Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wiedergeburt (German Edition)

Die Wiedergeburt (German Edition)

Titel: Die Wiedergeburt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Siebert
Vom Netzwerk:
durchlaufen sie eine Zeit des Wandels, in der sie große Macht erlangen. Ihre Leiber haben die Fähigkeit zur Selbstheilung; sie werden so gut wie unverwundbar und hören auf zu altern. Sie sind die stärksten unter allen Lebewesen. Aus ma n chen wurden Könige, einige wurden von Menschen ve r ehrt, andere hingegen sollen es vorgezogen haben, in der Verborgenheit zu leben. Doch jeder von ihnen war zu e t was Gr o ßem bestimmt. Nur weniges auf dieser Welt kann ihnen etwas anhaben und einen zweiten Tod  bescheren, doch der zweite Tod ist endgültig.“
    Larkyen sah den Schamanen ungläubig an, seine G e danken überschlugen sich.
    Er, das Adoptivkind eines Nomadenstammes, das w e der kämpfen konnte noch den Mut aufbrachte, Menschen, die ihm nahe standen, in Zeiten der Not zu helfen, sollte für etwas Großes bestimmt sein? Immer hatte er verm u tet, dass jene, die ein großes Schicksal vor sich hatten, auch Großes in der Vergangenheit geleistet haben mus s ten. Er aber hatte nur ein gewöhnliches Nomadendasein geführt. In diesem Moment schloss Larkyen nicht aus, dass seine Adoptiveltern und der Stamm der Yesugei die Bedeutung des Mals vielleicht ebenso gekannt hatten. Aber wieso hatten sie es ihm verheimlicht?
    Endlich wagte Larkyen die Vermutung, die ihm auf der Zunge lag, laut auszusprechen.
    „Ich bin gestorben. Die Pfeile der Kedanier haben mich getötet.“
    Ojun nickte langsam. „Kedanisches Pfeilgift ist hoc h konzentriert. Sie gewinnen es aus den Eingeweiden einer bei ihnen vorkommenden Fischart. Ist es einmal im Blut, breitet es sich rasch im gesamten Körper aus und beschert seinem Opfer den sicheren Tod. Schwer verletzt trug dich dein Pferd zu mir. und als ich dich in die Jurte brachte und deine Wunde säuberte, hörtest du auf zu atmen, und dein Herz schlug nicht mehr. Dein Leib erkaltete, und du starbst das erste Mal. Doch am nächsten Morgen kehrte das Leben in dich zurück – das war der Moment deiner Wiedergeburt.“
    Larkyens Augen weiteten sich, und er war darum b e müht, jetzt nicht den Verstand zu verlieren.
    „Du kannst mir glauben“, sagte Ojun. „Du bist ein Kind der schwarzen Sonne. Dir ist ein Schicksal b e stimmt, das größer ist als das eines gewöhnlichen Ma n nes. Schon in den nächsten Tagen wirst du deine eigene Macht erfa h ren.“
    „Warum erzählst du mir erst jetzt von alledem, alter Mann?“
    „Weil ich denke, dass die Zeit dafür erst jetzt geko m men ist. Seit deiner Ankunft und Genesung warst du dir im Unklaren über deine Zukunft. Ein guter Reiter wird den Ritt nach Kentar überstehen, aber nur ein Mann, der für Großes bestimmt ist, kann es mit Boldar aufnehmen. Und dein Herz schreit nach dieser Begegnung. Du wirst dich verändern, Larkyen. Du wirst auch eine neue Art von Hunger erfahren, die du vorher nicht kanntest, und früher oder später wirst du diesem Hunger nachgeben. Du musst dich ernähren, um Kräfte zu entwickeln, die die e i nes gewöhnlichen Menschen um ein Vielfaches übertre f fen.“
    „Was redest du da, Ojun? Was hat es mit dem Hunger auf sich?“
    „Manche nennen ihn einen Fluch, andere sehen ihn als natürliches Bedürfnis an. Es liegt ganz im Sinne des Be t rachters. Du wirst dich von der Art von Energie nähren müssen, die die Leiber von Menschen, Tieren und sogar anderen Kindern der schwarzen Sonne durchströmt und sie lebendig sein lässt.“
    „Die Energie des Lebens? Meinst du das damit?“
    „Diese Energie wird die deinige sein.“
    „Aber wie...wie soll so etwas möglich sein? Wie kann ich mich vom Leben anderer nähren?“
    „Wenn du soweit bist, wirst du auch das erfahren“, antwortete Ojun. „Dein Leib wird es dich wissen lassen.“
    Der ernste Ausdruck in den Augen des Schamanen verriet Larkyen, dass es sich um Ojuns endgültige Antwort auf diese Frage handelte.
    „Die Lebensenergie wird mich also stärken“, flüsterte Larkyen. Er fühlte, wie seine Knie weich wurden und glaubte sich in einen Albtraum versetzt. Er ahnte bereits, dass die Gier nach jener Lebensenergie, die irgendwann in ihm aufkeimen würde, seinen Opfern den Tod brachte.               Er würde kein Mensch mehr sein.
    „Wenn ich töten muss, um zu überleben, dann bin ich nicht anders als Boldar“, keuchte er. „Was unterscheidet uns dann noch voneinander?“
    „Alles was lebt, muss sich ernähren“, sagte der Sch a mane.
    „Und wenn ich die Lebensenergie verschmähe? Was geschieht, wenn ich mich diesem Hunger verweigere?“
    „Dann

Weitere Kostenlose Bücher