Die widerspenstige Braut (German Edition)
erzittern ließen. Doch gleichzeitig erwachte auch die gleiche rebellische Wut in ihr, die sie damals schon verspürt hatte.
Celia trat einen Schritt zurück. Nun zeigte der Spiegel eine von Meisterhand geschaffene Frisur und eine junge Frau mit ängstlichen blauen Augen, die um Fassung rang.
Verity wandte sich an ihre verblüfften Freunde. »Hätte ich bleiben, mich einfach in mein Schicksal ergeben sollen? Mir war böse mitgespielt worden. Meine Einwilligung war durch übelsten Betrug erwirkt worden, und ich glaube, dass Lord Hawkeswell in die Verschwörung eingeweiht war. Schlimmer noch, die Täuschung beeinträchtigte weit mehr als meinen Familienstand. Ich war so aufgebracht, dass ich kaum denken konnte. Also entschied ich, mir das von ihnen nicht antun zu lassen. Ich würde nicht zulassen, mich von ihrem Täuschungsplan zu einem beweglichen Gut degradieren zu lassen. Also flüchtete ich.«
Audrianna legte die Hände auf Veritys Wangen. Tränen schossen in ihre grünen Augen. »Sebastian sollte erst morgen kommen. Du wärst ihm ausgewichen, wenn er sich an den Plan gehalten hätte. Er hat mir unten erzählt, dass er bei eurer Hochzeit dabei war und dich erkannt hätte, also hast du es so eingerichtet, dass ihr euch niemals über den Weg gelaufen seid. Bis heute war ihm nicht bewusst, wie geschickt du dich immer zurückgezogen hast.« Sie sah sie immer noch erstaunt an. »Auch mir war es nicht aufgefallen. Es tut mir so leid, dass meine Anwesenheit hier, mein Besuch und nun seine unerwartete Ankunft dies alles verursacht haben. Ich hätte …«
»Ich werde für immer dafür dankbar sein, dass du diesen Besuch gemacht hast«, erwiderte Verity und umarmte ihre Freundin. »Diese vergangene Woche, in der wir alle noch einmal zusammen sein konnten, war eine der besten meines Lebens. Ich werde sie niemals vergessen.«
»Was wirst du jetzt tun?«, fragte Celia.
Verity zog die lange Schürze aus, die ihr schlichtes blaues Kleid bedeckte. »Ich werde nach unten gehen und hoffen, dass der Fremde, den ich geheiratet habe, nicht zu wütend sein wird, um mich anzuhören.«
3
Audrianna erschien in der Tür des Wohnzimmers und winkte ihren Ehemann zu sich. Summerhays ging zu ihr, und sie führten eine geflüsterte Unterhaltung.
Als Audrianna den Raum schließlich verließ, kehrte Summerhays zu seinem Freund zurück. »Verity kommt jetzt herunter. Ich bitte dich, sie anzuhören. Sie könnte für die ganze Sache gute Gründe gehabt haben.«
Hawkeswell konnte sich einige Gründe vorstellen, doch an keinem von ihnen war etwas Gutes. »Ich verspreche, mir anzuhören, was sie zu sagen hat.«
Summerhays schien nicht überzeugt zu sein, dass der Sturm vorüber war. Doch die Damen mussten beschlossen haben, dass es sicher genug war, da auf der Treppe leise Schritte zu hören waren. Verity kam in Sicht. Die Schürze war verschwunden. Das schlichte blaue Kleid hätte sie sehr gewöhnlich aussehen lassen müssen, doch sie bewegte sich mit einer solchen Anmut und einem Selbstvertrauen, das einige Herzoginnen verlegen machen würde.
An der Schwelle zum Wohnzimmer blieb sie stehen. Summerhays entschuldigte sich.
»Bitte schließe die Tür hinter dir«, sagte Hawkeswell.
Summerhays sah Verity fragend an. Sie nickte.
Es war der erste richtige Blick, den Hawkeswell seit zwei Jahren auf seine Frau werfen konnte. Erneut wurde ihm bewusst, wie wenig Details in seiner Erinnerung überlebt hatten. Die Einzelheiten ihres Aussehens waren zusammen mit denen ihres Charakters schnell zu bloßen Eindrücken verblasst.
Wunderschön, hatte er bei ihrer ersten Begegnung gedacht, und naiv. Außerdem wirkte sie jung und unschuldig. Auf die beiden letzteren Eigenschaften legte er bei Frauen normalerweise keinen besonders großen Wert. Aber er hatte auch noch nie zuvor eine Ehefrau gesucht, und das setzte schließlich andere Anforderungen voraus.
Jetzt gerade wirkte sie nicht besonders unschuldig. Doch sie war immer noch wunderschön. Sogar mehr als zuvor. Ein wenig Reife schmeichelte ihr. Das Haar war noch genauso dunkel, das Gesicht noch genauso blass, die Augen noch genauso blau. Doch ihre Züge waren klarer und betonten ihre zarte Schönheit. Veritys Gesichtsausdruck war ihm jedoch entschieden zu selbstbewusst für jemanden in ihrer Lage. Das reizte erneut sein Temperament, und er bemühte sich, die aufkeimenden Emotionen zu ignorieren.
»Ich bitte Sie, weder Daphne noch eine der anderen dafür zu verurteilen, dass sie mich aufgenommen
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