Die widerspenstige Braut (German Edition)
Vielleicht sogar dauerhaft?«
»Das bleibt abzuwarten.« Albrighton lächelte breit. Die dunklen Tiefen seiner Augen waren zwar faszinierend, verrieten aber wie üblich nichts.
»Meine Ohren sind voller Geschichten über aufrührerische Aktivitäten in der Region. Meine Gastgeberin ist davon überzeugt, dass wir kurz vor einer Revolution stehen. Sie hat mir irgendeinen Unsinn darüber erzählt, dass sich Cleobury Kanonen kauft. Ich habe heute nichts gesehen, das solche Ängste rechtfertigen würde.«
»Die Leute reden eben gern, und die Furcht ist allgegenwärtig, wenn auch, wie du sagst, viel mehr als gerechtfertigt. Ich bin sehr vorsichtig geworden, mit wem ich über was spreche, damit meine Aufmerksamkeit kein zusätzliches Öl ins Feuer gießt. Was Cleobury angeht – nun, er war niemals besonders klug, nicht wahr?«
»Viele im Parlament glauben, dass das Innenministerium die Sache eher anheizt als beruhigt. Dass auf Geheiß des Innenministers Lord Sidmouth’ Lockspitzel am Werke sind. Du weißt nicht zufällig etwas darüber, oder?«
Albrighton sah ihn nur an. In seinen Augen und um seinen Mund blitzte Belustigung auf. »Und ich dachte, es würde sich hierbei um einen Freundschaftsbesuch handeln. Haben dich deine Parlamentskollegen geschickt, um den Gerüchten nachzugehen? Wenn ja, kann ich dir nicht helfen. Ich kenne keine solchen Lockspitzel, sollte es sie überhaupt wirklich geben.«
»Ich wurde von niemandem geschickt. Ich bin nur neugierig.« Hauptsächlich darauf, warum Albrighton hier war. Natürlich hatte die Arbeit für Spione seit dem Kriegsende abgenommen, genau wie die Nachfrage nach Eisen. Und da seine Dienste nicht länger benötigt wurden, musste der Mann schließlich irgendwohin.
Hawkeswell erhob sich und stellte sich ans Fenster. Er blickte in einen kleinen Garten, der in eine Wildnis überging. »Bist du schon länger zurück in England? Es ist seltsam, dass niemand in der Stadt davon weiß.«
»Etwa ein Jahr. Ich war nur kurz in London und hatte keine Zeit, alte Freunde zu besuchen.«
Hawkeswell hatte nicht das Gefühl, dass er einer dieser alten Freunde gewesen wäre, hätte Albrighton genug Zeit gehabt. Er fragte sich, ob dieser Mann überhaupt Freunde hatte. »Das hier ist ein schönes Anwesen. Ein Teil einer Erbschaft, nicht wahr?«
»Vielen Dank! Ich finde es auch sehr schön.«
Hawkeswell lachte. »Du hütest deine Geheimnisse, nicht wahr?«
»Für mich sind es keine Geheimnisse, sondern es ist meine Privatsphäre.«
»Ich bezweifle, dass Cleobury solch eine Privatsphäre gestattet, wenn du dich mit ihm angefreundet haben solltest.«
»Ich würde Lord Cleobury nicht als einen meiner Freunde bezeichnen.«
Hawkeswell drehte sich um. »Was zur Hölle tust du hier? Du willst doch nicht nur deinen Ruhestand auf dem Land genießen, oder?«
»Willst du, dass ich dich anlüge, Hawkeswell? Mir eine Geschichte ausdenke, die zu deinen Vermutungen über mich passt? Wenn du darauf bestehst, mache ich das. Aber ich würde vorziehen, es nicht zu tun. Wir kennen einander schon zu lange und haben in der Vergangenheit gute Zeiten miteinander erlebt. Du und ein paar andere verdienen etwas Besseres.«
Ja, sie hatten gute Zeiten erlebt. Albrighton war mit Summerhays, Castleford und ihm durch dick und dünn gegangen. Aber nicht Schulter an Schulter. Albrighton hatte stets etwas abseits gestanden und schon immer seine Geheimnisse gehabt. Privatsphäre nannte er das also.
Hawkeswell kehrte zu seinem Sessel zurück. »Nein, du musst nicht lügen. Erzähl mir stattdessen, wie die Dinge in Paris stehen! Ich bin sicher, dass dein Besuch dort nicht so lange zurückliegt wie meiner.«
»Bist du mit deinen Besuchen für heute fertig?«, fragte Hawkeswell, als Verity nachmittags aus Katys Cottage trat.
»Das bin ich.« Sie stieg in die Kutsche, und er setzte sich neben sie. »Was hast du gemacht?«
»Ich habe mir die Landschaft angesehen.«
Verity betrachtete ihn nachdenklich. Zu seiner Überraschung verließ sie ihren Platz ihm gegenüber und schmiegte sich an seine Seite. Er legte seinen Arm um sie, sodass sie so nah kommen konnte, wie sie wollte.
»Mein Cousin wird in etwa einem Tag zurück sein. Nancy hat ihrer Haushälterin geschrieben, dass sie bald aufbrechen, und das hat sich natürlich herumgesprochen«, sagte sie.
»Ich hätte auch nicht gedacht, dass er sich weiter in London aufhält, nachdem du abgereist bist, also bin ich nicht sonderlich überrascht.«
»Ich habe vor, mit ihm
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