Die widerspenstige Braut
… so an.
»Sir«, fügte sie hinzu. In was war sie da nur hineingeraten?
Wenn etwas Schreckliches passieren sollte – und nach ihrer Erfahrung passierte regelmäßig etwas Schreckliches –, würde sie auf diesem Besitz in der Falle sitzen und nicht in der Lage sein, nach London zu entwischen. »Ich denke, ich kann Ihnen hundertprozentig versichern, dass ich ohne einen starken, verlässlichen Begleiter keinesfalls in der Wildnis herumwandern werde.«
Es zuckte um seinen Mund, was man für Amüsiertheit hätte halten können – in einem weniger ernsten Gesicht. »Wegen der Dinge, die Sie fressen könnten?«
Er
hatte
sie also gehört, als er weggeritten war. »Halten Sie große Wesen mit Reißzähnen für amüsant, Colonel?«
»Ich halte sie für unwahrscheinlich, Miss Prendregast, aber wenn Ihr Glaube an Bären und Wölfe für Ihre und die Sicherheit meiner Kinder sorgt, dann glauben Sie meinetwegen, an was Sie glauben wollen.« Er nahm Platz. »Darf ich bitte Ihre Referenzen sehen?«
Du liebe Güte, er hatte wirklich etwas schwer Irritierendes an sich. Er war der positive Beweis dafür, dass attraktive Männer Mängel hatten, die sie unakzeptabel machten. Was natürlich nur gut war. Derartige Fehler sorgten dafür, dass ein Mädchen auf der Hut blieb. »Ich habe den Brief von Lady Bucknell.« Sie griff in ihre Rocktasche und holte das versiegelte Dokument hervor. »Ich dachte, sie hätte Sie bereits über meine Sachkenntnis ins Bild gesetzt.«
»Sie hat sich einigermaßen vage hinsichtlich der Einzelheiten ausgedrückt.«
Samantha legte so viel Unschuld in ihren Blick, wie sie zustande kriegen konnte. »Ich kann mir keinen Grund dafür vorstellen.«
Colonel Gregory überflog Adornas Brief. »Nein. Wahrscheinlich können Sie das nicht.« Als er zum Ende des Briefes kam, hob er seine Augenbrauen. Jeder Ausdruck wich aus seinem Gesicht.
Hilf Himmel. Was sollte das nun wieder bedeuten? »Ist alles in Ordnung?«
Er faltete den Brief ordentlich zusammen und steckte ihn in die Innentasche seines Jacketts. »Doch, in der Tat. Lady Bucknell scheint voll des Lobes über Sie zu sein.«
Samantha war eine zu gute Schauspielerin, als dass sie einen Seufzer der Erleichterung von sich gab, dennoch überlegte sie … was hatte Adorna bloß geschrieben?
»Ich möchte gleich zur Sache kommen. Ihre Aufgaben sind Folgende: Im Schulzimmer hängt ein Stundenplan. Jedes Kind wird entsprechend der aufgeführten Zeiten mit dem entsprechenden Lehrstoff unterrichtet.«
Sie sollte dem lieber gleich einen Riegel vorschieben, sonst würde ein Mann wie er sie rücksichtslos überrennen – so wie er es mit allen anderen praktizierte. »Ich muss darauf bestehen, dass ich selber die Lehrpläne ausarbeite und den Lehrstoff entsprechend der Fortschritte einteile.«
»Nachdem Sie Ihre Kompetenz bewiesen haben, können Sie die Fortschritte mit mir diskutieren.«
»Wer entscheidet darüber, ob ich meine Kompetenz bewiesen habe, Sir?«
Sein Blick wurde härter. »Ich, Miss Prendregast. Unterliegen Sie da ja keinem Irrtum.«
Sie nickte zustimmend. Wenigstens war er an den Fortschritten seiner Kinder interessiert, und ihrer Erfahrung nach war das eine eher seltene Sorgfaltspflicht.
Er fuhr fort: »Die Kinder gehen pünktlich um neun Uhr ins Bett. Ohne Ausnahme. Jedes meiner Kinder hat sein eigenes Kindermädchen, so dass Sie nach dem Abendessen sich selbst überlassen sind. Aber diese Zeit soll nicht irgendwelchen Frivolitäten oder Flirtereien dienen.«
Wollte sie dieser Mann absichtlich beleidigen, oder waren ihm die gesellschaftlichen Feinheiten dieser Gegend nicht bewusst? Nichts war ihr verhasster als Unklarheiten. Andererseits gestattete er ihr, frei von der Leber weg zu sprechen. »Mit wem? Dem Hausknecht vom Hawksmouth Inn?«
Colonel Gregory zögerte, eventuell überlegte er, ob er sie zur Ordnung rufen sollte, weil sie ihn unterbrochen hatte. Aber nein, ihm waren die gesellschaftlichen Konventionen nicht bewusst, denn er antwortete: »Ich habe mit dem Besitzer vom Hawksmouth Inn gesprochen. Der Hausknecht ist inzwischen von seinen Pflichten entbunden wurden.«
Ihre Hände umklammerten ihre Stuhllehnen. »Wie meinen Sie das?«
»Seine Pflicht war es, Sie hierher zu bringen. Dass er Sie, eine zarte Frau, vor Einbruch der Dunkelheit auf der Straße abgesetzt hat, ist ein Verbrechen.«
»Sind Sie dann nicht auch ein Verbrecher?«
»Miss Prendregast!« Er klopfte mit seinen Fingerknöcheln auf den Schreibtisch. »Sie waren
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