Die widerspenstige Lady
inne.
„Es ist schon gut.“ Tränen der Enttäuschung stiegen ihr in die Augen.
„Lüg mich nicht an.“ Sanft streichelte er sie und legte sich neben sie. „Wir wollen ehrlich miteinander sein. Immer.“
„Wonach hast du eben gesucht?“ Man hörte ihrer Stimme die Angst an.
„Schutz.“
„Bitte?“ Sie begriff nicht.
„Damit du nicht schwanger wirst“, erklärte er geduldig.
Annabell errötete verlegen, wagte aber nicht, etwas zu erwidern.
„Bitte sag mir, wovor du Angst hattest, Annabell.“
„Fenwick-Clyde hat … alle möglichen … Dinge … an mir ausprobiert“, hauchte sie. „Ich hatte gehofft, mit dir jede Erinnerung daran zu vergessen.“ Sie seufzte.
„Ich werde alles tun, damit du nie wieder einen Gedanken an ihn verschwendest“, versprach er. „Das schwöre ich.“
„Danke, Hugo“, flüsterte sie und gab sich ihm wieder ganz hin, damit er sein Wort auch halten konnte.
10. KAPITEL
Hugo nahm den Brief von dem silbernen Tablett, das Butterfield ihm reichte, und ging in die Bibliothek. Von dem Papier stieg ein starker Duft nach Veilchen auf – Elizabeth Mainwarings bevorzugtes Parfum. Stirnrunzelnd fuhr er sich durch die Locken, die ihm in die Stirn fielen. Eigentlich war dies zu erwarten gewesen, aber er hatte in den letzten Tagen vollkommen vergessen, dass er sich ja mit ihr in London treffen wollte.
Seufzend nahm er auf dem Stuhl am Sekretär Platz. Helles Morgenlicht fiel auf die Schrift seiner ehemaligen Geliebten. Bin in London. Komm sofort her, Liebster. E . So kurz und charmant. Das klang ganz und gar nicht nach Elizabeth, die sonst dazu neigte, ganze Romane zu verfassen. Da stimmte etwas nicht, oder zumindest war sie wohl dieser Auffassung. Wahrscheinlich lag es daran, dass er nicht in London weilte, um sie zu begrüßen. So hatten sie es ja eigentlich verabredet.
Seitdem war allerdings alles anders geworden.
Gedankenverloren knüllte er das Papier zusammen und spähte aus dem Fenster.
Gestern Nacht hatte er Annabell leidenschaftlich geliebt. Und jetzt dies.
„Verdammt!“
Er stand auf und trat an den Kamin. Wütend schleuderte er das Billett ins Feuer. Noch einmal stieg kurz Veilchengeruch auf. Er hatte das Verhältnis mit Elizabeth nicht beendet, obwohl sie sich noch mit einem anderen Mann traf. Er wusste sogar, wer ihr Liebhaber war. St. Cyrus, ebenfalls einer von Wellingtons Adjutanten. Hugo machte es nichts aus, ihre Gunst zu teilen, denn er hatte sie nie geliebt.
Natürlich musste er sie aufsuchen. Der Anstand verlangte es einfach, die Affäre in einem persönlichen Gespräch zu beenden. Außerdem würde ein teures Geschenk sie bestimmt über den Abschiedsschmerz hinwegtrösten.
Wieder nahm er auf dem Stuhl Platz und schaute aus dem Fenster. Die Sonne schien hell und versprach nach dem nächtlichen Regen einen warmen Tag. Die Straßen hatten sich seit gestern allerdings bestimmt in ein einziges Schlammloch verwandelt.
Er musste es Annabell sagen.
Es würde ihr sicher nicht gefallen, dass er sich mit seiner ehemaligen Geliebten traf – aus welchen Gründen auch immer. Ärgerlich ballte er die Hände. Jahrelang hatte er sich genommen, was immer ihm gefiel, und dabei nie einen Gedanken an eine gemeinsame Zukunft verschwendet. Dann war Annabell gekommen.
Sie war so unabhängig. Würde sie ihn verlassen, wenn sie von Elizabeth erfuhr? Sicherlich nicht. Er hatte Annabell keinen Heiratsantrag gemacht und bezweifelte auch, dass es dazu kommen würde. Wahrscheinlich würde sie ohnehin ablehnen. Trotzdem wollte er sie keinesfalls verlieren. Noch nicht.
Was war er doch für ein selbstsüchtiger Schuft!
Ein Klopfen weckte ihn aus diesen Überlegungen. „Herein!“
„Hugo, ich muss mit dir sprechen.“ Es war Juliet.
Höflich erhob er sich. „Setz dich zu mir, meine Liebe.“
Sie tat wie ihr geheißen und nahm in einem Sessel Platz. Ihr war anzusehen, dass etwas sie beunruhigte.
„Wie kann ich dir helfen, Juliet?“ Aufmunternd lächelte er ihr zu.
„Ich habe eine sehr … eigentümliche Bitte an dich, Hugo.“
„Heraus damit.“
Seufzend senkte sie den Blick. „Ich weiß ja, dass du mich hier als Anstandsdame brauchst, damit Annabells Ruf unangetastet bleibt. Andernfalls würde ich ja nach London zurückkehren. Allerdings wird sie sich hier vielleicht nicht mehr wohlfühlen, falls du meinen Wunsch erfüllst.“
„Du sprichst in Rätseln.“ Er hob die Brauen.
Entschlossen hob sie den Kopf. „Ich möchte Lord Fenwick-Clyde hierher einladen.
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