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Die widerspenstige Braut (German Edition)

Die widerspenstige Braut (German Edition)

Titel: Die widerspenstige Braut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeline Hunter
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Hawkeswell eine Hand hob, um ihn zum Schweigen zu bringen, damit er es besser hören konnte. Der Kammerdiener sah ihn an.
    Hawkeswell schickte ihn fort. Immer noch in Hemd und Hose gekleidet, ging er durch die Tür in Veritys Ankleidezimmer.
    Als er das Zimmer betrat, stand sie neben dem Bett und weinte nicht mehr. Auf seine Schritte hin hatte sie ihren Kummer hinuntergeschluckt. Er überlegte kurz, wieder zu gehen, damit sie ihren Gefühlen ungestört freien Lauf lassen konnte.
    »Ich bin noch nicht bereit. Entschuldige!« Sie zog ihren Schuh aus und stellte ihren Fuß auf einen Stuhl. Dann begann sie ihren Strumpf hinunterzurollen, als ob sein Erscheinen in ihrem Zimmer nur eine einzige Sache bedeuten konnte.
    Was bisher tatsächlich so gewesen war. Dennoch gefiel ihm nicht, wie sie sich nun gerade »bereit« machte, wenn ihr doch eigentlich zum Weinen zumute war. Er fragte sich, ob dies öfter vorkam und er es in den vergangenen Nächten nicht bemerkt hatte, weil er nicht in seinem Ankleidezimmer gewesen war, während sie möglicherweise geweint hatte.
    Vielleicht weinte sie sogar jede Nacht, trocknete dann ihre Tränen, zog sich aus und stieg ins Bett, um auf die Erfüllung ihrer ehelichen Pflichten zu warten. Die Vorstellung empörte ihn.
    Sie stellte ihren anderen Fuß auf den Stuhl und begann den anderen Strumpf auszuziehen.
    »Hör auf, Verity!«
    Erschrocken hielt sie inne. Dann nahm sie ihren Fuß wieder zurück auf den Boden und sah ihn an.
    »Kurz bevor ich hereinkam, hast du geweint. Warum?«
    Sie starrte ihn einfach nur mit ihren großen blauen Augen an und verbarg ihre Gedanken. Das empörte ihn nur noch mehr.
    Er wollte darauf bestehen, dass sie es ihm sagte. Fast hätte er gesagt, dass er als ihr Ehemann ein Recht darauf hatte, alles zu erfahren, was er wissen wollte. Aber das hatte er natürlich nicht, und das wusste sie auch. Er konnte von ihr Gehorsam verlangen, ihre Zukunft und ihren Körper, aber wenn sie ihm ihr Herz und ihre Seele vorenthalten wollte, konnte er sie nicht aufhalten.
    Zu seiner Überraschung schossen ihr Tränen in die Augen. Sie wischte sie fort und schniefte. Dann drehte sie sich zum Bett um und nahm ein daraufliegendes Blatt Papier.
    »Nancy hat keine Zeit verloren, meiner Bitte nachzukommen. Sie hat vorhin noch einen Boten aus Oldbury losgeschickt. Das hier ist eine Liste aller Nachbarn, die gestorben sind, ob jung oder alt, während ich fort war und nicht um sie trauern konnte. Außerdem hat sie eine weitere Liste beigefügt, in der sie diejenigen auflistet, die weggezogen sind, und sogar ein paar Zeilen darüber, wer neu dazugekommen ist.«
    Er nahm ihr das Blatt aus der Hand, setzte sich neben der Lampe auf das Bett und betrachtete die Aufstellung der Namen. Verstorben. Fortgezogen. Angekommen. Vermisst. Recht prominent prangte Veritys Name in dieser letzten Spalte, war jedoch nun durchgestrichen worden. So hatte Nancy doch noch einen Weg gefunden, um ihren Unmut auszudrücken.
    Katy und Michael Bowmans Namen standen unter »Fortgezogen«.
    »Sie schreibt nicht, dass Katy als vermisst gilt oder dass sie gestorben ist«, sagte er. »Das ist doch ein gutes Zeichen, oder?«
    »Ich denke schon. Doch ich werde es erst dann genau wissen, wenn ich sie sehe. Als ich dem Vikar schrieb, hatte ich nach ihr gefragt und ihn gebeten, ihr einen Brief für sie vorzulesen, den ich beigefügt hatte. Nur dass er jetzt unter › Fortgezogen ‹ selbst auf dieser Liste steht. Wenn ihm mein Brief nachgeschickt wurde, ist er vielleicht verloren gegangen oder irrt irgendwo im Land umher.«
    »Hast du über Nancys Grausamkeit geweint, diese Namen aufgelistet zu haben, ohne darüber nachzudenken, welche Wirkung es auf dich hätte?«
    Sie schüttelte ihren Kopf. »Ich war bewegt, weil ich viele von ihnen kenne. Oder gekannt habe.« Sie trat einen Schritt näher und deutete auf die Liste, über der »Verstorben« stand. »Das war ein junges Mädchen. Sie wäre jetzt nicht viel älter als zehn. Ein hübsches kleines Ding mit roten Locken. Als sie geboren wurde, hat mein Vater ihrem Vater dabei geholfen, ihr Haus zu bauen, wie er das manchmal tat.«
    Sie deutete auf ein paar weitere Namen, von Bekannten aus ihrer Jugend, und beschrieb ihm, wer sie gewesen waren.
    Zum Schluss lächelte sie, da ihr die Erinnerungen gutgetan hatten, anstatt sie traurig zu machen. Er entschied, einen weiteren Tag zu warten, bevor er nach dem jungen Mann namens Michael fragte, über den sie sich bei Nancy so vorsichtig

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