Die widerspenstige Braut (German Edition)
Thompson nicht in dieser Flut umgekommen wäre, hätte er Verity einen Mann wie sich selbst ausgesucht. Jemanden, der Eisen bearbeitete und außen hart und innen vielleicht zu weich war, wenn es um seine Arbeiter und seine Familie ging.
Verity hatte wohl recht gehabt mit ihrer Vermutung, dass es Bertram besonders gefallen hatte, sie an einen Adeligen zu verheiraten. Denn damit bestand keine Gefahr, dass ihm ein anderer Mann die Kontrolle über das Unternehmen streitig machte. Kein Adliger würde sich die Hände damit schmutzig machen, und Bertram wäre somit sicher.
»Wenn Sie das Geheimnis einem anderen Mann anvertrauen müssten, Mr Travis, wem würden Sie es dann geben? Wenn Verity eines Tages diese Entscheidung treffen sollte, an wen sollte sie sich wenden?«
Travis wurde mit einem Schlag stocknüchtern, wie jeder Mann das tun würde, wenn man auf seinen Tod anspielte. »Nun, Sir, das ist ein Problem. Es müsste jemand sein, der sowohl das Geschick als auch die Integrität besitzt, verstehen Sie? Und keines davon ist leicht in der benötigten Menge zu finden. Doch wenn ich eine Person wählen müsste, würde es ein junger Mann mit vielversprechendem Talent sein, dessen Charakter ich vertraue, selbst wenn andere das nicht tun.«
»Gibt es einen solchen Mann?«
»Schwer zu sagen. Es gab einen, aber er lebt nicht mehr hier. Es wäre Michael Bowman, Katy Bowmans Sohn.«
Das wäre dann wohl der Michael, nach dem Verity Bertram gefragt hatte. Hawkeswell hatte es vermieden, zu sehr darüber nachzudenken oder zu viel Gewicht darauf zu legen, weil er vermutete, dass ihm nicht gefallen würde, worauf das alles hinwies.
Nun stellte sich heraus, dass dieser Michael Bowman die Qualitäten haben konnte, die Bertram fehlten, und ein Kandidat für Joshuas Nachfolge gewesen war.
Es war nicht der Wunsch meines Vaters, dass ich jemanden wie Sie heirate. Nein, das war es wohl nicht. Ihr Vater hatte erwartet, dass sie jemanden wie Katys Sohn heiratete. Und um ebendiesen Mann zu beschützen, hatte Verity den Earl of Hawkeswell geheiratet.
Auf dem Weg zur Droschke begann Hawkeswell seine Schritte zu zählen.
Verity war den ganzen Morgen unruhig und versuchte, Mrs Geraldsons geheuchelter Besorgnis über ihre Kopfschmerzen zu entkommen. Wann immer sie konnte, spähte sie durch die Fenster auf die Straße.
Schließlich sah sie, wie sich ein Reiter dem Haus näherte. Sie bemühte sich, vor dem Diener an der Tür zu sein, doch sie war zu spät. Sie musste zusehen, wie er den abgegebenen Brief zu seiner Herrin brachte, damit Mrs Geraldson ihn genauestens untersuchen und an seine eigentliche Adressatin weiterleiten konnte.
Das ungewöhnliche Siegel irritierte Mrs Geraldson. Sie runzelte die Stirn. Dann hielt sie den Brief in einem Versuch, seinen Inhalt lesen zu können, gegen das Fenster. Verity machte sich durch ein Räuspern bemerkbar.
Mrs Geraldson wirbelte herum. Zumindest hatte sie den Anstand zu erröten. »Hier ist ein Brief für Sie, Lady Hawkeswell. Nicht aufgegeben. Ein Reiter hat ihn gebracht, aber es war kein Expressreiter.«
»Wie seltsam. Wenn Sie mich bitte entschuldigen würden. Ich werde nach draußen gehen, um ihn dort zu lesen.«
Sobald sie das Haus verlassen hatte, riss sie den Umschlag auf. Jemand hatte ihn in Katys Namen geschrieben, so, wie sie es zwei Tage zuvor beim Abschied vereinbart hatten. In dem Brief stand, dass Katy die kleine Aufgabe erledigt hatte, die Verity ihr aufgetragen hatte.
Verity kehrte ins Haus zurück und informierte Mrs Geraldson, dass sie sich schon viel besser fühle und sich Hawkeswells Kutsche nehmen würde, um den Tag bei einem kleinen Ausflug zu genießen.
Die drei jungen Männer passten kaum in Katys Cottage. Einer von ihnen war so groß wie Hawkeswell und musste sich beim Stehen bücken, also setzte er sich auf den Boden.
Sie erzählten Verity die Art von Neuigkeiten, von denen Mrs Geraldson keine Ahnung hatte. Zwei von ihnen arbeiteten in der Eisenhütte, und sie beschrieben die dortigen Probleme. Das Ende des Krieges hatte die gesamte Metallindustrie getroffen, und die Arbeiter in Oldbury waren keine Ausnahme.
»Die Sonderarbeiten halten das Werk am Laufen«, sagte einer. »Das Spanen und Bohren. Aber Mr Thompson, nun ja, Mylady, er ist nicht Ihr Vater, wenn es darum geht, diese Aufträge zu bekommen. Also mussten ein paar der älteren Männer entlassen werden, so wie Timothy hier. Seine Familie wird nun genau wie Katy von der Gemeinde unterstützt, aber diese
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