Die widerspenstige Braut (German Edition)
Verity damals geflohen war. Doch früher war sie immer zu Katy gelaufen.
Die Umarmung vor dem Haus hatte sie daran erinnert, warum das so gewesen war, und das erfüllte ihr Herz mit Wehmut. Diese Arme hatten sie als Kind nach dem Tod ihrer Mutter getröstet, und dann als Heranwachsende, nach dem Tod des Vaters. Wenn ihre Gouvernante zu streng gewesen war oder Nancy sie gezüchtigt hatte, war sie manchmal davongelaufen. Und auch wenn sie gewusst hatte, dass sie später dafür bezahlen würde, war sie den Hügel zu Katys Cottage hinabgerannt, um dort umarmt und getröstet zu werden.
Der Geruch und die Güte dieser Frau hatten sie die letzten zwei Jahre begleitet. Als sie nun in diesem tristen kleinen Cottage mit seinem groben Holzboden saß, fühlte sie sich mehr bei sich selbst als seit vielen Jahren.
Und doch konnte sie Katys Frage nicht aufrichtig beantworten. Sie wollte nicht, dass sie sich über Bertrams Drohungen aufregte.
»Ich lief davon, weil ich nicht heiraten wollte.« Sie erklärte ihren Plan und wie sie gehofft hatte, frei zu sein, sobald sie volljährig war, nach Hause zurückzukehren und Bertram hinauszuwerfen. Sie erzählte Katy alles.
»Es war der Plan eines Kindes«, sagte Katy. »Des Kindes deines Vaters, denn es war viel von ihm in diesem Plan, aber immer noch ein Kind, das wenig von der Welt wusste. Aber nun bist du wieder hier, und wenn dieser Herr nett sein kann, wird die Ehe dir nicht schaden. Zumindest bist du sicher.«
»Ich weiß inzwischen etwas mehr über die Welt, und jetzt, wo ich dich gesehen habe, bin ich beruhigt.« Sie lehnte sich vor und umarmte Katy erneut. »Und Michael? Wie ist es ihm ergangen?«
Katy schloss ihre Augen, und Verity erkannte bedrückt, dass sie einen Schmerz angesprochen hatte.
»Er ist schon seit Langem fort. Noch länger als du. Zuerst dachte ich mir nichts dabei. Es war nicht das erste Mal, dass er verschwand, wie du weißt, aber …«
»Wohin ist er gegangen?«
Katy schüttelte langsam den Kopf. »Ich weiß es nicht. Manchmal träume ich von ihm und dir, so, wie ihr als Kinder zusammen gewesen seid. Dann befürchte ich, der Traum bedeutet, dass er ebenfalls tot ist.« Sie trocknete ihre Tränen und zwang sich zu einem Lächeln. »Aber da ich nun mit eigenen Augen sehen kann, dass du es nicht bist, hatte der Traum vielleicht gar nichts zu bedeuten.«
»Wurde er möglicherweise verhaftet? Er hat immer sehr unbedacht gesprochen, Katy. Vielleicht ist er in etwas hineingeraten und wurde dafür ins Gefängnis geworfen.«
»Wenn dem so ist, sitzt er nicht in Shropshire oder Staffordshire. Wenn er vor Gericht gestanden hätte, wäre mir das zu Ohren gekommen. Mr Travis hätte sicherlich davon gehört.«
Verity nahm Katys Hände in ihre. »Du hast also die ganze Zeit über gewartet und nicht gewusst, ob du um ihn trauern sollst oder nicht.«
»Genauso wie bei dir, Kind. Genau wie bei dir.«
»Ich werde herausfinden, was aus ihm geworden ist, Katy, selbst wenn es keine guten Neuigkeiten sind, damit du nicht länger warten musst.« Sie sah sich in dem winzigen Cottage um, das trotz seiner zwei kleinen Fenster sehr düster war. »Es muss hier im Winter oder wenn es regnet, sehr unangenehm sein.«
»Ich kann mich glücklich schätzen, es zu haben. Nachdem Michael gegangen ist, wurde ich aus dem Arbeitercottage geworfen, in dem wir gelebt haben.«
Das hätte nicht passieren dürfen. Ein Teil der Abmachung mit Bertram hatte darin bestanden, dass Katy niemals vertrieben werden durfte. Dieser weitere Beweis von Bertrams Verrat erzürnte Verity. Es fiel ihr schwer, ihre Wut zu verbergen.
»Ich werde mich darum kümmern, dass du zukünftig mehr Komfort hast.« Sie wollte gern deutlicher sein. Fast wäre sie das auch gewesen, aber dann fiel ihr ein, dass sie keine Macht hatte, irgendetwas zu versprechen. Um Katy zu unterstützen, würde sie Hawkeswells Einverständnis brauchen. Sie würde um einen Brosamen ihres Erbes bitten müssen, um dieser geliebten Frau helfen zu können.
Sie erhob sich und ging zu dem kleinen Tisch, auf dem ihr Korb stand. »Ich habe dir ein paar Dinge für später mitgebracht, aber einiges davon können wir auch jetzt gleich essen.« Sie packte eine Fleischpastete und einen Laib Käse aus. »Lass uns teilen, während du mir alles über meine Nachbarn erzählst. Und ich will nur die schönen Sachen hören, Katy. Den Rest kenne ich bereits.«
Hawkeswell beobachtete den Frachtkahn, dessen Mannschaft darauf wartete, dass die Kanalschleuse
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