Die widerspenstige Braut
Jedes Mal, wenn wir miteinander schliefen, wüsste ich, dass du dir vorstellst, ich wäre sie. Und dafür bin ich mir zu schade.« Sie machte eine weitläufige Armbewegung mit der Zigarre in der Hand. »Sie ist im Gästehaus und schmollt oder weint, oder, wie ich sie kenne, versucht, sich darüber klar zu werden, ob sie dir hinterherlaufen soll. Ich schlage vor, dass du hinübergehst und ihr dabei hilfst, eine Entscheidung zu treffen.«
Er starrte sie an. Starrte auf die Zigarre. Auf ihren sardonischen Gesichtsausdruck.
Dann lächelte er. Er ergriff ihre Hand und küsste sie auf den Handrücken. Dann verbeugte er sich, sprang geschickt über die Brüstung und verschwand in der Nacht.
Sie schnaubte und paffte erneut an der Zigarre. Was für eine Idiotin sie war. Eine unglaubliche Idiotin, aber es kümmerte sie nicht die Bohne.
»Also.« Eine tiefe männliche Stimme war aus dem tiefen Schatten neben dem Haus zu vernehmen. »Das war die
interessanteste
Szene, der beizuwohnen ich jemals das Vergnügen hatte.«
Sie fuhr herum und konnte mit sinkendem Herzen beobachten, wie ein großer, dunkler Schatten sich auf sie zubewegte.
Verdammter Mist.
Er
war es.
Duncan überragte sie. »Und habe ich nicht erst kürzlich an diesem Ort gehört, wie Sie damit angegeben haben, immer Ihren Mann zu kriegen?«
Das Licht aus den Fenstern fiel warm auf sein Gesicht, und sie konnte die Grübchen in seinen Wangen erkennen. Dieser Spitzbube. »Wie lange haben Sie schon gelauscht?«
»Ich bin Ihnen natürlich nach draußen gefolgt. Ich hatte ein starkes persönliches Interesse an dem Ergebnis dieser kleinen Unterredung.«
»Tatsächlich? Welches Interesse können Sie daran haben, ob ich William heirate?«
»Weil Sie dann mich nicht heiraten könnten.«
Sie nahm einen so tiefen Zug von der Zigarre, dass sie heftigst husten musste.
Duncan, in einem seiner vielen Anfälle von nicht gerade gentlemanlikem Verhalten, klopfte ihr fest auf den Rücken.
»Gib mir das.« Er entfernte die Zigarre aus ihren Fingern und warf sie in die Büsche. Dann ergriff er sie bei den Schultern, beugte sich über sie und küsste sie.
Sie stemmte sich gegen ihn, so fest sie konnte, schlug ihm ins Gesicht. Sie hasste ihn. Gott, wie sie ihn hasste!
Als sie zu einem erneuten Schlag ausholte, ergriff er ihr Handgelenk. »Das, mein Liebling, war ein Fehler.« Er umschlang ihre Taille mit einem Arm, presste sie an sich und beugte sie nach hinten.
Und küsste sie – ein echter, tiefer, leidenschaftlicher Überfall.
Sie wollte ihn schelten, aber seine Zunge hinderte sie daran, seine Zunge, die sich so schamlos in ihr bewegte, als würde sie einen Beischlaf imitieren wollen. Er ließ ihre Hand los und umfasste ihren Nacken. Sie verlor das Gleichgewicht und griff Halt suchend nach seinen Schultern. Das Geländer der Veranda kerbte sich ihr in die Oberschenkel, und sie wollte wütend werden. Über die Haltung, über die Schmach, über seine Unverschämtheit.
Aber sie konnte es nicht. Nicht, wenn eine Erregung sie befiel, die mit keiner Erregung, die sie jemals erlebt hatte, vergleichbar war. Dies war nicht das Verhalten eines Gentlemans.
Dies war alles, wovon eine Frau jemals geträumt hatte, und es widerfuhr ihr. Sie schloss die Augen und genoss die Erfahrung.
Sie wollte sich an ihm reiben, immer enger und immer rascher, allein aus der Berührung mit ihm Vergnügen ziehen. Aber er hielt sie zu fest. Er kontrollierte jede ihrer Bewegungen, presste sie zwischen sich und das Geländer. Als er Luft holen musste, kam sie kurz wieder zur Vernunft. Aber schon neigte er seinen Kopf und fuhr ihr mit seinem offenen Mund über ihr Kinn, nahm ihr Ohrläppchen zwischen seine Zähne und biss leicht hinein. Sie zuckte zurück und schnappte nach Luft. »Das tut weh!«
Er gluckste, blies ihr sanft in die Haare. »Mein Liebling, du weißt nicht einmal, was du gern hast.« Er knabberte noch einmal an ihrem Ohr.
»Gott. Duncan.« Sie griff ihm mit beiden Händen in die Haare und wollte ihn ebenfalls verletzen.
Es schien ihm nichts auszumachen. Er küsste sie unter ihr Ohr, küsste ihre Halsschlagader, verharrte längere Zeit an einem Ort, der ihn zu faszinieren schien, genau da, wo ihr Hals in ihre Schulter überging.
Sie hörte sich selber stöhnen und wie eine Verrückte über ihre Gefühle plappern.
Obgleich Duncan sie nicht quälte. Er labte sich an ihr, als könnte er nicht genug bekommen.
Sie starrte hinauf in den Sternenhimmel und wollte … wollte seine Hände auf
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