Die widerspenstige Braut (German Edition)
Stücke auf Sie, daher habe ich mich entschlossen, Ihnen anstatt Mr Thompson diese Fragen zu stellen.«
Travis’ grobschlächtiges Gesicht zeigte nicht die kleinste Reaktion.
»Verity hat mir erzählt, dass nur Sie beide Joshuas Geheimnis kennen. Da ich diesen Teil der Produktion besichtigt habe, kann ich mir das aber nicht so recht vorstellen.«
»Bohren ist bohren, Sir. Drehbänke sind Drehbänke. Daran ist nichts Neues. Es ist das Werkzeug, mit dem man bohrt, das den Unterschied macht. Die Kunstfertigkeit dieser speziellen Aufsätze ist für das bloße Auge nicht erkennbar, und sie sind aus Stahl gemacht, nicht aus Eisen, und genauso arbeite ich damit auch. Die Männer, die Sie gesehen haben, benutzten die Aufsätze zwar, stellen sie aber nicht her, und ihre Form zu beschreiben wird ihnen nichts nutzen. Ich setze sie an diese Drehbänke und sammle die Aufsätze danach wieder ein, damit keiner verloren geht.«
»Könnte sich Mr Thompson nicht einfach einen nehmen?«
»Nur über meine Leiche. Und was sollte er schon damit anfangen? Sie kopieren lassen? Das Geheimnis wäre gelüftet, und das würde seinen Ruin bedeuten, also hätte das wenig Sinn.«
»Es würde bedeuten, dass er Sie dann loswerden könnte.«
Travis schmunzelte. »Das würde es. Es gibt Tage, an denen er das wirklich gerne tun würde, aber diese besonderen Aufsätze sind das Einzige, was dieses Werk am Leben erhält, jetzt wo der Bedarf an Gusseisen praktisch versiegt ist. Er will alles noch mindestens ein paar Jahre am Laufen halten. Es stehen große Veränderungen in der Welt bevor, Lord Hawkeswell, und um sie geschehen zu lassen, wird man viel Eisen benötigen.«
»Doch bis dahin ist das Werk nicht besonders ausgelastet, verstehe ich das richtig?«
»Lassen Sie es mich so sagen: Sie sollten dieses Jahr nicht so viel Geld investieren, als ob das Einkommen immer noch so hoch wie vor zehn Jahren wäre. Zweifellos hätte der alte Mr Thompson die derzeitige Lage gut überstanden, aber dieser hier lässt die nötige Sorgfalt vermissen. Fährt ziemlich häufig nach London, nicht wahr? Die Industrie ist hier oben, nicht dort unten. Er sollte besser nach Manchester und Leeds fahren und mit den anderen Unternehmern speisen, nicht mit den Adligen.«
Hawkeswell warf einen Blick die Straße entlang, auf die Ansammlung von Gebäuden, in denen das Werk beheimatet war. Heute war das Schmelzen dran, und aus dem langen Schornstein des Hochofens drang dichter Rauch.
»Erzählen Sie mir vom alten Mr Thompson!«
Travis nahm einen Schluck Ale. Hawkeswell trank ebenfalls etwas, in der Hoffnung, durch diese Ermutigung die Zunge des anderen Mannes zu lockern.
»Er war kein einfacher Mann, wenn Sie verstehen, was ich meine. Harte Schale, viel zu weicher Kern. Wie ein guter Laib Brot. Er wusste jedenfalls, was er wollte. Und kein Mann konnte so wie er mit Eisen umgehen. Ob nun am Schmiedeofen oder an den Gussformen, er verstand es so gut, als wäre es aus dem gleichen Material gemacht wie er.«
»Es klingt so, als ob das vielleicht sogar stimmte.«
Darüber lachte Travis und nickte. »Dafür haben wir ihn alle respektiert. Er war schließlich einer von uns. Bis zum Schluss kam er manchmal zu uns herunter, zog seinen feinen Gehrock aus und schmiedete das Eisen. Es ist schwer, sich gegen einen Mann zu stellen, der an deiner Seite geschwitzt hat. Und er war ehrlich, wusste aber, dass das eine seltene Sache war. Das ist der Grund, warum es kein Patent gibt. Um eines zu bekommen, muss man das Geheimnis offenbaren, Zeichnungen einreichen und dergleichen, und andere, denen das Patent vollkommen egal ist, werden es stehlen.«
»Und doch vertraute er es Ihnen an.«
Travis zuckte mit den Schultern. »Er konnte nicht alles alleine machen. Das Werk leiten, Abnehmer finden, die Aufsätze herstellen. Er musste jemandem vertrauen, und ich war ziemlich gut in der Eisenbearbeitung.«
»Und Bertram Thompson war es nicht?«
Travis schwieg.
»Warum hat er seine Tochter das Geheimnis ebenfalls gelehrt? Sie bearbeitet kein Eisen.«
»Ich nehme an, dass er es ihr mit Bildern und dergleichen gezeigt hat, damit sie es, wenn nötig, zeichnen kann, ganz so, als wenn er ein Patent beantragt hätte. Was das Warum angeht, denke ich, dass er es getan hat, damit ich nicht die Zukunft dieser Erfindung bestimme. Er hat sie an die nächste Generation weitergegeben. Und durch sie an jemand anderen, der seinen Platz einnehmen würde, nehme ich an.«
Er meinte ihren Ehemann. Wenn Joshua
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