Die widerspenstige Braut
dafür. Zuerst musste er sich um die FeatherstonebaughAngelegenheit kümmern. Allerdings könnte er heute Nacht nichts weiter unternehmen …
Aber nein. Er musste vernünftig sein. In gemessenem Tonfall sagte er: »Lady Marchant erfüllt alle Bedingungen meiner Liste, und sie hat sich als eine Gastgeberin von unvergleichlichen Fähigkeiten erwiesen. Sie ist meine logische Partnerin.«
»Gut.« Samantha lächelte gepresst. »Dann wünsche ich Ihnen alles Glück dieser Welt.« Sie drehte sich ruckartig um und schlenderte von der Veranda, die Treppen hinunter und weiter in den Park in Richtung ihres Cottages, bis er sie nicht mehr sehen konnte.
Er suchte eine Zigarre und entzündete sie. Seine Liste der Erfordernisse für eine Heirat zerfiel vor seinen Augen zu Staub.
Auf dem Papier
war
Teresa seine logische Partnerin. Sie erfüllte alle ihre Pflichten auf bewundernswerte Weise. Sie war schön. William mochte sie. Und an die Heirat mit ihr dachte er mit dem gleichen Vergnügen, wie er an einen Besuch beim Barbier dachte.
Und, wenn man ehrlich war, schien Teresa das Gleiche für ihn zu empfinden. Sie hielt sich zunehmend seltener an seiner Seite auf, zog es vor, mit ihren Freunden zu klatschen oder die Bediensteten zu überwachen – oder vermied Duncan mit so viel Gewissenhaftigkeit, dass William am liebsten gelacht hätte. Seine Freunde waren vernarrt ineinander. Gott helfe ihnen.
Sehr gut. Wenn Lord und Lady Featherstonebaugh gefangen genommen waren und Paschenka auf seinem Weg nach Russland war, mit falschen Informationen gefüttert, würde er Samantha einen Heiratsantrag machen. Dann würde er sie heiraten. Das war die einzige Lösung in diesem Gefecht.
Hinter sich hörte er das Rascheln von Seide.
Teresa trat auf die Veranda und sagte: »Ich habe in meinem Leben schon viele rührende Liebeserklärungen gehört, aber diese hier gehört zu denen, die ich mir einrahmen möchte. Vielleicht fertige ich eine Kreuzstichstickerei an.
Sie ist meine logische Partnerin.
Das erzeugt so ein warmes Gefühl in meinem Inneren.«
Teresa war froh, dass er wenigstens Anstand genug hatte, nicht mehr zu sagen als: »Teresa …«
Ein höchst ungewöhnlicher Impuls überfiel sie. Es war edel.
Es war närrisch. Es würde mit einem großen Verlust enden, und zwar sowohl gesellschaftlich als auch finanziell. Und der Impuls gefiel ihr ganz und gar nicht. Aber sie war es auch leid, ständig klug zu sein und pflichtgemäß das zu tun, was man von ihr erwartete. Sie war all die anständigen Männer, die sie umschwirrten, leid, die doch nur einen Teil ihres Vermögens wollten. Sie war es leid, sich ständig neue Pläne auszudenken, wie sie sich vor einem Glücksjäger bewahren konnte, nämlich, indem sie selber einen vermögenden Mann heiratete, wo doch Glücksjäger so viel liebenswerter waren als passende Gentlemen.
Sie hob die Hand. »Oh, bitte nicht! Bitte nicht dieses ›
Teresa‹.
Ich weiß nicht, ob du mir einen Heiratsantrag machen willst oder ob du mir keinen machen willst, aber von mir aus möchte ich dich freigeben. Ich möchte dich nicht. Ich werde dich nicht nehmen. Ich habe bereits einen Mann geheiratet, der mich nicht geliebt hat. Er mochte mich. Er fand das Leben mit mir angenehm. Aber er hat mich nicht geliebt. Er liebte stattdessen die Armee.« Sie nahm William die Zigarre aus der Hand und nahm einen Zug. »Du bist so verdammt verliebt in diese, deine Gouvernante …«
William sog heftig den Atem ein.
Sie wusste nicht, ob er das tat, weil sie geflucht oder geraucht oder ihm nur die Tatsachen genannt hatte. Es war ihr gleichgültig. »Du kannst dich kaum auf deine Geschäfte konzentrieren – mittlerweile habe ich übrigens herausgefunden, worum es dabei geht.« Sie nahm einen weiteren Zug. »Weil ich nicht so blöd bin, wie ich vorgebe zu sein. Tatsächlich bin ich klüger als nahezu alle Anwesenden hier – und ich bin es auch leid, das zu verbergen.«
»Meine Geschäfte?«, fragte er vorsichtig.
Sie flüsterte: »Das Spionagegeschäft. Keine Sorge. Ich werde es niemand erzählen.« Sie hob ihre Stimme wieder und sagte:
»Aber ich sage dir – geh und hol dir deine Miss Prendregast. Du bist ein ehrenhafter Mann mit ehrenhaften Vorstellungen, was richtig und was falsch ist und wer wen heiraten sollte. Du bist so verdammt ehrenhaft, dass du mich fragen würdest, ob ich dich heiraten will, weil du es für die richtige Idee hältst. Und ich würde jeden Morgen aufwachen und wissen, dass du mich nicht liebst.
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