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Die Wiedergeburt (German Edition)

Die Wiedergeburt (German Edition)

Titel: Die Wiedergeburt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Siebert
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Nordar auf einem Berg persönlich gegenübe r gestanden, und dort sei ihm ein Schwert überreicht wo r den, dessen magische Klinge vom Kriegsgott selbst g e schmiedet worden war. Weder Rüstung noch Schild, noch ein Kind der schwarzen Sonne konnte jener magischen Waffe Widerstand leisten.
    Larkyen erinnerte sich an das Schwert in Boldars Hand, dessen Klinge in eisblauem Licht erstrahlte, als er es gen Himmel reckte, um dabei den Namen des Krieg s gottes zu brüllen.
    Die gewaltige Macht des einäugigen Kriegers aus K e danien wurde ihm nun in vollem Ausmaß bewusst. Bo l dar musste nichts und niemand fürchten, und selbst ein Kind der schwarzen Sonne musste vor dieser Bestie auf der Hut sein.
    Ojun erwähnte auch den Namen des Gottes von Ke n tar, der Tarynaar genannt wurde. Tarynaar vereinigte in sich das Wissen eines Magiers und die Fertigkeiten eines Kriegers. Er trat in Gestalt eines großen Mannes mit wa l lendem weißem Haar auf, der eine schimmernde Rüstung und darüber einen weiten schwarzen Umhang trug, in dessen Schatten die Sterne des Himmels funkelten. In seiner rechten Hand trug er ein silbernes Schwert mit breiter kurzer Klinge, die in lodernden Flammen brannte, während seine linke ein Zepter aus Ebenholz hielt, dessen Spitze in Form eines filigran geschnitzten Wolfskopfes endete.
    Larkyen hatte den Namen des Gottes seines Volkes nur wenige Male gehört, denn die Nomaden der Steppe richteten ihre Gebete zumeist an Patryous, die Schutzgö t tin aller Reisenden unter dem Himmel. Larkyen selbst hatte in seinem Leben nur ein paar Mal zu Tarynaar geb e tet und sich innig gewünscht, ein einziges Mal seine lei b lichen Eltern sehen zu dürfen. Tarynaar aber schien sein Gebet nicht erhört zu haben.
    Nun sprach Larkyen all seine Zweifel zum ersten Mal aus und sagte: „Was sind all die Götter wert, wenn sie nicht für ihre Anhänger da sind, die ihre Hilfe brauchen?“
    Der Schamane zuckte plötzlich zusammen, und in se i nen Augen blitzte ein Funke von Verwunderung auf.
    „Die Götter sind da, um uns Menschen zu helfen. Sie können in den Verlauf der Welt eingreifen, oder uns bei wichtigen Entscheidungen Rat geben, und wenn du gut acht gibst, kannst du ihre Stimmen hören. Sie können uns auch im Moment des Todes Beistand leisten und uns mit sich nehmen.“
    „Wo aber waren die Götter, wo war Tarynaar, als in Kentar Krieg herrschte? Wo war Patryous, als der Flüch t lingskonvoi meiner Eltern überfallen und die Yesugei e r mordet wurden? Wo waren all die anderen Götter, die u n sere Welt durchwandeln? Viele aus meinem Stamm bet e ten im Angesicht des Todes zu Patryous, flehten die Gö t tin um Hilfe an; nichts und niemand aber hielt die Ked a nier von ihren Mordtaten ab. Männer, Frauen und Kinder starben an den Ufern des Kharasees durch nordischen Stahl. Glaubst du, der Gedanke, der Gott oder die Göttin, zu denen sie beteten, hätten sie zu sich geholt, spendet wirklich Trost? Ojun, du hast sie nicht sterben sehen, du sahst nicht ihre Köpfe rollen und musstest auch nicht den Schreien von Eltern lauschen, wenn ihre Kinder starben. Ich frage dich, Schamane: Wo sind die Götter geblieben, zu denen wir Zeit unseres Lebens beteten? Was taugen sie, wenn sie nicht da sind, sobald ihre Hilfe benötigt wird? Könnte es sein, dass es sie niemals gegeben hat? Dass wir alle bloß Tiere in einer Wildnis sind und ums Überleben kämpfen, wie die Wölfe draußen in der Ste p pe?“
    Der Ausdruck im Gesicht des Schamanen war nun von Entsetzen und Trauer erfüllt. Mit leiser Stimme sagte er zu Larkyen: „Bei allem, was dir widerfahren ist, ist es dennoch nicht klug, sich als Mensch von den Göttern a b zuwenden. Sie entscheiden über uns; dass muss uns nicht immer gefallen, doch wir sollten es akzeptieren und uns ihrem Willen beugen.“
    Larkyen ging davon aus, dass der Schamane sich nicht auf die Kinder der schwarzen Sonne bezog, als er von Menschen sprach. Und in Larkyen regte sich der Geda n ke, dass ohnehin nur Menschen, die sich selbst nicht zu helfen wussten, es noch nötig hatten, an Götter zu gla u ben.
    Doch ob er nun noch ein Mensch war oder nicht, La r kyen hatte seine Entscheidung getroffen.
    Lange und forschend blickte er in das Gesicht des Sch a manen, ehe er sagte: „Für mich, alter Mann, soll es keine Götter mehr geben. Möge dein Glaube an sie dir weite r hin zum Guten dienen, ich aber will fortan nur noch an mich selbst glauben, denn ich habe erkannt, dass ich a l lein auf dieser Welt

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