Die widerspenstige Braut (German Edition)
Waggons zum Kanal gebracht«, erklärte sie. »Es ist nicht weit. Es gibt nicht viele Eisenwerke wie dieses. Hier wird alles gemacht, von Anfang bis Ende. Roherz kommt herein, und Schmiede- und Gusseisen geht hinaus.«
Am anderen Ende der Anlage stand ein etwas bescheideneres, aber immer noch recht großes Haus. »Dort wohnt Mr Travis. Er wird jetzt gerade nicht dort sein, sondern bei der Arbeit.«
Er folgte ihr, während sie zu einem flachen Gebäude mit wenigen Fenstern ging. Während sie darauf zuliefen, ging niemand hinein oder heraus, und es drang auch kein Rauch aus dem Kamin.
Drinnen standen sechs Männer an Drehbänken, spannten dicke Eisenstäbe ein und bearbeiteten sie mit den Maschinen. Als Verity hereinkam, hielten alle inne. Misstrauen und Schweigen wurde von ungläubigen Blicken abgewechselt.
»Mr Travis«, rief ein alter Mann. »Die Tochter des Meisters ist hier. Sie müsste eigentlich ein Geist sein, aber ich glaube nicht, dass sie einer ist.«
Eine Tür wurde geöffnet und enthüllte einen weiteren Raum, in dem kleinere Drehbänke und ein langer Tisch standen, der voller kleiner Eisen- und Stahlstücke war. Mr Travis starrte durch seine Brille, setzte sie dann ab und starrte weiter.
Er war ein großer Mann mit blondem Haar, das allmählich grau wurde, und einem roten Gesicht, das so hart wirkte wie das Eisen, das er bearbeitete. Doch das Lächeln, zu dem sein Mund sich verzog, tat viel, um diese Wirkung abzuschwächen, und einen Moment lang dachte Hawkeswell, dass der Mann in Tränen ausbrechen würde.
»Das kann nicht Miss Thompson sein, Isaiah. Das da ist eine Dame, wie sie im Buche steht. Eine hochwohlgeborene Dame, die sich verirrt hat, denke ich.«
»Ich bin es wirklich, Mr Travis«, spielte Verity mit.
Travis kam auf sie zu. Dabei musterte er sie und runzelte die Stirn wie ein Komödiant. Er kam sehr nah und beugte sich vor, um unter ihre Hutkrempe zu blicken. »Teufel auch! So ist es. Die Jahre haben aus dem Mädchen eine Frau gemacht, noch dazu eine Dame.«
Verity umarmte ihn, dann stellte sie ihn Hawkeswell vor. »Ich würde gerne ein bisschen mit Ihnen plaudern, wenn es nicht zu sehr stört, Mr Travis.«
»Niemand hier hat etwas dagegen, also können Sie«, sagte er. »Am besten bleiben Sie, so lange Sie wollen und müssen, denn wenn Ihr Cousin wieder da ist, wird er einen weiteren Besuch nicht so freundlich aufnehmen.«
Er führte sie in den anderen Raum und schloss die Tür. Hawkeswell betrachtete die kleineren Metallstücke auf dem Arbeitstisch sowie die Werkzeuge und Drehbänke. Hier musste das Geheimnis verborgen sein. Diese anderen Drehbänke bearbeiteten Stücke, die Mr Travis geformt hatte, und in den Eigenschaften dieser Stücke lag wahrscheinlich das Geheimnis.
»Ich habe Ihnen geschrieben, um Ihnen mitzuteilen, dass ich am Leben und wohlauf bin«, sagte Verity. »Haben Sie meinen Brief nicht bekommen?«
»Doch, und er hat mir solch eine Freude und Erleichterung verschafft. Es ist seltsam, um eine Person zu trauern und dann zu erfahren, dass sie noch lebt. Eine höchst seltsame Erfahrung.«
»So seltsam, dass Sie nicht zurückschreiben konnten?«
»Ihr Cousin hat ebenfalls erfahren, dass Sie noch am Leben sind. Er kam her und verbot mir zurückzuschreiben. Er sagte, dass er mich andernfalls entlassen würde, ganz egal, was dann aus dem Werk würde. Dann sagte er noch, dass ich dafür verantwortlich sein würde, wenn er all diese Leute entlassen müsste. Er wird nicht glücklich darüber sein, zu erfahren, dass wir uns heute unterhalten haben.« Er hob zwei Stühle von Haken an der Wand und stellte sie hin.
Verity setzte sich. Hawkeswell lehnte ab.
»Wir haben viel zu besprechen, solange wir die Möglichkeit dazu haben, Mr Travis. Bevor wir über das Geschäft sprechen, muss ich Sie aber fragen, wo Katy ist. Ich habe auch ihr geschrieben, sobald …« Sie warf einen Blick zu Hawkeswell. »Sobald ich mich dazu in der Lage fühlte. Jedoch schickte ich ihn über den Vikar, der, wie ich jetzt erfahren habe, nicht mehr hier ist.«
»Er ist gegangen, weil er seine Stelle verloren hat. Der Mann mit den Pfründen hat ihn durch einen Verwandten von Mrs Thompson ersetzt. Mr Thompson war davon überzeugt, dass der letzte Vikar von der Kanzel aus Zwietracht gesät hat. Das bedeutet, dass er oft besser von Ihrem Vater gesprochen hat als vom derzeitigen Bewohner des großen Hauses.«
»Und Katy?«
»Sie wohnt in der Nähe, nur nicht mehr direkt hier. Sie lebt von der
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