Die widerspenstige Braut
Featherstonebaugh, lehnte sich an eine Marmorsäule im großen Ballsaal der Throckmortons und fächelte sich Luft zu mit ihrem Fächer aus Pfauenfedern. »Ich wette, dass Sie sehr beliebt sind bei den jungen Damen.«
Der dümmliche Lord Heath grinste anzüglich und reichte der Gräfin ihren Gehstock. »Vielen Dank, Ma’am, ich bilde mir gern ein, dass ich ihnen auf meine eigene Weise gef alle. Darf ich Ihnen ein erfrischendes Eis oder eine Limonade holen? Nach einem solchen Tanz muss eine Lady Ihres Alters doch ziemlich erschöpft sein.«
Sie schloss ihren Fächer und tippte ihm damit leicht auf seinen Arm. »Sie Charmeur! Wenn Sie mir noch einen Moment Ihrer kostbaren Zeit opfern können, wäre ich Ihnen sehr dankbar.«
»Ja, Ma’am. Mit Vergnügen, Ma’am.« Er deutete eine Verbeugung an und machte sich auf den Weg, ein großer, dunkler und beinahe gut aussehender Mann.
Bis auf diese schrecklichen, ekligen Pickel, die seinem Aussehen deutlich abträglich waren. Valda wartete, bis er außer Sicht war, dann mischte sie sich, nach allen Seiten lächelnd und nickend, wie eine Wölfin unter eine Herde blökender Schafe.
Eines der jungen Lämmer trug eine Feder in seinem hochgesteckten Haar und ein affektiertes Lächeln in seinem sommersprossigen Gesicht. Ein anderes trug ein Ballkleid aus schimmernder goldener Seide, was dem Schäfchen ein blässliches Aussehen verlieh. Die männlichen Schafe waren natürlich alle gleich gekleidet: dunkle Jacketts, karierte Wollhosen, glänzende schwarze Lederschuhe und schneeweiße Hemden.
Mit ihrem purpurfarbenen Turban, in dem ein Diamantclip steckte, und ihrem purpurfarbenen Samtkleid mit der bis zur Taille geknöpftem rosa Seidenjacke sah Valda besser aus als alle anderen.
Sie fing ihr Abbild in einem der zahlreichen Spiegel auf, die rings um den Ballsaal platziert waren. Na gut – sie würde es jedenfalls –, wenn sie nicht so alt wäre.
In ihrem Gesicht und an ihrer Figur konnte man noch die Überreste der Schönheit entdecken, die ihr einen Grafen beschert hatte. Groß gewachsen, charmant, elegant – alles das war sie immer noch.
Aber alt. So alt. Sie hasste es, alt zu werden. Sie kämpfte dagegen an, aber sie verlor diesen Kampf, und für eine Frau mit ihrer Kinderstube und ihrer Intelligenz war das undenkbar. Ihr Leben lang war sie jeder Herausforderung gewachsen gewesen.
Sie war vornehm, aber arm gewesen. Sie hatte einen reichen Edelmann geheiratet. Ihr Ehemann hatte sein Geld verloren, und sie war dazu verdammt gewesen, auf seinem verdammt primitiven Familiensitz im Lake District zu leben … ah, Maitland Manor verlassen zu können war ihr größter Erfolg gewesen. Sie hatte einen Weg entdeckt, zu mehr Geld zu kommen, als irgendjemand sich vorstellen konnte, und gleichzeitig hatte sie die Hunde ausgetrickst, die diese fein gekleideten, blöden Schafe bewachten, die tanzten, lachten, flirteten und keinerlei Verdacht schöpften, während eine Wölfin unentdeckt unter ihnen herumschlich.
Valda genoss es, gerissener zu sein als alle anderen. Aber sie hasste die Leberflecken auf ihren Wangen, das Reißen in ihrem Rücken, den Gehstock, den sie benutzen musste. Am meisten aber hasste sie es, wenn sich picklige junge Männer dazu herabließen, mit ihr zu tanzen. Vor dreißig Jahren hätten sie sich um diese Ehre gerissen. Jetzt taten sie nur ihre Pflicht – und außerdem tat ihr vom Tanzen auch noch die rechte Hüfte weh.
Featherstonebaugh, der alte Narr, konnte tatsächlich noch eine Gavotte aufs Parkett legen. Sie stellte sich hinter eine hohe Bodenvase mit herrlichen Blumen und beobachtete, wie Rupert sich auf dem Tanzboden bei der jungen Miss Kaye ins Zeug legte. Er war so aufgekratzt wie eh und je und jagte hinter Mädch en her, die nur halb so gut aussahen, wie Valda ausgesehen hatte.
Wenn er könnte, würde er sie auf der Stelle verlassen, aber ihre arthritischen Finger hatten die Geldbörse fest im Griff. Und in letzter Zeit … in letzter Zeit hatte sie ihn ein wenig nerv ös gemacht, schätzte sie. Vielleicht war ihm nach all diesen Jahren doch noch aufgegangen, dass er eine Wölfin geheiratet hatte, die sich gegen ihn wenden und ihm die Kehle herausreißen könnte.
Sie genoss es beinahe, dass er sich vor ihr fürchtete, aber allzu sehr durfte sie das nicht auskosten – leider. Denn wenn er seine Vorsicht ihr gegenüber aufgäbe und sie verließe, würden die Leute sich möglicherweise fragen, ob sie sie eigentlich richtig kannten. Sie würden tiefer
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