Die widerspenstige Braut (German Edition)
geäußerten Argwohn verärgert zu sein, obwohl er nur allzu gut wusste, dass er kein Recht dazu hatte. »Dienstag in einem Monat. Erwartet beide eine Einladung!«
Bevor er gehen konnte, hob Summerhays einen Finger, um noch eine weitere Sache zu verkünden. »Castleford, die beste Gesellschaft wird deiner Einladung nicht folgen. Du hast fast alle beleidigt.«
»Das ist wahr, doch ich sagte die allerbeste. Und die allerbeste wird kommen.«
15
Jeden Morgen, bevor sie in den Garten ging, frühstückte Verity im kleinen Salon. als kleinen Luxus trank sie stets einen Tee, um sich daran zu erinnern, dass es gewisse Vorteile mit sich brachte, eine Gräfin zu sein.
Während sie dort saß, wurde meist die Post gebracht, und ein paar Briefe waren immer auch für sie dabei. Colleen schrieb, um sie einzuladen, mit ihr einen ihrer Freunde zu besuchen, die in der Stadt geblieben waren. Daphne oder Celia beschrieben ihr den Fortschritt des neuen Treibhauses, das sie gerade bauen ließen. Oder Audrianna schickte ihr eine Mitteilung, um einen Ausflug mit ihr zu arrangieren.
Sie erkannte die Handschriften ihrer Freundinnen. Sie war also sehr überrascht, als ein Brief ankam, der eine andere Handschrift trug, die sie ebenfalls erkannte. Bertrams Frau Nancy hatte ihr einen Brief geschickt.
Verity spielte flüchtig mit dem Gedanken, ihn nicht zu öffnen, doch ihr war klar, dass sie es tun musste.
Nancy sprach sie mit ihrem Titel an und drückte große Erleichterung darüber aus, dass Verity guter Gesundheit sei. Schließlich wies sie darauf hin, dass sie und Bertram im Mivert’s Hotel abgestiegen waren, und bat um Erlaubnis, Verity zu besuchen.
Fast überwältigte sie die Versuchung, die Gräfin zu spielen. Beißende Antworten schossen ihr durch den Kopf, jede einzelne dazu gedacht, jede Verbindung zu ihrem Cousin und seiner Frau zu beenden. Sie hätte sicher eine davon benutzt, wenn sie eine dauerhafte Entfremdung zu dem Mann, der einen direkten Einfluss auf ihr Vermögen hatte, für möglich oder klug gehalten hätte. Stattdessen zog sie sich in die Bibliothek zurück, setzte sich an einen Schreibtisch und schrieb in einer kurzen Antwort, dass sie sich am Nachmittag im Hyde Park treffen sollten.
Dann verfasste sie eine weitere Mitteilung an ihren Mann, um ihn über den Termin in Kenntnis zu setzen, ließ sie nach oben bringen und wartete auf sein Erwachen.
Hawkeswell fand, dass Verity großartig aussah, als sie beide im Hyde Park aus der Kutsche stiegen. Sie trug einen Hut, der ihr zartes Gesicht mit blauem Tüll und weißen Federn umrahmte, und ein Promenadenkleid, das ihre schlanke Figur betonte. Sie spannte einen weißen Parasol auf, um sich vor der tief stehenden Sonne zu schützen, und zusammen gingen sie mitten in den Strom der Menschen, die zur nachmittäglichen Spazierstunde unterwegs waren.
Verglichen mit der Hochsaison war es nicht besonders voll, und so erspähte sie Bertram Thompson schon aus einiger Entfernung. Es waren nicht Bertrams plattes braunes Haar und seine drahtige, durchschnittliche Gestalt, die sie auf seine Ankunft aufmerksam machten, sondern seine äußerst blasse Haut und sein verschlafen wirkender Blick. Seine Augenlider, die stets halb geschlossen waren, wirkten immer hochmütig oder gelangweilt, ganz egal, welcher Stimmung Bertram wirklich war.
Die Frau an seiner Seite hatte genauso viel Sorgfalt auf ihr Äußeres verwendet wie Verity. Die schräge Krempe von Nancy Thompsons Hut sorgte dafür, dass ihr goldenes Haar zu sehen war, und sie hielt ihren Sonnenschirm so, dass die Welt ihre stolze Miene, das ernste, hübsche Gesicht und die großen grünen Augen bewundern konnte.
Hawkeswell erinnerte sich an seinen ersten Gedanken, als Colleen sie ihm damals vorgestellt hatte: Emporkömmlinge. Es war ihm sofort klar gewesen, dass es sich bei ihnen um Emporkömmlinge handelte, die durch diese Heirat schneller aufsteigen wollten. Doch er hatte es ihnen nicht übel genommen. Obwohl er ganz oben geboren worden war, konnte er nachvollziehen, warum andere alles tun würden, um gesellschaftlich nach oben zu kommen.
Außer Verity natürlich.
Die Thompsons standen nun vor ihnen. Als sie Verity sah, blieb Nancy kurz stehen, stürmte dann jedoch mit ausgestreckten Armen auf sie zu. Wie geplant bemerkten das vorbeigehende Spaziergänger.
»Lady Hawkeswell«, rief sie und drängte einer sehr hölzern wirkenden Verity eine Umarmung auf. »Mein liebes Mädchen.«
Bertram gelang es, einen unbeholfenen Kuss
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