Die widerspenstige Braut (German Edition)
Pacht ausgesetzt habe, als die Saat aufgrund fehlender Sonne nicht aufgegangen war.« Ein Mann, der die Straße Richtung Bauernhaus entlangging, winkte der Kutsche zu, und Hawkeswell erwiderte den Gruß. »Ich kenne diesen Bauern schon mein ganzes Leben. Seine Familie ist fast so lange hier wie meine, seit Generationen. Mir wurde beigebracht, ihn als Teil meiner Verantwortung zu betrachten und nicht nur als Pächter. Sein Schicksal hängt genauso sehr von mir ab wie vom Wetter.«
»So war es auch bei meinem Vater und seinen Arbeitern, selbst wenn die Verbindung nicht Generationen weit zurückreichte. Für ihn lag das Wohlergehen seiner Männer ebenfalls in seiner Verantwortung. Er wusste, dass andere Werkbesitzer nicht so dachten, aber er schon.«
Die Erwähnung ihres Zuhauses und ihrer Vergangenheit ließ ihn lächeln. »Wie es scheint, haben wir also doch etwas gemein.«
Ihr wäre es lieber gewesen, dem wäre nicht so. Vor zwei Jahren hatte sie angenommen, dass er ihr Geld wollte, um im Luxus zu leben, nicht um neue Bewässerungssysteme und neue Dächer zu bezahlen. Offenbar hatte ihn mehr zu dieser Heirat bewegt als die Aussicht auf teure Vergnügungen.
Doch das änderte nichts an dem, was geschehen war. Es machte ihre Situation nicht richtiger oder angemessener. Es wurde dadurch nur schwerer, ihm die Schuld daran zu geben.
»Verity, ich hoffe, es stört Sie nicht, dass ich Colleen erlaubt habe, Ihrem Cousin zu schreiben«, sagte er. »Ich dachte, das wäre besser, als einen Brief von einem Geist zu erhalten.«
»Es stört mich nicht. Ich wollte ihm überhaupt nicht schreiben.«
»Wenn Sie das nicht tun wollen, werde ich es. Aber erst in ein paar Tagen, wenn die Überraschung verdaut ist.«
»Wie Sie wünschen.«
»Wahrscheinlich wird er Sie sehen wollen.«
»Wahrscheinlicher wird er Sie sehen wollen. Bestimmt will er sichergehen, dass die Vereinbarung zwischen Ihnen noch besteht. Ich bin sicher, dass Versprechen gemacht wurden, die ihm sehr wichtig sind.«
Sie musste ihn nicht ansehen, um zu wissen, dass ihm diese Anspielung nicht gefiel. Sein Missmut übertrug sich durch die Luft zu ihr. Es war seltsam, wie das immer wieder passierte. Manchmal waren seine Stimmungen fast greifbar, selbst wenn er sie nicht äußerte.
»Wenn er nach London kommt, sollten Sie ihn empfangen, Verity, aus welchem Grund er die Reise auch unternehmen mag. Sie haben gesagt, dass er nicht getrauert hat, aber genau wissen Sie es nicht. Er gehört zu Ihrer Familie, und Sie werden sich für das, was Sie getan haben, zumindest entschuldigen müssen.«
Seine Zurechtweisung machte sie so zornig, dass sie kaum noch die Fassung bewahren konnte. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf diesen Mann, der sich weigerte zu verstehen, wer sich bei wem entschuldigen musste.
»Ich werde mich weder bei ihm noch bei sonst jemandem entschuldigen. Wenn Sie darauf bestehen, dass ich ihn empfange, will ich Ihr Versprechen, dass Sie mich niemals mit ihm oder seiner Frau allein lassen.«
Er fand ihre Forderung interessant. Oder ihre Verärgerung überraschte ihn genug, um die seine zu vergessen. Sie verbarg die Emotionen, die sie für Bertram empfand, nicht besonders gut, und sie bemerkte selbst, wie hart und zittrig ihre Stimme klang.
»Verity, Sie wollen doch sicherlich nicht …«
»Niemals. Versprechen Sie es mir, oder Bertram wird eher in der Hölle schmoren, bevor ich ihn noch einmal empfange.«
Wieder warf er ihr diesen neugierigen Blick zu. »Wenn es das ist, was Sie wollen, verspreche ich es.«
Sie erinnerte sich kaum noch daran, wie Greenlay Park aussah, außer dass es ein einschüchterndes Haus von historischer Größe und mit altmodischer Einrichtung war. An ihrem Hochzeitstag war sie zu traurig und besorgt gewesen, um ihre Umgebung richtig wahrzunehmen. Doch als sie sich dieses Mal näherten, nahm sie den Anblick des Gebäudes genau auf.
Es dominierte den niedrigen Hang, an dem es lag, und viele Meilen lang gab es keinen Wald, der die Sicht darauf verdecken würde. Der große Hauptteil des Gebäudes lag in Richtung der Straße, die zu ihm führte. Allein die Steine waren schon riesig und von einer dunklen Cremefarbe, und die langen Fenster deuteten seine vielen Geschosse an, seine hohen Decken und eine Komplexität der Räume, durch die sie sich vor zwei Jahren winzig und verloren gefühlt hatte.
Nach links und rechts gingen offenbar nachträglich angefügte Flügel ab. Klassisch, aber im alten französischen Stil, hatte Nancy
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