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Die Wiedergeburt (German Edition)

Die Wiedergeburt (German Edition)

Titel: Die Wiedergeburt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Siebert
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ger zur Faust zu ballen. Die Bewegung war zweifellos mit Anstrengung verbunden, doch seine aufreißenden Fingerkuppen verheilten sofort wieder, während er große Fetzen aus der Rinde brach.
    Erst jetzt bemerkte er Ojun und Khorgo, die ihn be o bachteten. Im Gesicht des Kriegers zeigte sich blanke Ungläubigkeit.
    „So stark“, murmelte Khorgo.
    Wohlwollend nickte der Schamane Larkyen zu, dann sagte er: „Immer weiter schreitet deine Wandlung voran, Kind der schwarzen Sonne.“
     
    Die Tage vergingen, und Larkyen verdrängte auch weiterhin seinen Hunger nach der Kraft des Lebens. Der Schamane schien ihn während dieser Zeit mit besonders wachsamen Augen zu beobachten. Ob der alte Mann Furcht vor ihm empfand?
    Schon kam der Herbst ins Land. Die Blätter verfär b ten sich goldgelb, und die Tage wurden kürzer.
    In seiner Ausbildung bei Khorgo machte er gute For t schritte. Die Zeit, in der er Waffen in seiner Hand als fremdartig empfunden hatte, war endgültig vorbei.
    Im Umgang mit Pfeil und Bogen wusste er Khorgo wieder einmal zu überraschen. Es war sein Adoptivvater Godan gewesen, der ihm gemeinsam mit Alvan das Schi e ßen beigebracht hatte.
    Khorgo brachte ihm außerdem bei, wie man waffenlos kämpfte. Dieser Teil der Ausbildung war der schmerzha f teste überhaupt – trotz Larkyens erhöhter Körperkraft. Doch Khorgo lehrte ihm in vielen einprägsamen Einze l heiten, dass der menschliche Körper selbst eine Waffe war, die todbringend wie ein Schwert sein konnte.
    Der Hunger nach Lebenskraft wurde indes zu Lark y ens ständigem Begleiter. Er wagte nicht einmal, mit dem Schamanen und schon gar nicht mit Khorgo darüber zu sprechen. Der Schamane wusste ohnehin, was in Larkyen vorging, Khorgo jedoch hatte davon keine Ahnung, und Larkyen wurde das Gefühl nicht los, dass der Krieger Majunays in diesem Bedürfnis etwas Schreckliches sehen würde. Deshalb hatte der Schamane ihm auch nichts über diese Eigenschaft Larkyens erzählt.
    Larkyen würde Khorgo dieses Empfinden keinesfalls verübeln, schließlich empfand er die Vorstellung, von der Kraft anderer Lebewesen zu zehren, als ebenso schrec k lich. Früher oder später jedoch würde ihn sein Trieb dazu bringen, sich diesem Verlangen endgültig hinzugeben. Früher oder später würde es notwendig sein.
     
    Es geschah an einem sonnigen Herbstnachmittag, während Khorgo ihn lehrte, wie man ganz auf sich allein g e stellt einen Hinterhalt für mehrere Feinde vorbereitete. Der Krieger ließ Larkyen im Wald zwischen den Bäumen Gruben ausheben, die er mit Farnblättern tarnte. Mit e i nem scharfkantigen Stein schnitt er lange Rindenstreifen von einem Baum und flocht sie zu straffen Schnüren, um daraus Stolper- und Schlingfallen zu bauen. Er erklärte Larkyen zahlreiche Auslösemechanismen und ließ ihn zum besseren Verständnis selbst in diverse Fallen laufen.
    Nicht selten fand Larkyen sich, mit einer Schlinge um den Fuß, am Ast eines Baumes hängend wieder. Doch er lernte viel und schnell und war dem Krieger Majunays sehr dankbar.
    Hoch über ihnen kreiste der Adler und stieß einen Schrei aus. In einem steilen Winkel flog er auf den Boden zu, schrie abermals, um Khorgos Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und stieg sofort wieder gen Himmel auf.
    Khorgo konnte das Verhalten des Steinadlers sofort deuten.
    „Bata warnt uns“, sagte er plötzlich, und noch wä h rend er redete, kam eine Gruppe von vier hochgewachs e nen Re i tern auf das Lager des Schamanen zugeritten – zu groß, um vom Volk der Majunay zu stammen. Sie saßen aufrecht im Sattel, gehüllt in lederne Rüstungen, und tr u gen dicke Schafsfelle über ihren Schultern. Die metall e nen Knäufe ihrer Waffen blitzten im Sonnenschein.
    Khorgo wies Larkyen sofort an, sich zu verstecken, und Larkyen suchte Deckung hinter ein paar Bäumen im Wald.
    Einer der vier Reiter hob die Hand zum Gruß, als sie langsam auf den Schamanen zuritten, der am Feuer saß und schon seit Mittag in der Wärme der Flammen med i tierte. Nur zögernd erhob sich Ojun.
    Khorgo lief, die rechte Hand am Knauf seines Säbels, mit schnellen Schritten auf die Reiter zu.
    „Seid gegrüßt! Wir kommen in friedlicher Absicht“, rief einer von ihnen und stieg aus dem Sattel. Khorgo blieb vor dem Mann stehen. Beide verbeugten sich.
    Larkyen konnte erkennen, dass die Krieger miteina n der sprachen, war jedoch zu weit entfernt, um auch nur ein Wort zu verstehen. Das Gespräch dauerte nur kurz, dann setzten sich die vier Reiter wieder in

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