sie allein in dieser Kutsche verbracht hatte, gar nichts von der Außenwelt wahrgenommen. Die gesamte Reise hatte sie mit dem Versuch zugebracht, ihre Fassung zu bewahren und sich auf das Aufsehen vorzubereiten, das ihr Erscheinen während der Anhörung verursachen würde.
Nun bemerkte sie, dass diese Grafschaft eine üppige Schönheit ausstrahlte. Die Landschaft wurde von verschiedenen Grüntönen geschmückt, die von dunkelbraunen Feldern unterbrochen wurden, bei denen es sich um Ackerland zu handeln schien. Blumen gab es ebenfalls. Selbst einfache Häuser besaßen Beete vor der Tür, und entlang der sanften Hügel und neben den Straßen blühten Wildblumen.
Sie kamen an einem kleinen Bauernhaus vorbei, das reichlich mit Blüten gesegnet war, die den allgemein schlechten Zustand des Gebäudes aber nicht zu verbergen vermochten.
»Diese Familie braucht ein neues Dach«, stellte Verity fest.
»Sie braucht nicht nur ein neues Dach, sondern auch einen neuen Boden. Und eine Verbesserung des Bewässerungssystems würde den Ertrag der Felder erhöhen. Bedauerlicherweise ist der Mann, von dem sie dieses Stückchen Land pachten, nicht in der Lage, ihnen zu helfen, so sehr er es auch will.«
Sie erkannte an seinem steifen Tonfall, dass er besagter Mann war. Sie befanden sich nun auf seinem Land. »Können sie sich denn wenigstens selbst ernähren?«
»Gerade so, und das auch nur, weil ich vor zwei Jahren die
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